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Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Die Wall Street ist auch nur eine Straße

Titel: Die Wall Street ist auch nur eine Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Rogers
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besaß keine schwarzen Schuhe. Ich hatte nur ein Paar gesellschaftstaugliche Schuhe. Sie waren aus Cordovanleder und ich hatte sie als Kompromiss zwischen schwarz und braun gekauft. Beide konnte ich mir nicht leisten und beschloss, das Dunkelbraun des Cordovan werde beide Zwecke erfüllen. Ich weiß noch, wie Duncan Clegg, der Präsident des Oxford University Boat Clubs, zu mir kam und sagte: »Sie müssen diese braunen Schuhe loswerden.«
    Ich antwortete: »Sie sind nicht braun, sie sind dunkelbraun – Cordovan.«
    Und für mich waren sie sehr teuer.
    »Nein«, sagte er, »das reicht nicht.«
    Ich sagte: »Mir fehlt einfach das Geld. Es hat mich ein Vermögen gekostet, all die anderen Sachen zu kaufen, und ich kann es mir einfach nicht leisten, noch ein paar Schuhe zu kaufen. Und wenn ich deshalb meinen Platz im Boot verliere, kann ich es auch nicht ändern.«
    Schließlich ließen sie mich meine braunen Schuhe tragen.
    In diesem Jahr, 1966, schlugen wir Cambridge mit dreieinviertel Bootslängen Vorsprung.
    Im Jahr zuvor trugen die Reserveteams beider Universitäten erstmals eine Art Vorkampf aus (diese Tradition hat sich bis heute gehalten). Ich war Steuermann des Isis-Boots für Oxford. (Das Boot der Reservemannschaft ist nach einem Abschnitt der Themse, The Isis, benannt, der durch die Stadt fließt.) In diesem Jahr, meinem ersten Jahr in Oxford, bewarb ich mich um einen Platz im Blue Boat, aber wegen gewisser »Unstimmigkeiten«, wie es die Briten vielleicht ausdrücken würden, hätte ich den Rudersport fast ganz aufgegeben.
    Da alle Sportarten in Oxbridge ausschließlich auf Amateurbasis gepflegt wurden (wir mussten sogar unsere eigenen Uniformen kaufen), arbeiteten dort auch die Rudertrainer ausschließlich ehrenamtlich. In diesem Jahr war der Cheftrainer der Rudermannschaft für das Boat Race ein Australier namens Sam Mackenzie, früher Weltmeister im Einer-Rudern. Er hatte etwas von einem Schwindler und sein Geld früher damit verdient, Hühner nach dem Geschlecht voneinander zu trennen. Wegen seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten genoss er in der Geflügelbranche hohes Ansehen. Bei der Mannschaftsauswahl würden Mackenzie und Miles Morland, der Präsident des Ruderclubs, letztlich die Entscheidung treffen.
    Christopher Dodd schilderte das Problem, mit dem ich konfrontiert wurde, in seinem 1983 erschienenen Buch The Oxford and Cambridge Boat Race folgendermaßen:
    »Jim Rogers jun. war am Balliol College ein glücklicher Mann und steuerte das Isis-Boot, bis er im Januar einen Brief seines Vaters erhielt, der ihn schockierte und verwirrte. Er grübelte einige Tage darüber nach und fühlte sich völlig arglos, hier im Ausland. Dann beschloss er, angesichts des Briefinhalts sei es der leichteste Weg, sich aus der ganzen Szene zurückzuziehen. Er wollte nicht an einem Spiel teilnehmen, bei dem er nicht wusste, wer ehrlich spielte und wer nicht. Er ging zu seinem Trainer David Hardy und sagte ihm, er wolle seinen Platz in der Isis-Mannschaft aufgeben und den Rudersport an den Nagel hängen. Hardy spürte, dass da etwas nicht stimmte, und ging der Sache nach. Er ließ Rogers zu sich kommen und versuchte aus ihm herauszubekommen, warum er aufgegeben hatte. Für Hardy ergab das keinen Sinn. Rogers hatte gute Arbeit geleistet. Also zeigte ihm Rogers seinen Brief …
    Er war an Jim Rogers sen. in Alabama geschickt worden, (der) kaum wusste, wo Oxford war oder was es mit dem Boat Race auf sich hatte. Aber er verstand den Tenor von Mackenzies Bemerkungen. Der Brief enthielt zwei, drei Abschnitte mit Geschwätz über Oxford, das Boat Race und darüber, wie es dem Sohn des Mannes ging. Unten befand sich eine handgeschriebene Notiz des Inhalts, dass ein starker Zuwachs auf Mackenzies Bankkonto – er schlug eine vierstellige Zahl vor – Rogers jun. einen Platz im Blue Boat sichern könne. Noch weiter unten hatte Rogers sen. (seinem Sohn geschrieben): »Ist dieser Mann verrückt oder bin ich es?«
    Ich war damals erst seit ein paar Monaten in Oxford. Andere Mitglieder der Mannschaft kannten einander schon seit Jahren. Ich hatte keine Erklärung, was da vor sich ging, aber was immer es auch war, ich wollte nichts damit zu tun haben. Die einzige Lösung des Problems bestand darin, mich einfach abzuwenden. Das schien mir der Weg des geringsten Widerstands zu sein. Hardy redete mir das aus. Er zeigte den Brief dem Berater und Schatzmeister der Fakultät, einem Jura-Dozenten namens Vere Davidge, Finanzverwalter des Keble

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