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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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    Die Wüste glich einem häßlichen Geschwür auf dem Antlitz der Erde – fast kreisrund, mit einem Umfang von über dreihundert Meilen. Sie existierte nun schon so lange, daß sie als feststehende Tatsache hingenommen wurde.
    Früher war auch die nähere Umgebung bis zu einer Entfernung von mehreren Tagesreisen unbewohnt gewesen, obwohl es dort guten Boden und genügend Wasser gab.
    Aber schon einige Generationen später waren die Menschen langsam wieder in dieses Gebiet vorgedrungen. Im Lauf der Zeit entstanden mindestens ein Dutzend größere Ansiedlungen in unmittelbarer Nähe der Grenzlinie. Das Leben dort war hart und entbehrungsreich, denn es geschah immer wieder, daß ein Ding aus der Wüste auftauchte und Tod und Verderben verbreitete. Aber die Menschen ertrugen es geduldig. Die Menschen ertragen viel.
    Die Wüste war keineswegs nur ein ungewöhnlich öder Landstrich, über den grauenerregende Gerüchte umliefen, sondern genau das, was sie den Erzählungen der Menschen nach sein sollte. Und von hier aus hatten sie nur noch einige Tage lang nach Norden zu marschieren, um sie zu erreichen.
    Jervis Yanderman lehnte sich gegen den Stamm des Baumes, unter dem er nach Sonnenuntergang vor einem Regenschauer Schutz gesucht hatte, und dachte über die Meldungen nach. Drei Späher waren morgens ausgeschickt worden. Zwei von ihnen waren bereits zurückgekehrt, nachdem sie die Grenze zwischen dem fruchtbaren Land und der Wüste erreicht hatten. Damit war ihr Auftrag ausgeführt. Yanderman hoffte, daß der dritte sich nur aus Übereifer verspätet hatte; jedenfalls hatte er einen scharfen Verweis zu erwarten, wenn er sein Ausbleiben nicht mit guten Gründen entschuldigen konnte.
    Er sah in die Senke hinunter, wo die Männer an den flackernden Lagerfeuern saßen. Wenn Großherzog Paul von Esberg sein Heer in Marsch setzte, dann hatte er zuvor jede Einzelheit durchdacht. Manche hatten behauptet, es sei unmöglich, mit zweitausend Mann täglich dreißig Meilen in unbekanntem Gelände zurückzulegen. Und trotzdem hatten sie auch heute ihr Pensum erfüllt, als handle es sich nur um ein Manöver, statt um eine Expedition in unerforschte Gebiete.
    Wenn er sich darüber schon nicht mehr wunderte, überlegte Yanderman, wie konnte er dann überrascht sein, daß die Wüste tatsächlich vor ihnen lag?
    Vor ihm tauchte ein Schatten aus dem Nichts auf, dann verlangte eine barsche Stimme die für heute ausgegebene Parole. Yanderman gab sich zu erkennen und drückte dem Führer der Streife seine Anerkennung aus. Der Mann lachte.
    »Wir haben Sie als Übungsobjekt benutzt, Sir«, gab er zu. »Ich habe Sie vom Lager aus erkannt und meinen Leuten den Auftrag gegeben, Sie so leise wie möglich anzuschleichen.« Er lachte zufrieden. »Gut gemacht«, sagte er dann zu den anderen. Sie grinsten.
    »Sir, wenn ich eine Frage stellen darf«, fuhr der Streifenführer nach einer kurzen Pause fort, »ist es wirklich wahr, daß die Späher das gefunden haben, wonach wir suchen? Im Lager laufen bereits wilde Gerüchte um.«
    »Es ist wahr.«
    Die drei Soldaten sahen sich bedeutungsvoll an.
    »Und ... äh ... ist es dort so, wie in den alten Geschichten erzählt wird? Lauter Teufel und Ungeheuer?«
    »Von Teufeln habe ich nichts gehört«, antwortete Yanderman leichthin. »Was die Ungeheuer betrifft, so mag es dort seltsame Tiere geben, aber schließlich haben wir bereits einige erlegt – und zweitausend Mann sind eine recht ansehnliche Streitmacht.«
    Einer der anderen Soldaten räusperte sich, bevor er sprach. »Sir, dürfte ich Sie darum bitten, eine Wette zu entscheiden? Ich möchte nicht unverschämt erscheinen, aber ...« Der Mann zögerte unentschlossen.
    Yanderman nickte aufmunternd mit dem Kopf. »Einer meiner Kameraden will sich einen Talisman von Granny Jassy kaufen«, fuhr der Soldat fort. »Er behauptet, daß der Herzog auch einen von ihr trägt, dem er seine Erfolge verdankt. Ich bin der Meinung, daß das alles Unsinn ist, deshalb habe ich mit ihm um einen Tagessold gewettet, daß der Herzog sich nicht auf einen Talisman verläßt.«
    Der dritte Mann der Streife, der bisher geschwiegen hatte, trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Yanderman hatte ihn sofort im Verdacht, der zweite der beiden Wetter zu sein. Der Fragesteller wollte eine eindeutige Antwort, über die sich später nicht mehr streiten ließ.
    »Gar nicht dumm, Soldat«, sagte er deshalb. »Du kannst deinem Kameraden von mir ausrichten, daß ich ihm gern

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