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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Emma strafend an. »Warum verlängert ihr die Qualen Ihrer Erlaucht noch? Ihr seht doch, dass sie sterben wird. Gott hat es so bestimmt!«
    »Ich glaube eher, Baron Triberg hat es so bestimmt«, fuhr die Zofe auf. »Außerdem – was hast du hier zu suchen? Dein Platz ist in der Küche. Also scher dich dorthin zurück!«
    »Wäre es Gift, müsste ich es doch auch spüren. Schließlich koste ich alle Speisen der Herrin vor«, gab der Vorkoster zurück.
    »Das Gift muss auf einem anderen Weg in den Leib Ihrer Erlaucht gelangen«, erklärte die Mamsell. »Wenn wir nur wüssten, auf welchem!«
    »Das weiß nur Gott und jener, der es ihr gibt!« Der Blick, mit dem Thomas die Mamsell und Emma bedachte, wirkte so herausfordernd, als würde er sie beschuldigen, die Grafenfamilie vergiftet zu haben.
    Klara war so weit fertig und wollte ihr Reff ergreifen. Da stieß die Mamsell ihre Hand zurück.
    »Deine Kiepe bleibt hier! Niemand darf sie berühren!«
    »Da ich hier nichts verkaufen kann, muss ich weiterziehen!«, beschwerte Klara sich.
    »Deine Mittel scheinen der Herrin zu helfen. Also wirst du bleiben!« Der Tonfall der Mamsell ließ keinen Zweifel daran, dass sie Klara notfalls mit Gewalt daran hindern würde, das Schloss zu verlassen.
    »Du wirst auch hier schlafen, und zwar mit mir zusammen im Nebenzimmer!« Die Zofe wollte Klara unter Kontrolle behalten, hörte sich jedoch um keinen Deut freundlicher an als die Mamsell.
    »Was ist mit Martha?«, rief Klara.
    »Die bleibt in der Kammer. Du kannst durch ein geöffnetes Fenster mit ihr sprechen. Aber ihr dürft euch dabei weder berühren noch euch gegenseitig etwas zuwerfen!«, erklärte die Mamsell und drehte sich zu Thomas um.
    »Es wundert mich, dass du auf einmal von Gottes Hand sprichst, welche die Herrin dahinraffen will, obwohl du früher stets Baron Triberg dafür verflucht hast!«
    Einen Augenblick lang zeigte Thomas’ Miene einen Ausdruck grenzenlosen Hasses, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Mehr über ihn sagen, als ich bereits getan habe, kann ich nicht. Er ist ein Unmensch und hat mir das angetan!« Damit entfernte er die Binde über dem linken Auge und gab den Blick auf eine leere Augenhöhle frei.
    Klara schauderte es, und sie sagte sich, dass der Baron wahrlich ein schlechter Mensch sein musste, wenn er einen anderen Mann so zuschanden schlug.
    »Brauchst du etwas, damit du die Verletzung leichter ertragen kannst?«, fragte sie mitleidig.
    »Ich habe mich daran gewöhnt«, antwortete der Mann und zog die Binde wieder vor die Augenhöhle. Danach verschwand er wie ein Schatten und ließ die Frauen allein zurück.
    Klara sah ihm nach und rieb sich die Stirn. Ihr gefiel der Mann nicht, und sie spürte, dass es der Herrin und auch deren Vertrauten nicht anders erging.
    »Obwohl seine Treue erprobt ist, schaudert es mich jedes Mal, wenn ich Thomas sehe«, sagte die Gräfin mit schwacher Stimme und keuchte dann auf. »Schnell, die Bettschüssel. Ich …«
    Es war zu spät. Klaras Abführmittel begann zu wirken, und so blieb der Zofe nichts anderes übrig, als ihre Herrin mit Klaras Hilfe zu entkleiden, zu waschen und ihr ein neues Nachthemd überzuziehen. Dabei wunderte Klara sich erneut über die zarte, glatte Haut der Gräfin, die so gar nicht zu einer Kranken passte.
    Die Mamsell reinigte unterdessen das Bett. Zwar hätte sie auch eines der Zimmermädchen rufen und diesem befehlen können, es zu tun. Doch die Zimmerflucht der Herrin betraten nur sie und die Zofe. Selbst Thomas hätte nicht einfach hereinplatzen dürfen. Aber keine der Frauen hinterfragte, warum er es getan hatte, denn ihr Interesse galt einzig und allein der Schwangeren, die bald wieder in einem sauberen und mit Parfüm besprühten Bett liegen sollte.

4.
    A uch wenn Klara gegen das Gift, welches in Gräfin Griselda wütete, nichts unternehmen konnte, so gelang es ihr doch, deren Zustand ein wenig zu verbessern. Da sie zudem sanftere Hände besaß als die Zofe oder die Mamsell, bestimmte Letztere sie zur Pflegerin ihrer Herrin.
    Klara schüttelte den Kopf. »Aber ich kann doch hier nicht verweilen! Herr Just erwartet, dass ich meine Strecke abgehe und seine Arzneien verkaufe.«
    »Ein oder zwei Wochen wirst du wohl hierbleiben können«, gab die Mamsell scharf zurück.
    Ihr Blick verriet ihre Überzeugung, dass die Gräfin wohl nicht länger leben würde, und sie wollte ihr die letzten Tage so leicht wie möglich machen. Dazu gehörte auch, dass Klara die Herrin pflegte und deren

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