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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aber hatte sie ausreichend gefrühstückt und würde, wenn sie zum Wirtschaftshof zurückkam, sicher ein Stück Brot und vielleicht sogar ein wenig Wurst bekommen.
    Mit diesem Gedanken suchte sie nach der nächsten Tanne. Im Lauf der nächsten zwei Stunden wurde Marthas Korb allmählich voll. Angst, sich zu verirren, hatte sie keine, denn ihr Vater hatte sie gelehrt, wie sie im Wald die Himmelsrichtung bestimmen konnte, selbst wenn die Sonne nicht schien. Die Rinde der Bäume war auf der Wetterseite anders. Oft wuchs dort Moos, und bei bedecktem Himmel war sie feuchter.
    Martha wanderte daher wohlgemut durch den Forst. Die Warnung vor dem Mann, den die Magd gesehen haben wollte, hatte sie längst vergessen, als sie sich am Nachmittag auf den Heimweg machte.
    Auf einmal sah sie einen Fremden vor sich und hätte beinahe den Korb fallen gelassen. Allerdings machte der Mann keine Anstalten, auf sie loszugehen, sondern blieb etwa fünf Schritte vor ihr stehen. Bekleidet war er mit einer Kniehose, einem knielangen Samtrock, einem mit Federn besetzten Dreispitz und Seidenstrümpfen. In der Hand hielt er einen Gehstock, und an seinen Füßen entdeckte Martha Schuhe mit silbernen Schnallen.
    »Was … was wollt Ihr, Herr?«, fragte sie stockend.
    »Du bist doch erst gestern zum Schloss gekommen. Eine andere Frau war bei dir, mit einer Rückentrage. Was macht ihr dort?«
    »Es wäre höflicher, wenn Ihr erst Euren Namen nennen würdet«, wies Martha ihn zurecht.
    Der andere verzog kurz das Gesicht, nickte dann aber. »Ich tue es, aber sag du zuerst, wer du bist, und wer deine Begleiterin.«
    »Ich bin Martha«, sagte die junge Frau in einem Ton, als müssten diese drei Worte alles erklären. »Meine Freundin heißt Klara Schneidt und ist eine Wanderapothekerin.«
    »Darum hat der Drache, der dieses Schloss bewacht, euch eingelassen. Mich wundert es trotzdem, denn ihr könntet ja auch in meinen Diensten stehen.« Die Stimme des Mannes nahm einen bitteren Klang an, dann seufzte er und stellte sich vor.
    »Ich bin Ludwig, Baron Triberg, und ein Neffe zweiten Grades des alten Grafen und ein Vetter desselben Grades des jungen Grafen.«
    »Ihr seid Triberg?« Martha klang erschrocken.
    Der Baron hob beschwichtigend die Linke. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich tue dir nichts. Vielleicht kannst du mir sogar helfen.«
    »Niemals!«
    »Höre mir doch erst einmal zu!«, bat Triberg. »Die Sache sieht ganz anders aus, als du denkst. Ich habe mit all dem, was auf Schloss Waldstein geschehen ist und noch geschieht, nicht das Geringste zu tun. In den letzten drei Jahren habe ich unter dem Kommando des Herzogs von Marlborough und später unter Max Emanuel von Baiern in Frankreich und den Niederlanden gekämpft. Als ich nach Hause zurückgekehrt bin, musste ich feststellen, dass selbst gute Freunde von mir abrückten, weil sie mich verdächtigten, meinen Onkel und dessen Familie ausrotten zu wollen, um selbst der Erbe von Waldstein zu werden. Dabei habe ich erst an diesem Ort von dem Unglück erfahren, das ihnen widerfahren ist.«
    Ihr Gefühl sagte Martha, dass der Mann die Wahrheit sagte. Sie musterte ihn genauer und las das Entsetzen in seinen Augen.
    »Warum seid Ihr hierhergekommen?«, fragte sie ihn.
    »Weil ich die Wahrheit in Erfahrung bringen will! Vielleicht bin ich an der Reihe, wenn dort niemand mehr von der Herrschaft lebt, denn als nächster Erbe könnte ich dem, der meine Verwandten getötet hat, ebenfalls im Weg sein.«
    Tribergs Aussage hörte sich schlüssig an. Trotzdem gluckste Martha. »Nicht nur denen! Einige Leute im Schloss würden Euch ebenfalls gerne unter der Erde sehen.«
    »Weil sie mich für den Mörder meiner Verwandten halten, nicht wahr?« Triberg stöhnte und strich sich mit der Linken nervös über das Gesicht. »Gräfin Griselda muss unbedingt gerettet werden, ebenso ihr Kind! Außerdem müssen wir den wahren Schuldigen entlarven. Nur auf diese Weise kann meine Ehre wiederhergestellt werden.«
    »Und wer soll dieser wahre Schuldige sein?«, fragte Martha.
    »Um das zu erkunden, brauchte ich die Stammbäume der Familie, die in Schloss Waldstein liegen. Mir selbst wurden sie nach meinem großen Streit mit dem Onkel vorenthalten.« Eine gewisse Bitterkeit, die auch nach Jahren noch nicht gewichen war, schwang in Tribergs Worten mit.
    Martha hatte mit einem Mal das Gefühl, einen wichtigen Punkt zu erkennen. »Worum ging es eigentlich bei diesem Streit?«
    »Das ist eine Sache, die ich nur ungern

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