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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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will in einer halben Stunde aufbrechen, gleichgültig, ob du etwas im Magen hast oder nicht. Gib aber zuerst den Pferden Hafer. Vielleicht wird mein Zossen danach munterer.«
    »Sehr wohl, der Herr!«, antwortete der Knecht und erhob sich gähnend.
    Obwohl ihm nicht viel Zeit blieb, schaffte er es nicht nur, die Pferde zu versorgen, sondern auch eine Riesenportion Morgensuppe zu verschlingen und drei Krüge Bier zu trinken. Tobias kam der Verdacht, dass der Mann bei seinem Herrn nicht viel zu essen bekam und sich daher unterwegs schadlos hielt.
    Als Tobias sich erhob, blieb der Wirt vor ihm stehen. »Ihr wollt doch in Richtung Süden weiterreisen.«
    »Ja, das haben wir vor«, erwiderte Tobias.
    »Dann bitte ich Euch, achtzugeben und Eure Waffen bei der Hand zu halten. Ich habe nämlich gehört, dass sich der Galljockel und der Knüppelpeter in der Gegend aufhalten sollen. Das sind zwei arge Schurken, die schon so manchen Reisenden um sein Hab und Gut gebracht haben. Nicht, dass sie Euch ebenfalls ausrauben.«
    Der Knecht ließ vor Schreck den Löffel in die Suppe fallen. Schnell fischte er ihn heraus und zupfte Tobias mit der anderen Hand am Ärmel. »Wir sollten besser einen Umweg reiten, damit wir den beiden nicht begegnen. Das sind zwei üble Schnapphähne!«
    Mit einer unwilligen Bewegung schüttelte Tobias seine Hand ab. »Gerade weil die Kerle sich hier herumtreiben, müssen wir in die Richtung. Eine Wanderapothekerin meines Vaters ist auf der Strecke unterwegs, und wir müssen sie einholen, bevor sie auf diese Schurken trifft. Sattle also hurtig die Pferde! Ich will gleich weiter. Dir, Wirt, danke ich für die Warnung. Sie wird uns antreiben, bis wir bei Klara sind und ich sie beschützen kann.«
    »Ob Ihr etwas gegen die beiden Halunken ausrichten könnt, möchte ich doch bezweifeln«, meinte der Wirt mit einem spöttischen Auflachen.
    Auch der Knecht glaubte seiner Miene nach nicht, dass der junge Mann auch nur den Hauch einer Chance hätte. Mit dieser Haltung spornten die beiden Tobias’ Entschlossenheit noch mehr an. Er ging hinaus und wies den Knecht des Wirtes an, die Pferde zu satteln.
    Sein Begleiter lief hinter ihm her und redete auf ihn ein. »Wir sollten diese Gegend wirklich meiden. Sonst gehen noch die Pferde verloren, und wir beide werden vom Galljockel und seinem Kumpanen umgebracht.«
    »Ich habe das Pferd für eine Woche gemietet und kann damit dorthin reiten, wo es mir passt. Du kannst ja zurückbleiben. Ich gebe dir zehn Taler als Pfand, dass ich das Pferd wiederbringe«, fuhr Tobias den Mann an.
    »Das Pferd ist viel mehr wert!«, jammerte der Knecht. »Zählt Euer Leben denn gar nichts?«
    Tobias klopfte auf den langen Hirschfänger, den er an seiner Seite trug. »Ich bin bewaffnet und weiß damit umzugehen. Du führst ebenfalls eine Waffe mit dir. Warum also sollten wir diese beiden Halunken fürchten?«
    »Es sind schreckliche Männer. Sie …«, setzte sein Begleiter an und wurde von dem Wirtsknecht unterbrochen.
    »Die Gäule sind gesattelt!«
    »Ich danke dir!«, antwortete Tobias und warf ihm eine Münze zu. Dann wandte er sich zu seinem Reitknecht um. »Was ist jetzt? Kommst du mit, oder überlässt du mir den schnelleren Gaul?«
    Die Angst vor seinem Herrn brachte den Mann dazu, auf sein Pferd zu steigen. Dabei schlug er das Kreuz und flehte Jesus Christus an, die Räuber auf einen anderen Weg zu schicken.
    Tobias schwang sich ebenfalls in den Sattel und ritt an. In Gedanken verfluchte er seinen lahmen Zossen, denn mit diesem Reittier würde er Klara kaum so schnell einholen, dass er sie vor den Räubern beschützen konnte.

10.
    A ls sie das nächste Dorf verließen, trug Martha das Reff auf dem Rücken. Ihre Gedanken beschäftigten sich jedoch weniger mit ihrer Last als vielmehr mit dem, was sie hier erfahren hatten.
    »Ist es nicht seltsam, Klara?«, fragte sie. »Überall, wo wir heute gefragt haben, konnten sich die Leute an deinen Bruder erinnern, aber niemand an einen Mann, der nach ihm gefragt hätte. Dabei hat dein Oheim doch behauptet, er hätte beinahe auf Gerolds gesamtem Weg nach ihm geforscht.«
    »Das wundert mich ebenfalls – oder auch nicht!«, antwortete Klara. »Gerold war meinem Oheim im Weg. Daher halte ich es mittlerweile für möglich, dass er, als mein Bruder nicht zu dem vereinbarten Treffpunkt kam, gar nichts unternommen hat. Stattdessen hat er es sich in den Gasthäusern gutgehen lassen und uns hinterher weisgemacht, er habe verzweifelt nach Gerold

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