Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)
selbst heraus!«, gab Thomas mit heiserer Stimme zurück.
Er spürte bereits eine seltsame Kälte in seinen Gliedern und wankte. Ein wenig bedauerte er, dass er jetzt sterben musste. Dann aber zuckte er mit den Schultern. Schließlich hatte er sich gerächt und das gräfliche Geschlecht fast bis zum letzten Mann ausgerottet. Das musste genügen. Obwohl er bereits wie ein Betrunkener schwankte, riss er ein Messer vom Bord und ging auf Triberg los.
Fast hätte er den Baron überrascht. Triberg stieß jedoch im letzten Augenblick mit seinem Stockdegen zu und durchbohrte Thomas’ Brust.
»So ist es ein schönerer Tod als durch das Gift«, murmelte der Vorkoster noch, dann brach er zusammen und blieb reglos liegen.
»Gott im Himmel!«, flüsterte Klara erschüttert. »Was war das für ein Mensch?«
»Der Teufel wird seine Freude an ihm haben«, antwortete Triberg.
Am liebsten hätte er dem Leichnam einen Fußtritt versetzt. Er beherrschte sich jedoch und ließ Klara an sich vorbei in die Kammer schlüpfen.
Thomas’ Zimmer war besser eingerichtet, als sie es erwartet hatte. Es gab nicht nur ein Bett und einen Stuhl, sondern auch einen alten Schrank sowie drei Hocker und einen Tisch. Auf diesem lag ein hölzernes Kästchen, dessen Deckel offen stand. Als Klara hineinschaute, entdeckte sie ein kleines Behältnis aus Glas, das noch zu einem Drittel mit einem Pulver gefüllt war. Zwei Löffel lagen daneben, von der gleichen Art wie jener, den Thomas zum Vorkosten benutzt hatte. Klara nahm einen heraus und betrachtete ihn im Licht der Laterne.
»So hat er es also gemacht«, murmelte sie.
»Was?«, fragte der Baron verständnislos.
»Seht hier! An diesem Löffel kleben winzige Kristalle. So konnte er das Gift unbemerkt in die Speisen der Gräfin flößen. Er musste nur seinen Löffel in die Suppe stecken, ein paar Worte mit den anderen wechseln, bis sich die Kristalle aufgelöst hatten, und dann noch einmal durchrühren. Schon war es geschehen.«
»Aber er hat doch selbst von der Suppe gekostet!«, rief Martha, die ebenfalls eingetreten war.
»Das hat er, aber immer nur einen kleinen Löffel voll. Und dabei hat er nichts getrunken! Wenn es wirklich Arsen ist, so war die Menge, die er zu sich genommen hat, zu gering, um ihn zu gefährden. Sie half ihm sogar, in gewisser Weise gegen das Gift gefeit zu sein. Nur eine ganz starke Dosis konnte ihn noch töten, und selbst da zog er den blanken Stahl eines Degens vor.« Klara hatte Tränen in den Augen, die jedoch nicht dem Toten, sondern dessen Opfern galten.
»Wir sollten zu Ihrer Erlaucht zurückgehen«, sagte sie leise. »Möge Gott uns beistehen, damit wir ihr Leben bewahren können. Habt auch Dank, Herr Baron, dass Ihr uns zu Hilfe gekommen seid. Selbst zu viert hätten wir diesen Mann nicht daran hindern können, die Gräfin umzubringen.«
»Oh doch!«, erwiderte Martha energisch. »Wenn ich daran denke, wie du aufs Bett gesprungen bist, um den Schurken von Ihrer Erlaucht zu vertreiben … Das macht dir so leicht niemand nach.«
7.
N ach dem Tod des Vorkosters wich der Schatten, der über dem Schloss lag. Nur Klara, Martha und Baron Ludwig war bewusst, dass Thomas seine Morde niemals allein hätte planen und durchführen können. Der Baron bat die beiden jungen Frauen jedoch zu schweigen, um die anderen nicht zu ängstigen.
»Das Leben der Gräfin hängt an einem dünnen Faden«, sagte er leise. »Der geringste Schrecken kann ihr den Tod bringen!«
»Das fürchte ich auch! Doch wollt Ihr in Zukunft in der Angst leben, Thomas’ Auftraggeber könnte einen neuen Mörder schicken?«, fragte Klara.
»Ich werde anhand des Stammbaums meiner Familie herausfinden, wer nach mir der nächste Erbe ist, diesen aufsuchen und ihn zur Rechenschaft ziehen!« Die Stimme des Barons klang hart.
Dennoch wagte Klara einen Einwand. »Und wenn dieser Mann unschuldig ist und der wahre Mörder plant, auch ihn umzubringen? Ihr würdet diesem damit in die Hände spielen und wärt im Grunde nicht besser als Euer Feind.«
»Das werde ich hoffentlich früh genug herausfinden«, erklärte der Baron. »Jetzt werde ich mich erst einmal im Schloss einquartieren, um die Gräfin zu beschützen. Das heißt, wenn die Mamsell mich hier duldet.«
Er lachte verlegen, denn ganz wohl war ihm nicht bei diesem Vorhaben. Zu lange hatte man ihn hier im Schloss als Todfeind angesehen.
Als er jedoch wenig später die Mamsell fragte, lächelte diese erleichtert. »Es wäre mir eine große Beruhigung,
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