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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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dahinter liegt Ares 4, die Station am Rande des äußersten Ausläufers der südlichen Polkappe. Alle zwei Jahre dehnt sich diese Polkappe bis auf wenige Kilometer an die Station heran aus, alle zwei Erdjahre selbstverständlich. Dann kriecht der Ammoniakreif in die südlichsten Dünen der Mortula hinein, und dann beginnen die Besatzungen von Ares 4 eine geradezu albern wirkende Geschäftigkeit zu entfalten.
    Rechts von ihm beginnt eine Warnhupe zu quäken. Plötzlich sind die Gedanken wie weggewischt, ist er voll konzentriert. Es wäre tatsächlich zum Lachen, wenn ausgerechnet heute, ausgerechnet kurz nachdem er sich über die unangebrachte Haarspalterei der Büromenschen erregt hat, etwas eintreten würde, mit dem er nicht gerechnet hat, ein Vorfall, der ihre Sicherheitsbestrebungen in einem anderen Licht erscheinen läßt.
    Kronerts Augen ziehen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Obwohl es sinnlos ist, beugt er sich vor, soweit es die Gurte zulassen, als könne er dadurch besser sehen. Weit vorn, über dem runden, dunklen Rücken des Cerberus glaubt er einen Dunstschleier zu erkennen, der weit hinauf in die dünne Atmosphäre reicht. Mit einer Handbewegung, in die er seinen ganzen Zorn legt, schaltet er das auf die Nerven gehende Warnsignal aus. Einen Augenblick ist nur das feine Singen der Triebwerke um ihn, doch dann setzt ein stärker und stärker werdendes Rauschen ein. Die ersten Ausläufer des Sandsturmes hat er also bereits erreicht.
    Hin und wieder treibt eine der auf Mars häufigen Luftströmungen den grauen, feinen Sand tonnenweise an der Südflanke des Cerberus in die Höhe, läßt ihn hoch hinauf über den Bergrücken steigen und weit entfernt davon wieder zu Boden sinken. Noch besteht keine ernste Gefahr, Kronert muß sich nur davor hüten, in die Sandmassen zu geraten, die vor ihm in enormer Dichte in den Himmel schießen. Hier jedoch, in immer noch erheblicher Entfernung vom Cerberus, droht kein Unheil.
    Kronert betrachtet die Libelle der Leitanlage. Der grünliche Fächer ist auseinandergeflossen. Der Leitstrahl wird durch den Sand zerstreut und gedämpft.
    Plötzlich verliert die Libelle einen ihrer Flügel, Ares 1 hat an Ares 4 übergeben, hat den Leitstrahl planmäßig abgeschaltet, da der Raketoplan wenige Kilometer vor dem Massiv des Cerberus in den Leitbereich von Ares 4 eingeflogen ist. Und eine Bitte um weiteres Senden des Strahles hat der Pilot nicht geäußert.
    Na, und wenn schon? sagt er sich. Der neue Leitstrahl liegt an. Einer ist so gut wie der andere.
    Und doch ist ihm nicht ganz wohl. Der neue Strahl ist schwach und aufgefasert, kommt kaum durch den Flugsand hindurch. Hoffentlich fällt er nicht ganz aus.
    Kronert zieht die Maschine in eine Kurve, um eine Weile im Sturmschatten zu bleiben. Als er zum Lenkhebel greift, schaltet sich knackend die Konturenfolgesteuerung aus. Jetzt muß er aufpassen. Einen Augenblick sinnt er noch darüber nach, daß die Büromenschen vielleicht doch ihre Gründe haben, wenn sie darauf bestehen, daß die Raketoplane bemannt werden, dann taucht er in die dichteren Schleier des Sandes ein. Auf den Tragflächen liegt ein helles Rauschen, und er spürt den Druck der fallenden Massen. Seine Hände umkrampfen die Lenkhebel, um die Maschine auf Höhe zu halten.
    Die dunkle Kontur des Cerberus ist verschwunden, aber bereits nach wenigen Minuten schimmert sie wieder durch den grauen Schleier, wird schnell klarer und schärfer in den Umrissen. Das Rauschen bricht plötzlich ab, der Druck auf den Flächen verschwindet, aufatmend lehnt Kronert sich nun zurück. Er ist durch. Er hat die fallenden Sandmassen überwunden und fliegt jetzt in Lee des Gebirges. Weit über ihm schließen sich die Staubwolken wie die Wölbung eines mächtigen Domes. Die einflügelige Libelle auf seinem Steuerpult zittert schwach und kraftlos.
    Unmittelbar vor ihm schießen über die Flanken des schwarzen Berges Unmengen von Staub empor. Er zwingt sich, so weit wie möglich an den flatternden Vorhang heranzugehen, drängt die Maschine aus der Kurve, als das Rauschen erneut beginnt und sie wie irrsinnig zu steigen anfängt. Sie steigt trotz der dünnen Atmosphäre, und plötzlich geht ihm auf, welch ungeheure Geschwindigkeit dieser Sandsturm haben muß.
    Zehn Minuten fliegt er parallel zu dem Gebirge, dann zieht er den Raketoplan erneut in eine enge Kurve. Er fühlt, wie die Zentrifugalkraft die Wangenhaut auf seinen Backenknochen zum Flattern bringt, spürt die Last, die ihn in den

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