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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiter bis zur letzten. Der Donner des Wassers wich etwas aus den Ohren, wie jene leichte Ertaubung, wenn man von einem hohen Berge kommt. Nun eine längere Brücke. Nun das steinige Ufer. Von links kam zum Brückenkopfe ein ländlicher Fahrweg herab. Vor ihnen stand die Böschung, wo das steinige Bett der Wasser randete. Der jüngste von den Bauern ging gleich davon und in den Marktflecken hinein, um den Gemeindearzt zu holen, wie sich später zeigte, und jemand vom Rathaus oder der Gendarmerie.
    Sie knieten bei dem Toten, öffneten seine Kleider, behorchten das Herz.
    Es bestand kein Zweifel mehr.
    Zdenko blickte, nachdem gebetet worden war, in die Planei hinaus, über das schäumende Wasser, in die Sonne. Dann auf Ivo. Es mag sein, daß Zdenko’s Augen geblitzt hatten. In den noch feuchten Blick des Reitburschen trat etwas wie ein erschrockenes Staunen, fast ein ehrliches Entsetzen. Zdenko sah weg. Von jetzt an wußte er, daß es galt, sich zu beherrschen, den seltsamen neuen Mut zu verbergen, der ihn, und gerade angesichts dieses Toten, erfüllte, notwendigerweise beleidigend für jeden Zeugen der Stunde, die Trauer gebot.
    F ast gleichzeitig mit dem Arzte, dem Postenkommandanten der Gendarmerie und dem Bürgermeister, erschienen, auf ihrem Spaziergange, der Doctor Harbach und Chwostik bei der Abzweigung des Fahrweges zum Wasser und zur Brücke.
    Das Zusammentreffen der drei Menschengruppen, die alsbald um den toten Mann am Ufer als um ihren für jetzt natürlichen Mittelpunkt geschart waren und sich dabei mischten, wobei zwischendurch und zunächst ohne weitere Erklärung Chwostik und Zdenko einander begrüßten (letzterer in aller Stille auch von Doctor Harbach in außenstehender Weise wiedererkannt) – dieses Zusammentreffen erzeugte viel flügelschlagende Bewegung, die schließlich von der amtlichen Seite der Sache her eine einheitliche Richtung erhielt und sich etwas beruhigte. Nachdem vom Gemeindearzte – mit welchem sich sein Münchener College inzwischen bekannt gemacht hatte – der Eintritt des Todes bei Donald festgestellt worden war, ein Herztod und kein Ertrinkungstod (das letztere lag auf der Hand), lud der Bürgermeister die Zeugen des Unfalls auf’s Rathaus, um ein Protokoll aufzunehmen. Die beiden Ärzte erwogen halblaut die etwa bestehende Möglichkeit, angesichts der klaren Sachlage um eine Leicheneröffnung herumzukommen, anderseits, bei der herrschenden Sommerhitze, die Notwendigkeit sofortiger Conservierungsmaßnahmen; schon auch hatte Chwostik davon gesprochen, daß der Tote überführt werden müsse, wahrscheinlich sogar nach England.
    Inzwischen waren noch zwei Leute des Postenkommandanten mit einer Tragbahre aus dem Marktflecken gekommen.
    Zdenko tat ein paar Schritte abseits gegen das Wasser zu. In tiefer Beruhigung stand der Ton der Fälle, von hier nicht mehr heulend, rauschend und zischend, sondern als ein einiger Orgelpunkt. Die gewaltige Bewegung der Wasser ward solchermaßen stehend, ein in sich gekehrter Donner, das Kommen und Gehen in einem, im Ohr ein Massiv aufrichtend, an dessen sonorer Ruhe all sonstiges klein vorüberging.
    C hwostik schritt durch die Straßen der Ortschaft, über Brücken und Wasserarme. Den Weg zum Postamt wies man ihm. Nun meinte er plötzlich zu begreifen, was ihm auf der ,Cobra‘, noch im adriatischen Meer, unverständlich gewesen war: die lebhafte Wiederkehr jener so außerordentlich bewegten Zeit vor zweiunddreißig Jahren, seiner damaligen Mühen, Sorgen und Ängste (im Hinblick auf die Engländer auch, wegen der zwei Weiber, die er bei sich gehabt hatte!). Und daß etwas von jener Bewegtheit wiederkehren wollte. Gut! Sollte es sein! So hatte er gedacht. Aber was eigentlich, was sollte da sein? Nun war es da, war der Kern aus der Nuß gesprungen, ein harter Kern. Während er das Amt betrat, noch schwangen die Klapptüren, senkte er den Kopf in tiefer Benommenheit. Am Schalter saß Münsterer und erkannte ihn sofort. „Was führt Sie hierher nach Slunj, Herr Chwostik?“ sagte er, während sie einander die Hände schüttelten. „Ein trauriger Anlaß“, antwortete Chwostik. Aber das stimmte wohl nicht ganz. Nur auf das Postamt hier hatte ihn der traurige Anlaß geführt. „Womit kann ich Ihnen dienen, Herr Chwostik?“ fragte Münsterer. „Ich bin hier ganz allein, meine Beamten sind eben zum Essen gegangen“, setzte er, die herrschende Stille gleichsam erklärend und rechtfertigend, hinzu. „Ein Telegramm“, antwortete Chwostik. Er sah

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