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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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ja sogar die Frau Henriette, oder was immer ihn dort in der Bibliothek von Vanice besucht haben mochte, wenn er über seinem Brantôme gesessen war, die ein oder zwei Male. Das lag jetzt und von hier aus wie durch ein umgekehrtes Opernglas gesehen. Donald aber umgriff er durchaus, Anfang und Ende, das erste und das zweite Straucheln.
    Es war dem tapferen alten Kroaten unten in der Tat gelungen, das Seil – mit ganz langsamer und ruhiger Bewegung – unter Donalds Rücken durchzuschieben; nun schlug er vor der Brust den Knoten und bog dann dem Regungslosen die Arme herab. Schon zogen sie oben straff. Er konnte nicht mehr fallen.
    Schubweise geschah der Rückzug von dem gefährlichen Unternehmen. Auch Zdenko und Ivo mußten jetzt an die Seile, und der eine von den beiden Bauern führte das Kommando. Zweimal, als Donald’s Körper hängen blieb, im unteren Teil, an irgendeinem Zacken, mußte erst der alte Mann nachgezogen werden, der ihn dann befreite. Seilwechsel und Sicherung geschahen mit äußerster Vorsicht. Weiter heroben, wo der Fels glatt war und glitschig vom Moose, ging’s leichter. Schließlich brachte man Donald mit den Schultern über den Steg und auf die Bohlen, und half sodann seinem Retter. Dieser saß erschöpft auf dem Stege nieder. Zdenko berührte der Anblick Donald’s unheimlich. Die Augen waren halb geschlossen und schienen fast verdreht. Ivo kniete neben ihm; der jüngste von den drei Kroaten sagte jetzt etwas zu diesem, in sein Ohr sprechend. „Was sagt er?“ fragte Zdenko auf die gleiche Weise. „Dieser Mann ist vor Schrecken gestorben“, übersetzte der Ungar. Sie hatten den regungslosen Körper um und um gewandt, er zeigte keinerlei Verletzung, war trocken, bis auf ein paar Spritzer; am Rücken wies der karrierte Reiseanzug die breite grüne Schleifspur vom glitschigen Moose. Zdenko fiel ein, daß er Cigaretten und Streichhölzer bei sich hatte, und so teilte er aus. Der alte Mann saß noch immer erschöpft auf den feuchten Bohlen.
    Donald war tot. Als diese unabweisbare Tatsache bei Zdenko Eingang fand, war’s ihm, als schlüge ein Paukenschlegel den Punkt hinter jenes Zeitstück, das sich eben vorhin wie in Klammern herausgehoben hatte, von Donald’s Straucheln zu Wien auf der Straße, bis zu seiner letzten verzerrten Bewegung hier auf dem feuchten Steg. Damit war es vergangen – ja, es war von allem das Einzige, was nun wirklich und deutlich und ganz ver gangen war! – es zeigte sich als klar abgesetzt, fast körperhaft, man konnte es fest im Blicke halten, als griffe man es mit der Hand, es war gebändigt. Die Empfindung kehrte wieder, mit welcher Zdenko vor kurzem ohne jede Furcht über die schäumende Planei hingeblickt hatte, und dann Ivo in die Augen. Plötzlich bemerkte er, daß dieser weinte. Ihn kam das nicht an. Er besaß jetzt schon den nächsten Schritt, den er tun würde, das Heraustreten aus sich selbst, wie aus einer Höhle, sah jetzt wieder die Sonne über dem schäumenden Wasser, hörte jetzt wieder und wie zum ersten Mal dessen tosenden Lärm, und erblickte neu die Männer auf dem Stege, und den hingestreckten Toten.
    Diesen hoben dann die beiden jüngeren Kroaten auf. Zdenko und Ivo wollten beispringen, aber ihnen ward ernsthaft und mit Kopfschütteln abgewunken und bedeutet, sich an den Schluß zu setzen. Bevor man die Stelle passierte, wo jetzt gegen den Absturz zu das Geländer fehlte, untersuchte der Alte die Pfosten, denen es aufgelegen hatte. Sie standen freilich fest. Aber jene Zimmermanns-Kerben, darin die Stange eingesenkt gewesen war, erwiesen sich als stark verquollen, und das mochte wohl auch bei den aufliegenden Enden der Stange selbst ganz ebenso gewesen sein, so daß diese durch die Feuchtigkeit, und vielleicht auch die vom Wasser erzeugte Vibration, schließlich samt dem großen Nagel aus ihrer Bettung hatte gedrängt werden können. Ein vergleichsweiser Blick auf das nächste Widerlager zeigte jedoch nichts von alledem. Hier hätte das Geländer den schwersten Mann gestützt, ohne zu weichen.
    Sie bewegten sich nun mit der Leiche – der alte Mann ging knapp hinter Zdenko und Ivo – weiter in der Richtung gegen das andere Ufer zu, woher Donald gekommen war, nachdem vorher noch der jüngste von den drei Männern die Seilbündel in die Mühlenhütte zurückverbracht hatte. Oftmals mußten die Burschen rasten, welche den Toten auf diesem Vorsicht fordernden Wege trugen. So von Mühle zu Mühle, die alle verschlossen waren, und Steg nach Steg

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