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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stunde vier bis fünf Briefe. Nach England, nach Canada und sonst noch wohin. Ihre Schrift war groß und aufgerichtet, die Feder machte viel Geräusch, wenn sie über das lila Briefpapier fuhr. Clayton lag am monströs geschwungenen mächtigen Diwan. An Milohnić in Wien schrieben sie einmal eine Karte.
    N ach zehn Tagen erst weiter. Dem slowenischen Wirt war leid um solche Gäste, die von ihm gehegt und gepflegt worden waren, so daß die Claytons, wenn auch auf altväterische Art, mehr Komfort genossen hatten als man heute in manchem großen Hotel antrifft. Die nicht allzu lange Reise führte in ein wahrhaft anderes Tal, das von einem tief in sein enges Bett gezwängten Flusse gebildet war. Aber als sie, nach einer Wagenfahrt von Cetin bis zur Korana, an dieser entlang ihren ersten Spaziergang machten, wurde bald offenbar, daß der immerwährende und zunehmende Donner, welcher hier den Luftraum erfüllte, unmöglich von dem eingeschnittenen Flußbette neben ihnen ausgehen konnte.
    Wie aufgerissen war dieses linker Hand nach einer Biegung. Die Einmündung aber zeigte sich bald abgeschlossen durch eine senkrechte weiße Wand von enormer Höhe, die, eins mit ihrem Donner, jetzt in geringer Entfernung vor ihnen stand.
    Einen Augenblick lang rang Clayton nach Atem, als wäre ihm dieser wirklich ausgeblieben. Man kann nicht annehmen, daß ihm die einfachste Erklärung damals oder später eingefallen ist für die Übermacht des Eindruckes, den er jetzt erlitt: daß nämlich große Wassermengen von ihm bis dahin nur als waagrechte gesehen worden waren – etwa auf Seereisen – nie aber als senkrechte Wand aufgerichtet (sie erschien wenigstens im ersten Augenblicke als senkrecht und als einheitlich).
    Auch Harriet schwieg. Auch sie war doch dem Schrecken zugänglich.
    Oben an der weiß-schäumenden Kante – der untere Teil der Fälle stand in Schleiern – zeigten sich unverständliche Einzelheiten: Dächlein, Brücken, Gitter oder dergleichen, von altem braunem Holze. Diese Dinge dort oben wirkten schrecklich; gerade sie waren eigentlich das Schrecklichste an dem Katarakt, und doch lag es so ganz jenseits der Sagbarkeit, warum eigentlich.
    Sie gingen jetzt weiter. Der Donner stand links, dann hinter ihnen, der Fall ihren Blicken entzogen.
    E s sind die Wasserfälle der Slunjčica – fast mitten im Orte Slunj gelegen – eine sehenswerte Merkwürdigkeit jener Gegend, am allermeisten freilich war es ihre Bekrönung. Sie ist heute in solcher Weise nicht mehr vorhanden und dürfte schon vor mehreren Jahrzehnten zum Teil verschwunden gewesen sein. 1877 jedoch breitete sich noch dies eigentümliche Gerümpel mitten im schäumenden Wasser über die ganze obere Kante des Absturzes, mit Verbindungs-Stegen, geringen Geländern, Hüttchen und nicht immer Vertrauen erweckenden Brücken dazwischen. Es waren Mühlen, was sich da über die Breite des Kataraktes zog; und zwar sehr viele. Jede gehörte einem anderen Bauern.
    Clayton und Harriet überschritten das tief eingewühlte Bett der Korana als sich eine Brücke bot und traten in eine veränderte Gegend. Die Slunjčica kam von weit her durch eine Art steiniger Planei: und hier jetzt das Wasser – es war in mächtige Breite auseinandergeflossen, brodelnd und unruhig in seiner ganzen Ausdehnung. Unmittelbar daran und dahinter die ersten Häuser des Marktes Slunj. Die Linie der Mühlen, welche den Katarakt bekrönten, wurde von Harriet und Clayton jetzt von rückwärts gesehen, aus einer Entfernung von etwa hundert Schritten: und darüber hinweg fiel der Blick in den leeren Luftraum. Erst indirekt erkannten sie, was diese braunen Wasserhütten eigentlich zu bedeuten hatten. Von der Straße hier zweigte eine andere in spitzem Winkel ab, gegen den Fall zu, dicht an das Wasser heranführend. Dort standen Wagen, hochbepackt mit Säcken, welche abgeladen und von einzelnen Männern über die Brücklein hinaus längs des Falles getragen wurden. Einige der Männer gingen nicht sehr weit, zur dritten oder vierten Hütte im schäumenden Wasser. Andere sah man ganz draußen klein mit den Säcken über die Stege gehen.
    W as an dem gesehenen Bilde auf Clayton und Harriet innerlich tief und für den Augenblick fast vernichtend einwirkte, ist schwer zu sagen. Ein Wasserfall ist kein seltenes Naturphänomen. Die Mühlen an seinem oberen Rand allerdings bildeten eine Curiosität, die sie doch gerade als solche nicht zu empfinden und also abzuwehren vermochten. Beim Heimwege wandten sie sich noch

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