Die Weisheit des Feuers
durchströmten, als er Carvahall hatte verlassen müssen. Das hätte er den Menschen gern erspart. Außerdem hätte er die Männer des Dorfes aufgefordert, sich ihnen anzuschließen. Zehn oder zwanzig Schwertarme mehr konnten durchaus über Sieg oder Niederlage entscheiden, und Roran kannte die Inbrunst, mit der Menschen Heim und Herd verteidigten, besser als die meisten anderen. Edric hatte seinen Vorschlag jedoch abgelehnt und angeordnet, dass sich die Varden in den Hügeln südöstlich des Dorfes versteckt halten sollten.
»Wir können von Glück reden, dass sie zu Fuß sind«, murmelte Carn und deutete auf die Kolonne rot gekleideter Soldaten, die sich dem Dorf näherte. »Sonst wären wir niemals vor ihnen hier eingetroffen.«
Roran sah sich nach seinen Männern um. Edric hatte ihm vorübergehend den Befehl über einundachtzig Krieger übertragen: Schwertkämpfer, Speerträger und ein halbes Dutzend Bogenschützen. Einer von Edrics Vertrauten, Sand, befehligte weitere einundachtzig Männer des Trupps, während Edric den Rest anführte. Die drei Gruppen drängten sich unter den Buchen zusammen. Ein Fehler, fand Roran. Sie würden wertvolle Zeit benötigen, sich neu zu formieren, wenn sie aus ihrer Deckung hervorbrachen und angriffen. Zeit, die den Soldaten helfen würde, ihre Verteidigung aufzustellen.
Roran beugte sich zu Carn hinüber. »Es ist keiner darunter, dem Arme oder Beine fehlen oder der andere schwere Verletzungen hat, aber das beweist noch nichts. Kannst du feststellen, ob Männer dabei sind, die keinen Schmerz empfinden?«
Carn seufzte. »Ich wünschte, ich könnte es. Dein Cousin wäre dazu vielleicht in der Lage, denn die einzigen Magier, die Eragon fürchten muss, sind Murtagh und Galbatorix. Ich dagegen bin nur ein armseliger Zauberer und wage es nicht, die Soldaten auszuspionieren. Sollten sich unter ihnen verkleidete Magier befinden, würden sie mich sofort bemerken. Und mit großer Wahrscheinlichkeit könnte ich ihren Geist nicht brechen, bevor sie ihre Kameraden vor uns warnen würden.«
»Dieses Gespräch scheinen wir vor jedem Kampf zu führen«, bemerkte Roran, der die Bewaffnung der feindlichen Soldaten eingehend prüfte und sich überlegte, wie er seine Männer am besten einsetzen sollte.
»Das stimmt«, erwiderte Carn lachend. »Ich hoffe nur, dass es auch so bleibt, denn wenn nicht...«
»... ist mindestens einer von uns tot...«
»... oder Nasuada hat uns unterschiedlichen Hauptleuten zugeteilt...«
»Und dann sind wir auch so gut wie tot, weil kein anderer uns den Rücken so gut freihält«, schloss Roran den Satz und lächelte schwach. Es war mittlerweile ein alter Scherz zwischen ihnen geworden. Dann zog er den Hammer aus dem Gürtel und zuckte zusammen, als ein Schmerz durch das Bein fuhr, das der Ochse ihm mit seinem Horn aufgerissen hatte. Stirnrunzelnd massierte er die Stelle.
Carn sah es. »Geht es dir gut?«
»Es wird mich nicht umbringen«, meinte Roran, verbesserte sich dann jedoch. »Vielleicht wird es das, aber ich will verdammt sein, wenn ich hier warte, während ihr losgeht und diese stümperhaften Idioten in Stücke hackt.«
Als die Soldaten das Dorf erreichten, marschierten sie einfach quer durch und hielten sich nur so lange auf, wie sie brauchten, um die Türen aller Häuser aufzubrechen und die Räume zu durchsuchen. Ein Hund sprang mit gesträubtem Fell hinter einem Regenfass hervor und kläffte die Soldaten an. Da trat einer der Männer vor und durchbohrte ihn mit seinem Speer.
Als die ersten Soldaten das Ende des Dorfes erreichten, packte Roran den Hammer fester, denn nun würden sie in Kürze zuschlagen. Plötzlich hörte er schrille Schreie. Eine düstere Vorahnung packte ihn. Aus der vorletzten Hütte tauchte ein kleiner Trupp Soldaten auf, die drei sich heftig wehrende Leute hinter sich herzogen. Einen dürren weißhaarigen Mann, eine junge Frau mit zerrissener Bluse und einen höchstens elfjährigen Jungen.
Roran trat der Schweiß auf die Stirn. Er begann, leise vor sich hin zu fluchen, verwünschte die drei Gefangenen dafür, dass sie nicht mit ihren Nachbarn geflohen waren, verwünschte die Soldaten für das, was sie getan hatten und noch tun würden, verwünschte Galbatorix und die Launen des Schicksals, die sie alle in diese Lage gebracht hatten. Er hörte seine Männer hinter sich wütend murren. Sie brannten darauf, die Soldaten für ihre Grausamkeit zu bestrafen.
Nachdem die Soldaten alle Häuser durchsucht hatten, kehrten sie zum
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