Die Weisheit des Feuers
Verängstigt vom Geruch des Blutes, scheute das Pferd des Toten, schlug aus und galoppierte, eine Staubwolke hinterlassend, aus dem Dorf.
Roran hielt sich an einem Querbalken des Hauses fest, um Schneefeuer an Ort und Stelle zu halten, während er verzweifelt überlegte, was er jetzt tun sollte. Sie saßen fest. Sie konnten ihre Deckung nicht verlassen, ohne Gefahr zu laufen, von Bolzen gespickt zu werden, bis sie wie Igel aussahen.
Eine kleine Gruppe von Rorans Kriegern ritt im Schutz der Häuser zu ihm. »Was machen wir jetzt, Hammerfaust?«, fragten sie. Dass er gegen seine Befehle verstoßen hatte, schien sie nicht sonderlich zu stören. Im Gegenteil, sie blickten ihn mit neu erwachtem Vertrauen an.
Während sich seine Gedanken überschlugen, fiel sein Blick zufällig auf Bogen und Köcher am Sattel eines der Männer. Er lächelte. Es gab nur wenige Bogenschützen unter ihnen, aber grundsätzlich trugen alle Pfeil und Bogen, damit sie jagen und zur Verpflegung der Truppe beitragen konnten, wenn sie weitab vom Lager der Varden durch die Wildnis streiften und sich selbst versorgen mussten.
Er deutete auf das Haus, an dem er lehnte. »Nehmt eure Bogen und klettert hier rauf. Wenn euch euer Leben lieb ist, bleibt in Deckung, bis ich euch einen anderen Befehl gebe. Sobald ich es sage, schießt ihr so lange auf die Soldaten, bis ihr entweder keine Pfeile mehr habt oder der letzte Feind tot ist. Verstanden?«
»Jawohl!«
»Also los! Diejenigen, die auf diesem Dach keinen Platz mehr finden, suchen sich eigene Häuser, von denen aus sie die Soldaten beschießen können. Harald, informiere die anderen und bring anschließend, so schnell du kannst, unsere zehn besten Speer- und Schwertkämpfer zu mir.«
»Jawohl!«
Die Soldaten führten hastig seine Befehle aus. Die Männer, die Roran am nächsten standen, lösten ihre Bogen und Köcher von den Sätteln, stellten sich auf die Rücken ihrer Pferde und zogen sich auf das Reetdach des Hauses. Kurze Zeit später hatte sich der größte Teil von Rorans Trupp auf die Dächer von sieben Häusern verteilt, etwa acht Mann pro Dach, und Harald war mit den Speer- und Schwertkämpfern zurückgekehrt.
»Hört zu«, erklärte Roran ihnen. »Wenn ich den Befehl gebe, werden die Männer auf den Dächern anfangen zu schießen. Sobald die erste Pfeilsalve die Soldaten erreicht, reiten wir los und versuchen, Hauptmann Edric zu retten. Sollte es uns nicht gelingen, werden diese Rotröcke zumindest unsere Klingen zu schmecken bekommen. Die Bogenschützen sollten genug Verwirrung unter den Soldaten stiften, damit wir sie erreichen, bevor sie ihre Armbrüste einsetzen können. Verstanden?«
»Jawohl!«
»Also dann... Feuer!«, schrie Roran.
Mit lautem Gebrüll richteten sich die Männer auf den Dächern auf und feuerten über die Dachfirste eine Salve auf die Soldaten unter ihnen ab. Der Pfeilhagel pfiff durch die Luft wie ein Schwarm blutrünstiger Raubvögel, der sich auf seine Beute stürzt.
Einen Moment später konnten sie die Schmerzensschreie der Soldaten hören. »Jetzt! Los!«, rief Roran und trieb Schneefeuer an.
Gemeinsam galoppierten er und seine Männer um die Ecke des Hauses und zwangen ihre Pferde dabei in eine so enge Kurve, dass die Tiere fast gestrauchelt wären. Roran vertraute auf seine Schnelligkeit und das Geschick der Bogenschützen, als er an den Soldaten vorbeipreschte, deren Formation sich aufgelöst hatte. Sie erreichten die Stelle, an der Edrics Trupp auf die Soldaten getroffen war. Der Boden war glitschig von Blut und zwischen den Häusern lagen die Leichen vieler guter Männer und edler Pferde. Die verbliebenen Varden fochten Mann gegen Mann gegen die Soldaten. Zu Rorans Überraschung war Edric noch am Leben und kämpfte Rücken an Rücken mit fünf seiner Krieger.
»Bleibt dicht hinter mir!«, schrie Roran seinen Leuten zu, als sie sich in die Schlacht stürzten.
Schneefeuer schleuderte zwei Soldaten mit Huftritten zu Boden, brach ihnen die Schwertarme und zertrümmerte ihre Rippen. Der Mut seines Hengstes feuerte Roran an und sein Hammer sauste nur so durch die Luft. Er knurrte vor Kampfeslust, als er einen Soldaten nach dem anderen tötete. Keiner der Feinde vermochte der Wildheit seiner Hiebe etwas entgegenzusetzen. »Zu mir!«, schrie er, als er Edric und die anderen Überlebenden erreicht hatte. »Zu mir!«
Der andauernde Pfeilhagel zwang die Soldaten vor ihm, sich mit ihren Schilden zu schützen, während sie gleichzeitig die Schwerter und
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