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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beibrachten, ganz zu schweigen von dem, was er von Juilin und Thom aufschnappte, da musste Noal ihm nicht auch noch den Kopf mit irgendwelchem Unsinn füllen.
    Plötzlich schlug sich Noal auf die Schenkel und setzte sich kerzengerade auf. »Es ist mir wieder eingefallen«, sagte er, und dann fing der Narr an zu rezitieren.
    »Das Glück reitet wie die Sonne ganz oben mit dem Fuchs, der den Raben fliegen lässt. Glück ist seine Seele, der Blitz sein Auge, Er reißt die Monde vom Himmel herunter.«
    Der alte Mann mit der gebrochenen Nase schaute sich um, als wäre ihm gerade erst eingefallen, dass noch mehr Leute anwesend waren. »Ich habe lange versucht, mich wieder daran zu erinnern. Es stammt aus den Prophezeiungen des Drachen.«
    »Sehr interessant, Noal«, murmelte Mat. Die Farben wirbelten wieder durch seinen Kopf wie an dem Morgen, als die Aes Sedai in Panik geraten waren. Diesmal blitzten sie vorüber, ohne sich zu einem Bild zusammenzusetzen, aber er fühlte sich kalt, als hätte er nackt unter einem Busch geschlafen. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass ihn jemand mit den Prophezeiungen in Verbindung brachte. »Vielleicht könnt Ihr uns einmal die ganze Geschichte vortragen. Aber nicht heute Nacht, ja?«
    Tuon schaute durch die Wimpern zu ihm hoch, eine schwarze Porzellanpuppe in einem Kleid, das ihr zu groß war. Beim Licht, hatte sie lange Wimpern. Sie ignorierte Egeanin, als würde die andere Frau nicht existieren, und tatsächlich bemühte sich Egeanin nach besten Kräften, zu einem Teil der in der Wand eingebauten Kommode zu werden. So viel zu der Hoffnung mit dem Ablenkungsmanöver.
    »Das Spielzeug will nicht unhöflich sein«, murmelte Tuon mit ihrem langsamen, honigsüßen Akzent. »Man hat ihm nur nie Manieren beigebracht. Aber es ist spät, Meister Charin; Zeit, dass Olver ins Bett kommt. Bringt Ihr ihn zu seinem Zelt? Wir spielen ein anderes Mal weiter, Olver. Würde es dir gefallen, wenn ich dir beibringe, wie man Steine spielt?«
    Und ob das Olver gefiel. Er hüpfte beinahe im Sitzen auf und ab, als er das sagte. Dem Jungen gefiel alles, das ihm Gelegenheit bot, eine Frau anzulächeln, ganz zu schweigen davon, Dinge zu sagen, die ihm eigentlich so viele Ohrfeigen hätten einbringen sollen, dass seine Ohren zur doppelten Größe anschwollen. Falls Mat je herausfand, welcher seiner »Onkel« ihm das beibrachte... Aber der Junge sammelte die Spielsteine ein und rollte das mit Linien bemalte Tuch zusammen, ohne ein zweites Mal darum gebeten zu werden. Er machte sogar eine artige Verbeugung und bedankte sich bei der Hochlady, bevor er sich von Noal aus dem Wagen führen ließ. Mat nickte anerkennend. Er hatte dem Jungen beigebracht, wie man eine Verbeugung machte, aber für gewöhnlich fügte der Junge bei einer hübschen Frau noch ein anzügliches Grinsen hinzu. Falls er je herausfand, wer...
    »Gibt es einen Grund, warum Ihr mich stört, Spielzeug?«, fragte Tuon kühl. »Es ist spät, und ich wollte mich eigentlich schlafen legen.«
    Er machte eine Verbeugung und schenkte ihr sein gewinnendstes Lächeln. Er konnte höflich sein, auch wenn sie es nicht war. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass es Euch gut geht. Diese Wagen sind unbequem, und ich weiß, dass Ihr nicht glücklich über die Kleider seid, die ich Euch besorgen konnte. Ich dachte, dass Ihr Euch hiermit vielleicht besser fühlt.« Er fischte den Lederbeutel aus der Tasche und präsentierte ihn schwungvoll. Für gewöhnlich gefiel Frauen das Schwungvolle.
    Selucia spannte den ganzen Körper an, sie kniff die blauen Augen zusammen, aber Tuon wackelte mit den schlanken Fingern, und die vollbusige Zofe beruhigte sich wieder. Jedenfalls etwas. Im Großen und Ganzen mochte Mat lebhafte Frauen, aber wenn sie das hier ruinierte, würde er ihr den Hintern versohlen. Er hielt mühsam das Lächeln aufrecht und schaffte es sogar, es noch stärker strahlen zu lassen.
    Tuon drehte den Beutel mehrere Male in ihren Händen, bevor sie die Schnur löste und den Inhalt in ihren Schoß schüttete, eine schwere Kette aus Gold und geschnitztem Bernstein. Ein teures Stück, und dann auch noch eine seanchanische Handarbeit. Er war stolz, diese Kette gefunden zu haben. Sie hatte einer der Akrobatinnen gehört, die sie von einem seanchanischen Offizier bekommen hatte, aber da ihr Verehrer nun zurückgeblieben war, war sie bereit gewesen, sie zu verkaufen. Sie passte nicht zu ihrer Haut, was auch immer das zu bedeuten hatte. Er lächelte und

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