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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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frei machten? Sie besuchten die Dörfer und manchmal auch die Städte, wenn sie sich sicher waren, dass keine Seanchaner in der Nähe waren. Wenn eine Aes Sedai von etwas überzeugt war, dann musste es auch so sein. Zweimal kamen sie zurückgeeilt, als sie eine Stadt zur Hälfte voller Siedler auf dem Weg nach Norden fanden. Sie berichteten ihm, was sie bei ihren Besuchen erfuhren. Er glaubte es zumindest. Teslyn schien ihm dankbar zu sein, auf Aes Sedai-Weise. Edesina auch. Irgendwie zumindest.
    Trotz ihrer Unterschiede blieben Joline, Teslyn und Edesina zusammen wie eine gehütete Schar Gänse. Sah man eine, sah man sie alle. Vermutlich lag das daran, dass sie beim Spaziergang ordentlich die Kapuzen hochschlugen und vermummt waren und eine Minute später Bethamin und Renna und Seta ihnen hinterher schlichen. So richtig unauffällig, aber die »Mädchen« nie auch nur eine Sekunde aus den Augen lassend. Die Gänseherde. Ein Blinder hätte gesehen, dass es zwischen den beiden Gruppen Spannungen gab. Ein Blinder hätte gesehen, dass sie alle keine Dienerinnen waren. Die Sul'dam hatten respektierte Positionen eingenommen, Positionen mit Autorität, und sie bewegten sich fast so arrogant wie die Aes Sedai. Aber Mat konnte die Geschichte nun einmal nicht mehr ändern.
    Bethamin und die beiden anderen hielten fast so argwöhnisch nach anderen Seanchanern Ausschau wie die Aes Sedai, aber sie folgten den Frauen, wenn sie in ein Dorf oder eine Stadt gingen, und Bethamin berichtete stets, was sie dabei durch Lauschen aufgeschnappt hatten; Renna zeigte ein gewinnendes Lächeln, und Seta warf ein, dass die »Mädchen« dieses oder jenes überhört hatten oder behaupteten, nicht gehört zu haben; da konnte man sich nie sicher sein bei jemandem, der die Frechheit hatte, sich als Aes Sedai zu bezeichnen. Vielleicht sollte er noch einmal darüber nachdenken, sie an die Leine zu legen, nur so lange, bis alle in Sicherheit waren.
    Im Großen und Ganzen unterschieden sich ihre Geschichten nicht so sehr von denen der Schwestern. Städter sprachen darüber, was sie von durchreisenden Seanchanern gehört hatten. Viele Siedler waren nervös, ihre Köpfe waren voller Geschichten über wilde Aiel, die Altara verwüsteten, auch wenn die Städter behaupteten, dass das irgendwo hoch im Norden war. Aber anscheinend hatte jemand an höherer Stelle das Gleiche gedacht, denn viele Siedler waren nach Osten umgeleitet worden, nach Illian. Man hatte mit einem mächtigen Herrscher eine Allianz geschmiedet, von der man erwartete, dass sie der Hochlady Suroth Zugang zu einer großen Menge Land verschaffte. Die Frauen weigerten sich, sich davon überzeugen zu lassen, nichts auf Gerüchte zu geben. Irgendwie kamen sie auch nie dazu, die A'dam zu übergeben. Tatsächlich waren diese silbrigen Leinen und die drei Sul'dam der einzige richtige Hebel, den Mat bei den Aes Sedai ansetzen konnte. Dankbarkeit. Von einer Aes Sedai! Ha! Nicht, dass er ernsthaft darüber nachdachte, den Schwestern wieder die Kragen anlegen zu lassen. Jedenfalls nicht oft. Er saß fest. Und zwar richtig.
    Er brauchte das, was die Sul'dam und die Aes Sedai erfuhren, wirklich nicht. Er hatte bessere Quellen, Leute, denen er vertraute. Nun, er vertraute Thom, wenn man den weißhaarigen Gaukler davon losreißen konnte, mit Olver Schlangen und Füchse zu spielen oder über einem oft gelesenen Brief zu träumen, den er in der Manteltasche trug.
    Thom konnte eine Gaststube betreten, eine Geschichte erzählen, vielleicht etwas jonglieren, und ihn dann wieder verlassen, und er wusste genau, was jeden Mann dort beschäftigte. Mat vertraute auch Juilin - er war darin fast so gut wie Thom, auch ohne zu jonglieren oder Geschichten zu erzählen -, aber Juilin bestand immer darauf, Thera mitzunehmen, die sich geziert an seinem Arm festklammerte, wenn sie eine Stadt betraten. Damit sie sich wieder an ihre Freiheit gewöhnte, sagte er. Sie lächelte zu Juilin hinauf, ihre großen Augen leuchteten dunkel, und der volle kleine Mund bettelte darum, geküsst zu werden. Vielleicht war sie die Panarchin von Tarabon gewesen, so wie Juilin und Thom behaupteten, aber Mat fing an, daran zu zweifeln. Er hatte ein paar der Verrenkungskünstler darüber Witze reißen hören, wie die tarabonische Dienerin den tairenischen Diebefänger auslaugte, bis er kaum noch gehen konnte. Ob Thera aber nun Panarchin oder Dienerin war, sie fing noch immer an, sofort auf die Knie zu gehen, sobald sie einen lang gezogenen Akzent

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