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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seinen Weg freikaufen, sobald die Seanchaner sahen, dass er ihre Tochter der verdammten Neun Monde nicht bei sich hatte. »Hol alle zusammen und reitet los, so schnell ihr könnt. Sobald du außer Sichtweite der Stadt bist, geh in die Wälder. Ich finde euch.«
    »Alle?« Juilin schirmte Thera mit seinem Körper ab und wies mit dem Kopf auf Tuon und Selucia. »Lass die beiden in Jurador zurück, vielleicht hören die Seanchaner dann auf, wenn sie sie zurückbekommen. Zumindest könnte es sie aufhalten. Du sagst doch dauernd, dass du sie früher oder später freilassen willst.«
    Mat erwiderte Tuons Blick. Große dunkle feuchte Augen in einem glatten, ausdruckslosen Gesicht. Sie hatte die Kapuze ein Stück zurückgeschoben, sodass er ihr Gesicht deutlich erkennen konnte. Wenn er sie zurückließ, konnte sie die Worte nicht sagen, oder falls sie es doch tat, würde er zu weit weg sein, als dass sie eine Rolle gespielt hätten. Wenn er sie zurückließ, würde er nie erfahren, warum sie immer so geheimnisvoll lächelte oder was hinter dem Geheimnis steckte. Beim Licht, er war ein Narr! Pips machte ein paar ungeduldige Schritte.
    »Alle«, sagte er. Nickte Tuon kaum merklich, wie für sich selbst bestimmt? Warum sollte sie nicken? »Lass uns reiten«, sagte er zu Harnan.
    Sie mussten ihre Pferde im Schritttempo durch die Menschenmenge lenken, um aus dem Zirkus herauszukommen, aber sobald sie die Straße erreichten, ließ Mat Pips losgaloppieren, und sein Umhang flatterte hinter ihm her, und er hielt den Kopf unten, damit ihm der Hut nicht heruntergerissen wurde. Es war kein Tempo, das man einem Pferd lange Zeit zumuten konnte. Die Straße wand sich um Hügel und überquerte Anhöhen, gelegentlich führte sie auch über die Hügel, wenn die Steigung nicht zu groß war. Sie spritzten durch knöcheltiefe Bäche und donnerten über niedrige Holzbrücken, die tiefere Gewässer überspannten. Auf den Hügeln erschienen wieder Bäume, Kiefern und Zwerglorbeer zeigten unter den winterkahlen Ästen das einzige Grün. An einige Hügel schmiegten sich Bauernhöfe, niedrige Steinhäuser mit Schindeldächern und höhere Scheunen, und gelegentlich eine Ansiedlung aus acht oder zehn Häusern.
    Ein paar Meilen von dem Zirkus entfernt entdeckte Mat einen breiten Mann, der wie ein Sack Hafer im Sattel hockte. Das Pferd war ein langbeiniger Brauner, der sich in einem gleichmäßigen Trab vorwärts bewegte. Es war nur natürlich, dass ein Pferdedieb ein Auge für ein gutes Tier hatte. Vanin hörte ihren Hufschlag und drehte sich um, ließ sein Pferd aber nur im Schritttempo weitergehen. Das war ein schlechtes Zeichen.
    Als Mat Pips neben dem Braunen zügelte, spuckte Vanin aus. »Die beste Chance haben wir, wenn wir ihr Pferd zu Tode geritten finden, sodass ich ihre Fußspuren weiterverfolge«, murmelte er. »Sie treibt es schneller an, als ich gedacht hätte, selbst ohne Sattel. Wenn wir ein schnelles Tempo vorlegen, können wir sie vielleicht gegen Sonnenuntergang erwischen. Falls ihr Pferd nicht zusammenbricht oder stirbt, ist das in etwa der Zeitpunkt, zu dem sie Coramen erreicht.«
    Mat schob den Hut zurück, um die Sonne zu betrachten, die fast genau über ihnen stand. Es war ein langer Weg, um ihn in weniger als einem halben Tag zurückzulegen. Wenn er kehrtmachte, konnte er bei Sonnenuntergang ein gutes Stück von Jurador weg sein, zusammen mit Thom, Juilin und den anderen. Zusammen mit Tuon. Die Seanchaner wussten dann, dass sie Mat Cauthon jagen mussten. Der Mann, der die Tochter der Neun Monde entführt hatte, würde nicht genug Glück haben, um bloß zum Da'covale gemacht zu werden. Und irgendwann am morgigen oder übernächsten Tag würden sie Luca pfählen. Luca und Latelle, Petra und Clarine und den ganzen Rest. Ein Dickicht aus Pfählen. Die Würfel rollten und polterten in seinem Kopf.
    »Wir können es schaffen«, sagte er. Sie hatten keine andere Wahl.
    Vanin spuckte aus.
    Es gab nur eine Möglichkeit, auf einem Pferd eine große Distanz schnell zurückzulegen, wenn man am Ende noch auf einem lebenden Pferd sitzen wollte. Sie ließen die Tiere eine halbe Meile gehen, dann eine halbe Meile traben. Ein leichter Galopp, dann ein Sprint, danach ging es wieder im Schritt weiter. Die Sonne senkte sich, und die Würfel rollten. Sie ritten um spärlich bewaldete Hügel herum und über von Bäumen bewachsene Kämmen hinweg. Flüsse, die mit drei Schritten überquert werden konnten, ließen die Hufe der Pferde kaum feucht werden,

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