Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Stimme leise. Leise und drängend. »Ich wollte dich suchen kommen. Es ist Egeanin. Sie wurde... verletzt. Kommt schnell.«
    Der Tonfall des Mannes verriet genug, aber was noch schlimmer war, die Würfel in Mats Kopf hämmerten jetzt wie auf einer Trommel. Er warf den Pferdeknechten den Stoff zu mit dem Befehl, ihn genauso scharf zu bewachen wie die Münzenkiste, oder er würde die Frauen auf ihn hetzen, aber er wartete nicht ab, um zu sehen, ob sie ihn ernst nahmen. Juilin bewältigte den Rückweg im Laufschritt, und Mat rannte auf der breiten Hauptstraße des Zirkusgeländes hinter ihm her, wo die lärmende Menge den vier mit nackter Brust auftretenden Chavana-Brüdern dabei zusah, wie sie auf den Schultern des jeweils anderen standen. Verrenkungskünstler in hauchdünnen Hosen und glitzernden Westen saßen auf den Köpfen, und eine Seiltänzerin in mit Sternen verzierten blauen Hosen erklomm eine lange Holzleiter, um mit ihrer Darstellung zu beginnen. Kurz vor der Seiltänzerin duckte sich Juilin in eine der schmalen Gassen, in denen Wäsche auf Leinen zwischen den Zelten und Wagen hing, Artisten auf Hockern und Wagentreppen saßen und darauf warteten, mit ihren Darstellungen weiterzumachen, und die Zirkuskinder herumliefen und mit Bällen und Reifen spielten. Mat wusste mittlerweile, was ihr Ziel war, aber der Diebefänger lief zu schnell, um überholt zu werden.
    Voraus sah er den grünen Wagen: Latelle schaute darunter, und Luca in einem seiner hellroten Umhänge bedeutete zwei Jongleuren, einfach weiterzugehen. Die beiden Frauen, die bauschige Hosen trugen und die Gesichter weiß wie die Hofnarren von Adligen geschminkt hatten, warfen einen ausgiebigen Blick unter den Wagen, bevor sie weitergingen. Als Mat näher kam, konnte er sehen, was sie angestarrt hatten. Domon saß ohne Mantel unter dem Rand des Wagens auf dem Boden und wiegte eine reglose Egeanin in den Armen. Ihre Augen waren geschlossen, aus einem Mundwinkel rann Blut. Ihre Perücke hing schief. Aus irgendeinem Grund stach dieses Detail hervor. Sie gab sich immer so viel Mühe, diese Perücke vernünftig aufzusetzen. Die Würfel dröhnten wie Donnerhall.
    »Das könnte eine Katastrophe sein«, knurrte Luca und teilte seinen finsteren Blick zwischen Juilin und Mat auf. Aber es war ein wütender Blick, kein ängstlicher. »Vielleicht habt Ihr mich in den Ruin getrieben!« Er verscheuchte ein paar Kinder mit weit aufgerissenen Augen und fauchte eine dicke Frau an, deren Röcke mit silbernen Flittern funkelten. Miyora ließ Leoparden Kunststücke vorführen, die sich Latelle nicht getraut hätte, aber sie warf lediglich den Kopf zurück, bevor sie weiterrauschte. Niemand nahm Luca so ernst wie er sich selbst.
    Er schrak zusammen, als Tuon und Selucia herbeieilten, und schien kurz davor zu stehen, auch ihnen den Befehl zum Weitergehen zu geben, bevor er sich besann. Tatsächlich fing er an, nachdenklich die Stirn zu runzeln. Und besorgt. Anscheinend hatte ihm seine Frau nicht erzählt, dass Mat und die Frauen das Zirkusgelände verließen, und es war offensichtlich, dass sie in der Stadt gewesen waren. Die blauäugige Frau trug ein gewaltiges Stoffbündel auf dem Rücken, aber sie stand gerade aufgerichtet. Man hätte denken sollen, dass die Zofe einer Lady daran gewöhnt war, Dinge zu tragen, aber ihr Gesicht bot ein Bild empörter Gereiztheit. Latelle musterte sie von oben bis unten, dann schaute sie Mat höhnisch an, als wäre er der Grund, dass die Frau ihren bemerkenswerten Busen rausstreckte. Lucas Frau war sehr gut mit höhnischen Blicken, aber Tuons strenge Miene ließ Latelle beinahe gütig erscheinen. Hier schaute ein Richter aus der Kapuze, ein Richter, der bereit war, das Urteil zu sprechen.
    Im Augenblick war es Mat egal, was die Frauen dachten. Diese verdammten Würfel. Er warf den Umhang zurück, ließ sich auf ein Knie hinab und führte die Finger an Egeanins Hals. Ihr Puls schlug schwach, dünn und flatternd.
    »Was ist passiert?«, fragte er. »Habt ihr nach einer der Schwestern geschickt?« Egeanin zu bewegen würde sie vielleicht umbringen, aber vielleicht war noch genug Zeit zum Heilen da, falls sich die Aes Sedai beeilten. Aber er würde die Namen nicht laut aussprechen, nicht, wo so viele Leute hier vorbeigingen und neugierig stehen blieben, bis Luca oder Latelle sie fortschickten. Bei ihr bewegte sich jeder viel schneller als bei ihm. Latelle war eigentlich die Einzige, die wirklich für Luca sprang.
    »Renna!« Domon spuckte den

Weitere Kostenlose Bücher