Die Weiße Burg
Namen aus. Trotz des kurzen Haarschopfs und dem Illianerbart, der seine Oberlippe frei ließ, sah er jetzt nicht im Mindesten lächerlich aus. Er sah ängstlich und mörderisch aus, eine gefährliche Kombination. »Ich gesehen haben, wie sie Egeanin in den Rücken stach und floh. Hätte ich sie erreichen können, hätte ich ihr das Genick gebrochen, aber meine Hand sein alles, das Egeanins Blut festhält. Wo bleiben die verfluchten Aes Sedai?« So viel zu Mats Bemühungen um eine vorsichtige Ausdrucksweise.
»Ich bin genau hier, Bayle Domon«, verkündete Teslyn kalt und kam mit Thera herbeigeeilt, die einen entsetzten Blick auf Tuon und Selucia warf und sich mit einem spitzen Schrei an Juilins Arm klammerte, die Augen zu Boden geschlagen. So wie sie anfing zu zittern, würde sie in einer Minute vermutlich selbst dort liegen.
Als die Aes Sedai sah, was dort vor ihr lag oder vielleicht auch wo es lag, machte sie ein Gesicht, als hätte sie eine Hand voll Dornen im Mund. Aber sie kroch schnell unter den Wagen an Domons Seite und umklammerte Egeanins Kopf mit knochigen Händen. »Joline ist darin besser als ich«, murmelte sie, »aber vielleicht schaffe ich...«
Der silberne Fuchskopf auf Mats Brust wurde kalt, und Egeanin bäumte sich so wild auf, dass ihr die Perücke vom Kopf fiel und sie sich fast aus Domons Griff befreite, während sie die Augen weit aufriss. Der Krampf dauerte nur lange genug, dass sie sich mit einem erstickten Keuchen zur Hälfte aufsetzte, dann sackte sie wieder gegen Domons Brust, und das Medaillon wurde erneut zu einem Stück bearbeiteten Silber. Daran war Mat fast schon gewöhnt. Er hasste es, dass er daran gewöhnt war.
Auch Teslyn sackte zusammen; beinahe wäre sie umgekippt, hätte Domon nicht den Griff gewechselt und die Aes Sedai mit einer Hand gestützt. »Danke«, sagte Teslyn nach einem Moment, das Wort klang, als hätte man es ihr abgerungen. »Aber ich brauche keine Hilfe.« Doch sie stützte sich am Wagen ab, um sich aufzurichten, und ihr kalter Aes Sedai-Blick forderte jeden heraus, eine entsprechende Bemerkung zu machen. »Die Klinge ist von einer Rippe abgeglitten und hat darum ihr Herz verfehlt. Sie braucht jetzt nur noch Ruhe und Nahrung.«
Mat wurde klar, dass sie keine Zeit verschwendet hatte, sich einen Umhang zu schnappen. Auf der einen Seite der Gasse stand eine Gruppe Frauen in glitzernden Umhängen vor einem grünen Zelt und schaute ihnen neugierig zu. Auf der anderen Seite warfen ein halbes Dutzend Männer und Frauen in weiß gestreiften Mänteln und engen Hosen, allesamt Pferdeartisten, Teslyn schnelle Blicke zu und steckten flüsternd die Köpfe zusammen. Zu spät, um sich darum zu sorgen, dass jemand das Gesicht einer Aes Sedai erkennen würde. Zu spät, um sich darum zu sorgen, dass einer von ihnen eine Heilung erkannte, wenn er sie sah. Die Würfel prallten gegen die Innenseiten von Mats Kopf. Sie waren nicht verstummt; das Spiel war noch nicht gelaufen.
»Wer sucht nach ihr, Juilin?«, fragte er. »Juilin?«
Der Diebefänger hörte auf, Tuon und Selucia anzustarren und Thera etwas zuzumurmeln, allerdings streichelte er die zitternde Frau auch weiterhin. »Vanin und die Rotwaffen, Lopin und Nerim. Olver auch. Er war weg, bevor ich ihn aufhalten konnte. Aber bei dem hier...« Er hörte lange genug auf, Thera zu beruhigen, um auf die Hauptstraße zu zeigen. Selbst auf diese Entfernung war das Stimmengewirr deutlich hörbar. »Sie braucht sich nur einen dieser verzierten Umhänge zu besorgen, und sie kann mit den ersten Besuchern, welche die Vorführung verlassen, herausschlüpfen. Wenn wir versuchen, jede Frau mit hochgeschlagener Kapuze aufzuhalten, selbst wenn wir nur versuchen sollten, in sie hineinzuschauen, dann bekommen wir es mit einem Aufruhr zu tun. Diese Leute sind empfindlich.«
»Eine Katastrophe«, stöhnte Luca und zog den Umhang eng um seine Gestalt. Latelle legte einen Arm um ihn. Das musste so sein, als würde man von einer Leopardin getröstet; auf jeden Fall sah Luca nicht besonders getröstet aus.
»Soll man mich doch zu Asche verbrennen, warum?«, knurrte Mat. »Renna war immer bereit, mir das verdammte Handgelenk zu lecken! Ich dachte immer, wenn eine die Nerven verliert...!« Er sah nicht einmal in Theras Richtung, aber Juilin warf ihm trotzdem einen bösen Blick zu.
Domon war mit Egeanin in den Armen aufgestanden.
Zuerst kämpfte sie schwach dagegen an - Egeanin war nicht die Frau, die sich wie eine Puppe herumtragen ließ -, aber
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