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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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niedrigen Adligen, den man irgendwo anders hin verfrachtet hatte und der sich alle Mühe gab, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, aber Arymilla ließ sie gern bis zum letzten Augenblick zappeln - was ihr Nachtlager und auch alles andere anging. Eine Unsicherheit wurde erst dann ausgeräumt, sobald eine andere sie ersetzen konnte. Offensichtlich war die Frau der Meinung, dass ständige Unsicherheit sie gefügig machen würde, sie vielleicht sogar zu Beflissenheit antrieb. Das war bei weitem nicht Arymillas einzige Fehleinschätzung, das fing schon mit dem Glauben an, dass man Elenia Sarand die Krallen gestutzt hatte.
    Sie hatte nur vier Männer mit den beiden Goldenen Ebern auf den Umhängen als Eskorte - und ihre Zofe Janny natürlich, die sich so in ihrem Umhang zusammenkauerte, dass sie auf dem Sattel wie ein grünes Wollbündel erschien -, und sie hatte in dem Lager nicht einen einzigen Burschen gesehen, von dem sie sicher sein konnte, dass er auch nur einen Funken Loyalität für Haus Sarand in sich hatte. Hier und da trugen die Männer, die sich mit ihren Wäscherinnen und Näherinnen um die Feuer drängten, den Roten Fuchs von Haus Anshar, und ihr war eine Zweierreihe Reiter mit Baryns Geflügeltem Hammer im Schritttempo entgegengekommen, harte Männer mit harten Gesichtern hinter den Visierstangen. Aber im Grunde zählten sie nicht viel. Karind und Lir hatten sich böse verbrannt, weil sie bei Morgases Griff nach dem Thron zu langsam gewesen waren. Diesmal würden sie Haus Anshar und Haus Baryn in dem Moment, in dem sie deutlich sehen konnten, wo der Vorteil lag, auf die betreffende Seite bringen und Arymilla mit dem gleichen Eifer im Stich lassen, mit dem sie sich auf ihre Seite geschlagen hatten. Wenn die Zeit gekommen war.
    Die meisten der Männer, die durch den schlammigen Matsch wateten oder hoffnungsfroh in die widerwärtigen Kessel spähten, waren Bauern und Städter, die man dienstverpflichtet hatte, als ihr Herr oder ihre Herrin in den Krieg gezogen waren, und nur wenige trugen das Abzeichen ihres Hauses auf den schäbigen Mänteln und geflickten Umhängen. Es war sogar so gut wie unmöglich, vermeintliche Soldaten von Hufschmieden und Pfeilmachern und dergleichen zu unterscheiden, da fast alle irgendein Schwert oder eine Axt trugen. Beim Licht, eine große Anzahl der Frauen trugen Messer, die groß genug waren, um als Kurzschwert durchzugehen, aber es war unmöglich, eine eingezogene Bauersfrau von einem Kutscher zu unterscheiden. Sie trugen alle das gleiche dicke Tuch und hatten die gleichen rauen Hände und müden Gesichter. Aber eigentlich spielte das auch keine Rolle. Diese Winterbelagerung war ein furchtbarer Fehler - die Waffenmänner würden lange vor den Eingeschlossenen hungern -, aber sie verschaffte Elenia eine Chance, und wenn sich einem eine Gelegenheit bot, dann schlug man zu. Sie hatte die Kapuze so weit nach hinten geschoben, dass man ihre Züge trotz des schneidenden Windes erkennen konnte, und nickte jedem ungewaschenen Kerl, der auch nur in ihre Richtung glotzte, erhaben zu und ignorierte die Verblüffung, die einige über ihre Leutseligkeit zeigten.
    Die meisten würden sich an ihre Freundlichkeit erinnern und an die Goldenen Eber, die ihre Eskorte trugen, und sie würden wissen, dass Elenia Sarand sie bemerkt hatte. Auf einem solchen Fundament baute man Macht auf. Eine Hohe Herrin stand genau wie eine Königin auf einem aus Menschen errichteten Turm. Keine Frage, die ganz unten waren Ziegel aus dem einfachsten Lehm, aber wenn diese schlichten Ziegel zerbröckelten und ihre Unterstützung fehlte, stürzte der Turm um. Das hatte Arymilla anscheinend vergessen, wenn es ihr jemals bewusst gewesen war.
    Elenia bezweifelte, dass Arymilla überhaupt mit jemandem sprach, der im Rang unter einem Leibdiener stand. Wäre es... angebracht... gewesen, hätte sie selbst an jedem Lagerfeuer ein paar Worte gewechselt, vielleicht gelegentlich eine schmierige Hand ergriffen und sich an Leute erinnert, die ihr schon einmal begegnet waren, oder wenigstens so getan, als würde sie es tun. Arymilla fehlte einfach der Verstand, um Königin zu sein.
    Das Lager nahm mehr Raum ein als die meisten Städte, es ähnelte mehr hundert Lagern verschiedener Größe als einem, darum konnte Elenia umherschweifen, ohne sich allzu viel Sorgen darum machen zu müssen, an die Grenzen der anderen zu stoßen, aber sie gab trotzdem Obacht. Die diensthabenden Wachen würden höflich sein, sofern sie nicht völlig

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