Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
Vom Netzwerk:
Sachen loszuwerden. Lketinga paßt das nicht, denn diese Massai sind immerhin schuld daran, daß wir so lange getrennt waren. Andererseits will ich keine Mißstimmung, weil sie uns ja großzügig mitmachen lassen.
    Wir werden immer wieder eingeladen, mit dem einen oder anderen Touristen an der Bar etwas zu trinken. Ein-, zweimal setze ich mich dazu, dann habe ich genug. Schließlich macht der Verkauf mehr Spaß. Lketinga hockt mit zwei Deutschen an der Bar. Ich schaue ab und zu hinüber, sehe aber nur ihre Rücken. Nach längerer Zeit geselle ich mich kurz zu ihnen und erschrecke, als ich bemerke, daß Lketinga Bier trinkt. Als Krieger darf er doch keinen Alkohol trinken. Auch wenn die Massai von der Küste dies ab und zu machen, kommt Lketinga gerade erst vom Samburu-District und ist sicher nicht an Alkohol gewöhnt. Besorgt frage ich: »Darling, why you drink beer?« Doch er lacht nur: »Diese Freunde haben mich eingeladen.« Ich sage den Deutschen, sie sollten sofort aufhören, ihm Bier zu spendieren, da er keinen Alkohol gewöhnt sei. Sie entschuldigen sich und versuchen mich zu beschwichtigen, er hätte erst drei Bier getrunken. Wenn das nur gut geht!
    Der Verkauf geht langsam zu Ende, und wir packen die restlichen Sachen zusammen. Draußen vor dem Hotel wird Geld zwischen den Massai verteilt. Ich habe Hunger, bin erschöpft von der Hitze und vom ständigen Stehen und möchte endlich nach Hause. Lketinga, leicht angetrunken, aber immer noch fröhlich, beschließt, mit ein paar anderen nach Ukunda zum Essen zu gehen. Schließlich war es ein Riesenerfolg, und alle haben Geld. Ich passe und gehe enttäuscht allein ins Village.
    Das ist ein großer Fehler, wie ich später feststellen muß. In fünf Tagen läuft mein Visum ab. Das fällt mir auf dem Heimweg plötzlich wieder ein, und Lketinga und ich haben beschlossen, zusammen nach Nairobi zu fahren. Mir graut vor der langen Fahrt, noch mehr aber vor den kenianischen Behörden! Es wird schon gut werden, beruhige ich mich und schließe unser Häuschen auf. Ich koche mir etwas Reis mit Tomaten, mehr gibt die Küche nicht her. Es ist still im Village.
    Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, daß seit meiner Rückkehr mit Lketinga unser Haus fast nie mehr Besuch hat. Jetzt vermisse ich es ein wenig, denn die Abende mit Kartenspielen waren immer lustig. Priscilla ist ebenfalls nicht zu Hause, und so lege ich mich aufs Bett und schreibe einen Brief an meine Mutter. Ich berichte ihr über unser friedliches Leben, das wir nun führen und teile ihr mit, daß ich glücklich bin.
    Es ist bereits zweiundzwanzig Uhr, und Lketinga ist noch nicht zurück. Langsam werde ich unruhig, doch die zirpenden Grillen dämpfen meine Nerven. Kurz vor Mitternacht springt die Türe krachend auf, und Lketinga steht im Türrahmen. Er starrt zuerst mich an und erfaßt mit einem Blick den Raum. Seine Gesichtszüge sind kantig, von Fröhlichkeit ist nichts mehr zu erkennen. Er kaut Miraa, und als ich ihn begrüße, fragt er: »Wer war hier?« »Niemand«, antworte ich. Gleichzeitig beginnt mein Puls zu rasen. Nochmals fragt er, wer vorhin das Haus verlassen habe. Verärgert beteuere ich, es sei wirklich niemand dagewesen, während er, immer noch im Türrahmen stehend, behauptet, er wisse, daß ich einen Freund habe. Das sitzt! Ich richte mich im Bett auf und schaue ihn zornig an. »Wie kommst du auf eine so verrückte Idee?« Er wisse es, in Ukunda habe man ihm erzählt, daß ich jeden Abend einen anderen Massai zu Besuch gehabt hätte. Sie seien bis spät in der Nacht bei mir und Priscilla gewesen. Alle Frauen seien doch gleich, immer habe jemand bei mir gelegen!
    Schockiert über seine harten Worte verstehe ich die Welt nicht mehr. Jetzt habe ich ihn endlich gefunden, wir hatten zwei schöne Wochen miteinander, und nun dies. Der Bierkonsum und dieses Miraa müssen ihn völlig verstört haben. Um nicht loszuheulen, reiße ich mich zusammen und frage statt dessen, ob er nicht einen Chai wolle. Endlich kommt er von der Tür weg und setzt sich auf das Bett. Mit zitternden Händen mache ich Feuer und versuche, möglichst gelassen zu sein. Er fragt, wo Priscilla sei. Das weiß ich auch nicht, bei ihr im Haus ist alles finster. Lketinga lacht böse und sagt: »Vielleicht ist sie in der Bush-Baby-Disco, um sich einen Weißen zu angeln!« Fast muß ich lachen, denn das kann ich mir bei ihrer Fülle doch nicht ganz vorstellen. Trotzdem schweige ich lieber.
    Wir trinken Chai, und ich frage vorsichtig, ob es

Weitere Kostenlose Bücher