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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Rückfall zu bekommen. Das Matatu fährt ab, und mir wird schwer ums Herz. Wenn nur alles gutgeht!
    In Mombasa erhalte ich meine Fahrkarte und muß bis zur Abfahrt fünf Stunden warten. Nach acht Stunden Fahrt bin ich schließlich am frühen Morgen in Nairobi. Wieder muß ich im Bus bis kurz vor sieben Uhr warten, um auszusteigen. Ich trinke zuerst Tee und nehme mir ein Taxi zum Nyayo-Gebäude, weil ich den Weg dorthin nicht kenne. Als ich ankomme, herrscht großes Durcheinander. Weiße wie Schwarze drängeln an den verschiedenen Schaltern, jeder will etwas. Ich quäle mich durch diverse Formulare, die ich auszufüllen habe, natürlich in Englisch! Dann gebe ich sie ab und warte. Volle drei Stunden vergehen, bis endlich mein Name aufgerufen wird. Ich hoffe inständig, daß ich meinen Stempel bekomme. Die Frau hinter dem Schalter mustert mich und fragt, warum ich nochmals um drei Monate verlängern möchte. So gelassen wie möglich antworte ich: »Weil ich längst nicht alles gesehen habe von diesem herrlichen Land und genügend Geld besitze, um nochmal drei Monate zu bleiben.« Sie schlägt meinen Paß auf, blättert hin und her und klatscht einen riesigen Stempel auf die Seite. Ich habe mein Visum und bin wieder einen Schritt weiter! Glücklich bezahle ich die gewünschte Gebühr und verlasse das schreckliche Gebäude. Zu diesem Zeitpunkt kann ich nicht ahnen, daß ich dieses Gebäude noch so häufig betreten werde, bis ich es schließlich hasse.
    Mit einem Ticket für den Abendbus in der Tasche gehe ich anschließend essen. Es ist früher Nachmittag, und ich spaziere etwas in Nairobi umher, um nicht einzuschlafen. Seit mehr als dreißig Stunden habe ich nicht mehr geschlafen. Ich schlendere nur zwei Straßen entlang, um mich nicht zu verlaufen. Um neunzehn Uhr ist es dunkel, und langsam, als die Geschäfte geschlossen werden, erwacht das Nachtleben in den Bars. Auf der Straße möchte ich mich nicht mehr aufhalten, die Gestalten werden von Minute zu Minute finsterer. Eine Bar kommt nicht in Frage, deshalb betrete ich einen nahe gelegenen McDonald, um die letzten zwei Stunden abzusitzen.
    Endlich hocke ich wieder im Bus nach Mombasa. Der Busfahrer kaut Miraa. Er rast wie verrückt, und tatsächlich sind wir in Rekordzeit um vier Uhr früh am Ziel. Wieder muß ich warten, bis das erste Matatu zur Nordküste fährt. Ich bin gespannt, wie es Lketinga geht.
    Kurz vor sieben Uhr bin ich bereits im Massai-Dorf. Da alles schläft und das Chaihaus noch geschlossen ist, warte ich davor, weil ich nicht weiß, in welcher Hütte sich Lketinga aufhält. Um halb acht kommt der Besitzer des Teehauses und öffnet. Ich setze mich hinein und warte auf den ersten Chai. Er bringt ihn mir und verzieht sich gleich wieder in die Küche. Bald kommen einzelne Krieger und lassen sich an anderen Tischen nieder. Es herrscht gedrückte Stimmung, und niemand spricht. Wahrscheinlich liegt es daran, daß es noch früh am Morgen ist, denke ich.
    Kurz nach acht Uhr halte ich es nicht mehr aus und frage den Besitzer, ob er wisse, wo Lketinga sei. Er schüttelt den Kopf und verschwindet wieder. Doch nach einer halben Stunde setzt er sich an meinen Tisch und sagt, ich solle zur Südküste fahren und nicht mehr warten. Erstaunt schaue ich ihn an und frage: »Warum?« »Er ist nicht mehr hier. Er ist diese Nacht zurück nach Hause gefahren«, erklärt mir der Mann. Mein Herz verkrampft sich. »Nach Hause zur Südküste?« frage ich naiv. »No, home to Samburu-Maralal.«
    Voller Entsetzen schreie ich: »No, that’s not true! Er ist hier, sag mir wo!« Vom anderen Tisch kommen zwei auf mich zu und reden beruhigend auf mich ein. Ich schlage ihre Hände von mir weg, tobe und schreie, so laut ich kann, dieses Pack in Deutsch an: »Ihr verdammte Saubande, hinterhältiges Pack, ihr habt das alles geplant!« Tränen der Wut laufen mir über das Gesicht, doch diesmal ist es mir völlig gleichgültig.
    Am liebsten würde ich den erstbesten zusammenschlagen, so wütend bin ich. Die haben ihn einfach in den Bus gesetzt, obwohl sie wußten, daß ich mit dem gleichen Bus, nur in entgegengesetzter Richtung, wiederkomme, genau zur gleichen Zeit, so daß wir uns irgendwo auf der Strecke begegnet sind. Ich kann es nicht fassen. Soviel Gemeinheit! Als ob es auf diese acht Stunden angekommen wäre. Ich stürze aus dem Lokal, da immer mehr Schaulustige kommen und ich mich kaum mehr beherrschen kann. Für mich ist klar, die stecken alle unter einer Decke. Traurig und voller

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