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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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geben, und dann sieht mich
Rhodos nie wieder.“
    Sadra schien auf ihren bleistiftdünnen
Absätzen keinen Halt mehr zu haben. Sie plumpste auf ein Sofa. Ihr Täschchen
fiel zu Boden.
    Pritchett glotzte sie an. Sofort rückte
Tim einen Schritt näher an den Kerl heran.
    „Mr. Baker wird traurig sein“, sagte
er, „wenn Sie ihm Satans siebte Rippe wegschnappen. Aber wer zuerst kommt,
mahlt zuerst. Und der Tüchtige hat immer eine Pistole — wie das alte
griechische Sprichwort sagt. Es stammt übrigens aus dem fünften Jahrhundert vor
Christus, als Pulver und Blei noch nicht im heutigen Sinne erfunden waren.
Wissen Sie, was uns brennend interessiert, Mr. Pritchett: Woher wissen Sie
eigentlich, daß Leofóros den Dolch hat?“
    Der Gangster war ziemlich betrunken.
Vielleicht vertrug er sonst viel. Aber die tropische Hitze verdreifachte die
Wirkung des Alkohols. Jetzt ging es recht wirr zu in Pritchetts Kopf, auf dem
noch immer der Cowboyhut saß — aber ziemlich schief.
    Er grinste. „Hat mir der Professor
verraten.“
    „Dr. Johnson?“
    „Der!“
    „Glaube ich nicht“, behauptete Tim. „Oder
haben Sie ihn bestochen?“
    „Bestochen? Mein Chauffeur hat ihm ein
Messer an die Kehle gehalten, und schon hat dieser Schlaffi den Typ hier
genannt. Hähäh! Jetzt liegt er gefesselt in seinem Haus.“
    „Der Professor?“
    „Wer sonst? Aber mein Chauffeur befreit
ihn morgen. Dann kann Johnson meinetwegen den Baker anrufen. Ich bin längst weg
mit dem Dolch. Also“, wandte er sich an Sadra, „wo ist er? Her damit! Ich
kriege ihn, oder ich bringe dich um.“
    Die Pistolenmündung war auf eine
Vitrine gerichtet.
    Blitzartig trat Tim dem Kerl gegen das
Handgelenk.
    Er brüllte auf. Die Pistole flog im
hohen Bogen hinter ihn. Sie landete auf einem Glastisch, der das nicht
aushielt. Prasselnd begruben die Splitter den Ballermann unter sich.
    Pritchett nahm erst noch einen Schluck
aus der Flasche. Dann stemmte er sich aus dem Sessel — in der Absicht, Tim die
Faust ins Gesicht zu pflanzen. Ein wuchtiger Tritt vor die Brust schleuderte
ihn zurück. Er fiel in den Sessel. Mit ihm kippte er um. Er blieb liegen und
japste nach Luft.
    Tim scharrte Scherben beiseite und hob
die Pistole auf.
    Klößchen hatte sein Messer gezückt. Ihm
fiel die Aufgabe zu, Sadra zu bewachen. Tim und Karl fesselten den Gangster.
Sein Schnapsatem hätte sie beinahe benebelt. Als sie ihn zur Seite rollten,
begann er zu schnarchen.
    „Den Dolch!“ befahl Tim und sah die
Frau böse an.
    Schlotternd stöckelte sie in eine Ecke
des Zimmers. Dort rollte sie den Teppich auf. Ein Stück der Diele war locker.
Darunter befand sich ein Hohlraum. Sie hob eine etwa unterarmlange Schachtel
heraus.
    Der Dolch war in ein Tuch eingewickelt.
Tim nahm ihn Sadra aus den Händen und streifte die Umhüllung ab.
    Staunend betrachteten die Jungs Satans
siebte Rippe.
    Es war ein Krummdolch, der silberne
Griff mit roten, grünen und blauen Edelsteinen besetzt. Aber der Griff bestand
nicht nur aus Silber, sondern sein Kern aus Stahl. Goldenes Dekor war
eingelegt. Also hatte der Waffenschmied die Kunst des Tauschierens beherrscht:
Das Zusammenschlagen von weichen und harten Metallen — von Gold, Silber, Eisen
und Stahl. Die teils silberne, teils goldene Scheide war reich mit Ornamenten (Mustern) verziert.
    „Zieh doch mal die Klinge raus!“
verlangte Klößchen in andächtigem Ton.
    Sie war schlank und geschwungen, nicht
sonderlich scharf, aber spitz.
    „Könnte eine Damaszener-Klinge sein“,
meinte Karl fachkundig.
    „Was ist das?“ fragte Klößchen.
    „Eine besonders haltbare Klinge. Auf
dem Röntgenbild könntest du sehen, daß sie wie ein Zopf geflochten ist. Und
zwar aus zwei Streifen weichen Eisens und zwei Streifen harten Stahls. Das
Ganze glühend — und dann mit Hammer und Zange zusammengeflochten. So haben die
Waffenschmiede damals Schwerter hergestellt. Waren die besten. Auf besonderen
Wunsch und für besondere Bezahlung — wurde auch mal ein Dolch so gearbeitet.“
    Tim schob die Klinge in die Scheide
zurück, der Dolch wurde eingewickelt.
    Sadra stand dabei und war bleich wie
der Tod.
    „Wo ist Gaby?“ fragte Tim.
    Die Art, wie er die Frau ansah, ließ
keine Ausflüchte zu.
    „Auf der Jacht“, flüsterte sie. „Auf
der Poseidon. Sie gehört Dragoumi. Sie wird meistens für Schmuggelfahrten
benutzt. Ihr Heimathafen ist Piräus. Dort machen...“ Sie stockte.
    „Weiter!“ forderte Tim drohend.
    „Dort machen Dragoumi und Athanase

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