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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sondern so, als würde das Licht aus dem blauen Karibikhimmel gesaugt.
    »Was ist das?«, fragte Griffin.
    Die Klabauter stießen ein Konzert hoher, peitschender Schreie aus, während sie sich von hinten näherten. Sie waren jetzt nur noch vierzig Schritt entfernt.
    »Weiter!«, brüllte Griffin, als er einen Blick über die Schulter warf.
    »Wir können nicht .«
    »Willst du dich von ihnen zerfleischen lassen?« Er packte sie am Arm und zog sie weiter. »Es reicht, wenn sie dich wie die anderen von der Brücke werfen. Der Aufschlag bricht dir das Genick - oder die Klabauter im Wasser erledigen das.«
    Die Dunkelheit am Himmel hatte sich ausgebreitet. Nicht nur über ihnen, sondern auch neben und vor ihnen war es finster geworden. Der Inselbuckel wurde höher, breiter und zerfloss wabernd in alle Richtungen.
    Ein Kreischen alarmierte sie und ließ beide herumwirbeln.
    Etwas sprang mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, die Zähne gefletscht, die Finger mit den gespreizten Schwimmhäuten zu Klauen gebogen.
    »Pass auf!«, rief Jolly.
    Griffin duckte sich. Zugleich zog er seinen Dolch aus dem Gürtel. Die Klinge blitzte im letzten Schein von Himmelblau auf, das hinter ihnen über dem Brückenende leuchtete wie Licht am Ende eines Hohlwegs. Der Klabauter wich Griffins Messerhieb aus, schlenkerte wild mit den Armen und kam breitbeinig auf zwei Holzstreben zum Stehen. Sein hässlicher Schädel mit den viel zu vielen Zähnen pendelte lauernd von rechts nach links, immer wieder, während hinter ihm die Flut seiner Artgenossen näher kam.
    Jolly riss ihr eigenes Messer aus dem Stiefel, drehte es flink in der Hand, packte es an der Spitze und schleuderte es in einer fließenden Bewegung auf die Kreatur zu, so wie Captain Bannon es ihr beigebracht hatte. Die Klinge schlug mit einem dumpfen Fummp in die Brust des Scheusals. Ein letzter hoher Schrei, dann verlor der Klabauter das Gleichgewicht und stürzte zwischen den Balken in die Tiefe.
    Jolly wirbelte herum und nahm dankbar Griffins ausgestreckte Hand. Während sie weiter in die eingeschlagene Richtung stürmten, schoss ihr durch den Kopf, dass sie jetzt unbewaffnet war.
    Die Klabauter blieben zurück, als hielte das verbliebene Licht sie fest.
    Die Insel am Ende der Brücke war jetzt keine Insel mehr, sondern ein wogendes Herz aus Dunkelheit, das sich dehnte und streckte, pulsierend, als lebte es. Die Brücke schien länger geworden zu sein. Eigentlich hätten sie die andere Seite bereits erreicht haben müssen. Aber das Gerüst führte immer noch weiter, jetzt abwärts geschwungen, was es schwieriger machte, im Laufschritt genügend Halt auf den Streben zu finden und nicht von der eigenen Geschwindigkeit mitgerissen zu werden.
    »Sie… sie bleiben zurück!« Griffins Stimme überschlug sich fast.
    Ich weiß nicht, ob das ein gutes Zeichen ist, dachte Jolly, sagte aber nichts. Ihr Hals fühlte sich rau an, und in ihrem Mund war ein übler Geschmack, irgendwo zwischen zerbissenen Pfefferkörnern und verdorbenem Fleisch.
    Plötzlich klarte die Sicht auf, und die Dunkelheit wurde zu einer tiefen, sternenlosen Nacht, die sich wie eine Kuppel über einem stürmischen Meereshorizont spannte.
    Ein Meer, das eben noch nicht da gewesen war. Ohne Inseln, ohne eine Spur von Land. Ein Meer aus schwarzem, öligem Wasser. Die Wellenkämme waren von dunklem Schaum gekrönt, der aus abermillionen winziger Lebewesen, kleinen Krebsen vielleicht oder Wasserinsekten, zu bestehen schien.
    Hinter ihnen war jetzt kein Licht mehr. Jener Teil der Brücke, über den sie gekommen waren, führte geradewegs in die endlose Nacht dieses Ortes und verlor sich in der Finsternis. Die Klabauter waren verschwunden, sie konnten ihnen hierher nicht folgen. Oder wagten sie es nicht?
    Das vor ihnen liegende Brückenende führte in einem seichten Bogen ins Wasser hinab. Die Wellenkämme brachen an dem Gitterwerk, spülten darüber hinweg und hinterließen dunkle Schmierspuren.
    Mächtige Körper bewegten sich unter der Oberfläche, lang gestreckte Leiber, so breit wie spanische Kriegsgaleonen. Manchmal klatschte irgendetwas in die Wogen, das zuvor anderswo emporgesprungen war, doch in der Dunkelheit war auch das kaum zu erkennen.
    Ein Urozean, wie es ihn zu Anbeginn der Welt gegeben haben mochte, und doch anders, fremder, beängstigender. Ein grauer Schimmer lag über dem Wasser. Vage umriss er die tobenden Wellenkämme und haushohen Wogen.
    Jolly und Griffin blieben stehen, Hand in Hand, und starrten reglos

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