Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
total abzublocken, wenn ich las, meine Eltern fast in den Wahnsinn. Sollte je ein Atomkrieg stattfinden, werde ich den sicher erst bemerken, wenndie Welt um mich herum komplett ausgelöscht ist und ich fertig bin mit dem, was immer ich gerade lese, und mich von lauter harfespielenden Engeln umgeben sehe.
Meine Vorlieben in Sachen Lektüre waren immer ziemlich vielseitig. Sobald etwas gedruckt ist, lese ich es, sei es Biografie, Liebesroman, Krimi, Cornflakes-Packung – nur um eine Vorstellung zu vermitteln. Ich kann nicht sagen, dass das Lesen mir zu irgendwelchen großen Erkenntnissen oder erstaunlichen Einsichten verholfen hätte. Mein Leben verläuft insgesamt schon fast langweilig normal. Doch ich habe viele Freunde entdeckt in Büchern – die ich mit großer Freude ein ums andere Mal wieder lese – und ich bewundere das Talent und die Fantasie all jener, die Welten um Welten erschaffen können, um uns zu unterhalten. Erst spät im Leben entdeckte ich dann etwas, das mich vom Pfad meiner unverrückbaren und geregelten Existenz abbrachte.
Mein erster Vorstoß in eine andere Welt ereignete sich 1964, als ein Lieblingslehrer mir die Werke R. R. Tolkiens empfahl. ›Der Hobbit‹ und ›Der Herr der Ringe‹ war eine Art von Literatur, wie ich sie bis dahin noch nie kennengelernt hatte – ein Gefilde angefüllt mit erstaunlichen Figuren und einer neuen, eigenen Sprache. Als ich in späteren Jahren dann ein bisschen ins Fantasy-Genre hineinschnupperte, fiel mir ein Buch einer neuen Autorin namens Laurell K. Hamilton in die Hände. Hamiltons erstes Buch ›Nightseer‹ begeisterte mich absolut, und ich halte es bis heute für einen ihrer besten Romane. Ich entdeckte Hamiltons Webseite und begann, ihre Anita-Blake-Serie zu lesen. Diese Bücher waren Teil dessen, was als neu aufkommendes Erzählgenre beschrieben wurde. Die Buchhändler wussten nicht so genau, wo man das einordnen sollte – manche sortierten diese Bücher unter Horror, manche unter Fantasy ein und einige sogar in der Abteilung Liebesroman. Es wurde zu einer Art Rätselfrage, welchen Platz in der Literatur man ihnen zuweisen sollte. Die ersten Bände der Anita-Blake-Serie las ich noch gern, doch die späteren waren nicht mehr nach meinem Geschmack, und so begann ich nach etwas Neuem zu suchen. Und als ich eines Tages in der Horror-Abteilung eines Barnes & Noble in der Nähe herumstöberte, fiel mein Blick auf ein Buch mit einem charmanten, fast folkloreartigen Cover. Es handelte sich um ›Vorübergehend tot‹ von Charlaine Harris. Und der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt.
›Vorübergehend tot‹ war ganz anders als alles, was ich in meiner langen Geschichte als Leserin gelesen hatte. Da es in der ersten Person aus der Sicht der Heldin geschrieben war, hatte ich das Gefühl, selbst zu Sookie zu werden und die Ereignisse durch ihre Augen zu erleben. Ich hatte auch früher schon Ich-Erzählungen gelesen, doch diese Bücher wirkten enorm frisch, und die Welt war neu und absolut glaubwürdig. Wie immer besuchte ich auch die Webseite dieser Autorin auf der Suche nach anderen Lesern, mit denen ich die Wunder dieses neuen Universums diskutieren könnte. Ich hatte nicht erwartet, dort auf die Autorin zu treffen!
Charlaine richtete ihre Webseite 2001 ein und machte im März 2004 ein Update, um die zunehmende Anzahl von Nutzern besser handhaben zu können. Sie war selbst eine aktive Nutzerin, die Diskussionen anregte und persönlich mit den Lesern, die ihre Webseite aufsuchten, kommunizierte. Ich habe Anfang 2004 zum ersten Mal in ihrem Online-Forum gepostet und konnte zur Entwicklung der neuen Webseite beitragen. Und was war ich aufgeregt und erstaunt, als Charlaine im Forum zum ersten Mal direkt auf einen Kommentar von mir antwortete!
Ein Fanforum ist ein interessanter Organismus. Es verändert sich beständig, wobei die Mitglieder kommen und gehen und Freundschaften entstehen und sich vertiefen. In der Anfangszeit des neuen Forums bildete sich ein harterKern aktiver Mitglieder heraus, und diese neuen Freunde standen mir bald näher als so manche Leute, die ich schon seit Jahrzehnten kannte. Je besser wir uns kennenlernten, desto stärker wuchs das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitgliedern, die geografisch weit voneinander entfernt waren, sich in ihren Interessen und Ansichten jedoch nahestanden. Charlaine war das, was uns alle verband, aber auf eine sehr authentische Weise waren wir alle Teil von etwas, das größer war als jeder Einzelne
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