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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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Tränen
unterdrücken. Dabei wusste ich gar nicht genau, was passiert war. Er hatte
nichts Verletzendes gesagt, aber die Entscheidung mich, nicht zu berühren und
die Hand wieder wegzunehmen, als wäre ich giftig, hatte alte Wunden
aufgerissen.
    Ein Klingeln riss mich aus
meiner Trübsinnigkeit.
    Josh ging zur Tür, und ich merkte
eine Anspannung in mir. Unbewusst hielt ich den Atem an. Es war eigentlich
absurd, aber tief in mir hegte ich die Angst, aufgeflogen zu sein. Beinahe hatte
ich keinen Zweifel daran, dass dort vor der Tür jemand stand, der mich töten wollte.
Dass der Plan von Alex und der Glaube, die Späher hätten ihn im Visier,
unsinnig war. Andererseits war ich mir nicht sicher, ob solche Personen
wirklich klingeln würden. Dennoch konnte ich nichts gegen diese Angst machen.
Josh und ich lebten hier in der Wohnung in unserer Blase, in der wir bisher in
den vergangenen Tagen nicht gestört worden waren. Nur er und ich. Ein Eindringling
war hier nicht willkommen. Selbst wenn es sich nicht um einen Späher handelte,
was ich schwer hoffte, war auch sonst niemand erwünscht.
    Meinen letzten Gedanken bereute
ich in dem Moment, als Alex durch die Tür kam.
    „Na Kleine, hast du mich
vermisst?“, begrüßte er mich nach einer gefühlten Ewigkeit seiner Abwesenheit.
    Sofort musste ich lächeln und lief
ihm entgegen. Ob er nun wollte oder nicht, ich würde ihn umarmen. Dies wusste
allem Anschein nach auch Alex, denn er breitete leicht die Arme aus, als ich
ihn erreichte. Ich fiel ihm um den Hals und drückte ihn an mich. Auch um mich
zu versichern, dass es ihm gut ging und er wohlbehalten war. Er war hier bei
uns. Heil, unverletzt und für seine Verhältnisse gut gelaunt!
    Als ich mit Alex im Arm dastand,
ging Josh an uns vorbei und machte sich wieder in der Küche zugange. Es kam mir
vor, als würde er sich nicht über Alex' Rückkehr freuen.
    Als ich mich aus der Umarmung
löste, boxte ich ihm in den Arm und tadelte ihn dafür, sich nicht gemeldet zu
haben.
    Alex lächelte daraufhin nur und
beantwortete meinen Tadel nicht. Stattdessen bemerkte er, dass mein Schlag
weich geworden wäre.
    „Kein Wunder! Du bist einfach
abgehauen und hast mich mit dem Training im Stich gelassen“, konterte ich.
    Natürlich ließ sich Alex von
meinem Spruch nicht sehr beeindrucken.
    „Kleine, ich hab in der Zwischenzeit
versucht, deinen Arsch zu retten, während du ihn dir platt gesessen hast.“
    Dafür boxte ich ihn erneut in
die Schulter. Diesmal etwas fester. Aber trotz des Spruches über mein Hinterteil
konnte ich ihm nicht böse sein. Zu glücklich war ich darüber, ihn endlich
wieder in meiner Nähe zu haben. Wie sehr hatte ich unsere lockeren Plänkeleien
vermisst.
    Als Alex und ich uns genug an
den Kopf geworfen hatten, wandten wir uns um.
    Josh lehnte mit der Hüfte an
der Kücheninsel und beobachtete mit verschränkten Armen die Spielchen von Alex
und mir. Den offenen und meist entspannten Josh der vergangenen Tage erkannte
ich nicht mehr. Sein Ausdruck war wachsam und zerknirscht. Die Arme hatte er
wie ein Schutzschild verschränkt. Er sah weniger niedergeschlagen, als zornig
aus. Was eigentlich nicht sein konnte. Immerhin war er der freundlichste,
warmherzigste und tollste Mann, den ich kannte.
    „Was machst du hier?“, blaffte
Josh Alex an.
    Vor seinen Worten schreckte ich
ein wenig zurück. Wieso wollte er ihn nicht hier haben? Würde ich es nicht
besser wissen, so käme es mir vor, als hätten die beiden Männer die Seiten
gewechselt.
    Ich stierte Josh mit
erschrockenen Augen an, sodass er merkte, wie seine Worte geklungen hatten.
    Alex war davon allerdings
unbeeindruckt. Der Umgangston war für ihn Normalität. Ich würde mich sogar
nicht wundern, wenn es ihm nicht einmal aufgefallen war. Er verzog keine Miene.
    „Ich meine, gibt es was Neues?
Hast du was rausgefunden?“, setzte Josh noch einmal nach. Diesmal klang er
freundlicher, als hätte er sich wieder gefasst. Er guckte allerdings die ganze
Zeit zu mir und nicht zu Alex. Er war sichtlich erleichtert, als mein
Gesichtsausdruck sich veränderte und freundlich wurde.
    Ich musste lächeln und hielt
seinem Blick stand. Auch wenn er nicht zurücklächelte, meine ich zu sehen, wie
seine Züge weicher wurden und er sich entspannte.
    „Ich wollte nur sehen, wie es
euch geht“, antwortete Alex und zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte das
Zusammenleben mit Josh und mir doch Spuren bei dem Einzelgänger hinterlassen,
und er war nun gewillt, Menschen in

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