Die Welt in mir (German Edition)
sein Leben zu lassen.
„Gib es zu! Du hast Josh und
mich vermisst“, ich biss mir danach sofort auf die Lippen. Ich wusste, wie
unsinnig es war, das zu sagen. Immerhin hätte Alex niemals nie zugegeben, dass
er uns vermisst hatte. Noch schlimmer war, dass er dies bestimmt eher als
Beleidigung und nicht als dahingesagte Plänkelei aufgefasst hätte.
Wie erwartet, reagierte er auf
meine Worte mit einem bösen Funkeln in meine Richtung.
Ich verkroch mich etwas. Nicht
aus Angst vor ihm, sondern damit mir nicht wieder etwas rausrutschte, was ihm
vielleicht noch verjagte. Ich wollte nicht, dass er ging. Also zumindest nicht
ganz. Es wäre eine wunderbare Vorstellung, wenn Alex wieder regelmäßig
vorbeischauen würde und ich und Josh in der restlichen Zeit unsere
frustrierende Beziehung weiterführen konnten.
„Möchtest du was essen oder
trinken“, fragte Josh, den seine Manieren wirklich in keiner Situation im Stich
ließen. Er war einfach Mr. Perfect. Perfekt für mich.
Alex aß die Reste von unserem
Essen auf und trank genüsslich ein Bier.
Zwischen uns herrschte Schweigen.
Allerdings konnte ich spüren,
wie in mir der Druck stieg, ihn zu fragen, was er wusste, was er gemacht hatte
und ob etwas passiert war. Und da Josh keine Anstalten machte, statt meiner das
Wort an Alex zu richten, der ebenfalls ein beharrliches Schweigen vorzog, brach
es aus mir heraus.
„Okay, jetzt verrat uns, was du
in den vergangenen Tagen gemacht hast!“ Mein Ton war deutlich angespannter und
schärfer, als ich es beabsichtigt hatte. Aber da es um Alex ging, würde ihn das
vermutlich nicht stören.
Unbekümmert richtete er seinen
Blick auf mich, bevor er antwortete. „Du bist ganz schön kratzbürstig geworden,
Kleine“, war allerdings alles, was er erwiderte.
„Jetzt lass den Unsinn, spann
uns nicht auf die Folter!“, meldete sich nun auch Josh, der offenbar ebenso
ungehalten war wie ich.
„Was soll ich schon gemacht
haben? Ich war in meiner Wohnung und bin etwas durch die Stadt gezogen. Hab'
mal wieder die Sau raus gelassen und meine Freiheit ausgekostet“, fügte er mit
einem Augenzwinkern in meine Richtung hinzu.
Ich konnte mir vorstellen, was
seine Vorstellung von Freizeitgestaltung war. Und auch wenn es eine Spitze mir
und seinem Babysitterjob gegenüber war, traf es mich nicht. Dies war nun einmal
Alex’ ungehobelte Art, Scherze zu machen.
Josh und ich schauten ihn
allerdings weiterhin eindringlich an.
Alex bemerkte allem Anschein nach,
dass er so schnell nicht aus der Sache rauskam.
Wir würden uns nicht mit dieser
Antwort zufrieden geben.
Dies war nun auch Alex klar,
der seufzte und zu einer Erklärung ansetzte: „Tatsächlich habe ich noch zwei
Späher entdeckt. Ihre Spur führt sie allem Anschein nach wirklich zu mir und
nicht zu Clara. Das ist also schon einmal eine gute Nachricht.“
Mir fiel die Erleichterung wie
ein Stein von Herzen. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Sache schon deutlich
stärker auf mir gelastet hatte, als es mir zuvor klar war. Bisher hatten die
Nähe von Josh und sein Verhalten meine ganze Aufmerksamkeit gefordert. Mit der
drohenden Gefahr hatte ich mich nicht wirklich auseinandergesetzt. Und dennoch
war sie die ganze Zeit über tief in meinem Inneren verborgen gewesen. Unbemerkt
und doch so ausgeprägt, dass sie nun merklich von mir abfallen konnte.
„Bevor du fragst: Ich habe
ihnen nichts getan, obwohl ich es hätte tun sollen“, erklärte Alex und
katapultierte mich damit zurück in die Realität.
Erst jetzt begriff ich, was es
wirklich bedeutete. Zwar schwebte ich derzeit nicht in Gefahr, aber dafür Alex
umso mehr. Zwei Späher hatte er bereits gesehen, und wer wusste, wie viele es
noch waren. In meine Gedanken schob sich ein Bild von einem Panther, der von
allen Seiten von Jägern mit Waffen eingekesselt wurde. Sie umringten ihn, und
das Verhältnis war so ungerecht, dass ein Kampf des Panthers chancenlos wäre.
Bei diesem Gedanken schreckte ich zusammen. Sofort richteten sich die Blicke
von Alex und Josh auf mich. Während Alex eher verwirrt und fragend guckte, war
der Blick von Josh besorgt und mitfühlend.
„Ist alles in Ordnung?“, wollte
Josh von mir wissen.
„Ja, ja es ist nur ... Die
ganze Sache ist so beängstigend“, gab ich ehrlich und leise zu. Dabei vermied
ich es, zu sagen, dass sie in diesem Moment eher für Alex als für mein Leben
beängstigend war und ich mir um ihn Sorgen machte. Alex wäre gekränkt, und Josh
würde vermutlich erneut in sein
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