Die Welt in mir (German Edition)
Rücken gerammt zu bekommen, wenn ich
mich umdrehte? Die Vorstellung behagte mir gar nicht. Ich würde mich weigern,
darauf einzugehen. Alex war sicherlich eine Ausnahme in seiner Welt. Ohne ihn
wäre ich dort zum Tode verurteilt. Dann blieb ich lieber in meiner Welt
versteckt und hoffte auf das Beste, als in seiner auf der Seite des Bösen zu
leben.
„Du weißt, dass das nicht geht.
Das ist keine gute Idee“, erläuterte Josh und wirkte dabei sehr entschlossen.
„Wieso denn nicht? Dort rechnet
niemand mit ihr, und sie wäre fürs Erste in Sicherheit“, fügte Alex hinzu und war
ebenso entschlossen wie Josh.
Ich bemerkte, wie sich die
Stimmung im Raum merklich änderte. Die beiden Männer sahen ernst aus. In der
Luft hing Testosteron. Beide waren offenbar bereit, ihren Standpunkt zu verteidigen.
Alex würde früher oder später wütend werden und Josh lediglich bestimmt, aber
aufgeben kam für beide nicht infrage.
Mein Blick schweifte zwischen
meinen Beschützern hin und her.
„Wie stellst du dir das vor?
Soll sie bei dir leben?“, drückte Josh meine schlimmste Befürchtung aus. Es
versetzte meinem Herz einen tiefen Stich, denn er kam nicht auf die Idee, dass
ich bei ihm bleibe könnte, sondern auf Alex’ Seite.
„So ein Scheiß! Natürlich nicht,
und das weißt du auch!“, konterte Alex.
Gott sei Dank! Für mich wäre
dies auch keine tragbare Option gewesen.
„Ich halte das für eine
schlechte Idee. Und dies aus mehreren Gründen“, äußerte Josh noch einmal seine
Bedenken.
„Ach du hast doch nur Angst.
Sie packt das schon, und die Regeln sind doch egal.“ Alex' Stimme war
mittlerweile deutlich lauter geworden.
Josh widersprach, Alex solle
sich zurückhalten. Er wirkte für seine Verhältnisse drohend. Irgendwas lief
hier vollkommen aus dem Ruder. Die Lage zwischen den beiden Männern war
angespannt. Die Luft knisterte vor Ärger. Ich befürchte, dass sie bald
eskalieren würde, wenn diese Diskussion darüber, wo ich bleiben sollte, weiterging.
Aber dies war nicht das Einzige, was für Ärger sorgte. Langsam, aber sicher waren
es nicht nur Josh und Alex, die zornig aufeinander waren. Ich war auch
ungehalten darüber, wie sie mit mir umgingen. Obwohl es um mein Leben ging, kam
keiner der beiden auf die Idee, mich zu fragen, was ich davon hielt.
Stattdessen entschieden sie über meinen Kopf hinweg, was mit mir passieren sollte.
Als wäre ich ein Kind, dessen Eltern sich um das Sorgerecht stritten. Wobei es
in meinem Fall offenbar keiner der beiden wollte. Was glaubten die eigentlich,
wer ich war? Ein verblödetes Ding, das nicht auf sich selbst aufpassen konnte
oder eine Entscheidung treffen konnte? Zugegeben, in den vergangen Wochen hatten
die zwei alles für mich entschieden. Aber dies ließ ich nur zu, weil Gefahr
drohte und ich ihnen vertraute, dass sie schon wussten, was das Beste war. Die
Situation hatte mich schlichtweg ein wenig überfordert. Und dann kam noch der
Liebeskummer wegen Josh hinzu und schließlich die Hoffnung, dass er sich doch
in mich verliebte. All dies hatte mich zu sehr beschäftigt, als dass ich noch
einen Gedanken an mein Leben verschwenden konnte. Aber damit war nun Schluss.
Ich hatte meine eigenen Entscheidungen getroffen, bevor sie in mein Leben
getreten waren, und konnte dies jetzt auch noch. Meine Entscheidungen waren
vielleicht nicht immer die besten gewesen, und ab und an ließ ich mich auch
hängen oder wählte den leichten Weg, weil ich wenig Selbstbewusstsein hatte.
Dennoch hatte ich mein Leben stets selbst in der Hand gehabt. Es war Zeit, dies
wieder so zu praktizieren.
Ich hatte keinen von ihnen je
gebeten, bei mir zu sein oder auch auf mich aufzupassen. Wenn ich so eine Bürde
war, dann bitte: Sollten sie gehen! Wobei mir bei diesem Gedanken Tränen in den
Augen brannten, die ich schnell wegblinzelte. Ich wollte sie nicht aus meinem
Leben vertreiben, aber ich wollte auch nicht herumgeschubst werden. Damit war
nun Schluss. In meinem Inneren brodelte die Wut. Es war nicht der Einfluss von
Alex, sondern meine eigene Empfindung. Die Wut und der Zorn kamen von mir. Dies
merkte ich ganz klar. Nicht zuletzt, weil es blinde Wut war und nicht die
ruhige, entschlossene von Alex.
Ich sprang vom Stuhl auf, der
knallend auf den Boden kippte. Meine Hände waren zu Fäusten geballt.
Alex und Josh erschraken und schauten
mich an. „Es reicht! Hört auf, mich zu behandeln, als wäre ich ein dummes Kind!
Ich sitze hier am Tisch, und ihr diskutiert darüber, als wäre
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