Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Kontakt mit seinem Avatar aufgenommen hatte. Überrascht warfTom einen Blick nach unten und erkannte, dass ihre Hand auf seinem Arm ruhte. Ihre Stimme war leise. »Bist du sicher?«
Tom starrte sie an, während Ms Falmouths fortfuhr: »… ausgelagerte Konflikte dienen mehreren Zwecken …«
»Ich bin mir sicher«, antwortete er ihr. Dabei wurde er sich ihrer Berührung so bewusst, als säße sie im richtigen Leben ebenfalls neben ihm und berührte ihn.
Heathers Hand fuhr an seinem Arm hinab und stahl sich dann wieder davon, bis sie auf ihrem Pult wieder auftauchte. Tom überlegte, wie sie wohl in Wirklichkeit aussah. Ihr Avatar wirkte nicht wie der einer Neuntklässlerin – war sie älter als er?
»Mit den Waffen, die wir heutzutage einsetzen«, sagte Ms Falmouth, während sie neben der Tafel stand, »könnten wir die Ionosphäre zerstören, den Planeten verstrahlen und die Meere verdunsten lassen. Indem wir und Russland und China unsere Kriege auf, sagen wir mal, dem Saturn statt auf der Erde führen, können wir unsere Streitigkeiten um die Verteilung von Ressourcen ohne die zerstörerischen Konsequenzen herkömmlicher Kriege austragen, wie Heather es uns gerade erklärt hat. In früheren Epochen glaubten die Menschen, der Dritte Weltkrieg bedeute das Ende der Zivilisation. Ein berühmtes Zitat von Albert Einstein lautet: Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im Vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen. Nun befinden wir uns mitten im Dritten Weltkrieg und sind weit davon entfernt, die Zivilisation zu vernichten.«
Ms Falmouth schnippte mit dem Finger, woraufhin sich die Tafel in einen Bildschirm verwandelte. »Jetzt möchte ich den Fokus auf die Intrasolaren Streitkräfte richten. Ich möchte, dass ihr eure Gedanken auf jene Jugendlichen richtet, die dort draußen sind und für die Zukunft eures Landes kämpfen. Wir werden uns dazu einen kurzen Videoclip anschauen.«
Tom setzte sich aufrecht und sah, wie auf dem Bildschirm erst eine Außenansicht des Pentagons und dem aus seiner Mitte herausragenden Turm erschien und dann ein Nachrichtenstudio, in dem neben einer Reporterin ein berühmter Teenager saß.
Es war Elliot Ramirez.
Tom ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Hinter ihm stieß Serge Leon bestürzt aus: »Nicht wieder dieser Idiot Ramirez!«
Elliot Ramirez war allgegenwärtig. Jeder kannte ihn – den gut aussehenden, lächelnden, durch und durch amerikanischen Siebzehnjährigen, der für die Zukunft der indo-amerikanischen Vorherrschaft im Sonnensystem stand. Er trat in Werbespots auf, und sein Bild war an Wänden plakatiert; er ließ sein breites Grinsen und seine funkelnden Augen auf Müslischachteln, Vitaminflaschen und T-Shirts aufblitzen. Immer wenn in den Nachrichten wieder ein indo-amerikanischer Sieg verkündet wurde, erschien Elliot vor der Kamera, gab ein Interview und sprach darüber, dass Amerika nun sicher gewinnen werde! Und natürlich tauchte Elliot an vorderster Front bei den Pressemitteilungen von Nobridis Inc. auf, weil die ihn sponserten. Er war einer der jungen Auszubildenden, die amerikanische Maschinen im Weltraum steuerten, einer jener Amerikaner, die sich der Aufgabe widmeten, die russisch-chinesische Allianz zu besiegen und das Sonnensystem für die indo-amerikanischen Verbündeten zu erobern.
»Warum haben Sie das Rufzeichen Ares bekommen? Ares ist der griechische Gott des Krieges. Das sagt eine Menge über Ihre Kühnheit auf dem Schlachtfeld aus«, meinte die Reporterin gerade zu Elliot.
Elliot kicherte und ließ dabei seine weißen Zähne aufblitzen. »Ich habe mir das Rufzeichen nicht selbst ausgesucht. Meine Waffenbrüder hielten es für das richtige für mich. Sie baten mich inständig, es anzunehmen. Die dringliche Bitte meiner Kameraden konnte ich nicht abschlagen.«
Tom lachte. Er konnte nicht anders. Mehrere weibliche Avatare wirbelten herum und bedeuteten ihm, er solle still sein.
Es folgte ein Schnitt, und jetzt war auf dem Bildschirm eine Schlachtszene im Weltraum zu sehen. Ein mit dem Namen »Ares« gekennzeichnetes Schiff flog auf einen verstreuten Haufen Schiffe zu. Die Bildunterzeile lautete »Die Schlacht vor Titan«. Währenddessen fuhr die Reporterin fort: »… eine Menge Aufmerksamkeit in den vergangenen Jahren, Mr Ramirez. Wie kommen Sie mit der Begeisterung der Öffentlichkeit für Ihre Person zurecht?«
»Um die Wahrheit zu sagen, sehe ich mich gar nicht als großen
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