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Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Titel: Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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sagen können, ohne den Zorn der Femintern auf sich zu ziehen. So hat Fred Braxendale die Frauen genannt. Er war auch da. Ein bisschen schütter oben rum. Hatte immer noch denselben Pullover an. War mit seiner neunzehnten Lebensabschnittsbegleiterin da. Oder der zwanzigsten. Hat wohl selbst den Überblick verloren. Der Pullover, den er laut Doro 1971 bei John Lewis im Schlussverkauf gekauft hat, hat die ganzen Frauen überlebt. Weiß Gott, was sie in ihm sehen.
    Danach gab es einen kleinen Empfang zu Hause in der HardwickAvenue mit Sojabratlingen, Bohnensalat und Linsenauflauf. Um der alten Zeiten willen, hat Doro gesagt. Persönlich hatte er es nie mit dieser Lifestyle-Politik, das kam ihm schon immer antimarxistisch vor. Früher hat er sich ab und zu rausgeschlichen, um bei Little Chef in Adwick ein Steak zu essen. Noch so eine Sache, die er Doro nie erzählt hat. Aber jeder Mensch hat nur eine begrenzte Aufnahmefähigkeit für Linsen.
    Beim Empfang waren auch ein paar schräge Vögel, die anscheinend ohne Einladung aufgekreuzt waren. Der Hausmeister von Claras Schule war da, der die ganze Zeit von seinem wüsten Garten sprach und einen Freund dabeihatte, einen alten ukrainischen Ingenieur, der 1955 bei den McCormick-Traktorwerken in Wheatley Hall gearbeitet hatte, und noch andere von Doros Kleingärtnern. Außerdem war eine knittrige Blondine aus Askern da, die in der Küche zu ihm kam und ihn fragte, ob er sich daran erinnerte, dass sie während des Streiks miteinander geschlafen hatten. Er hat genickt und höflich gegrinst und versucht ein enthusiastisches Gesicht zu machen, aber erinnern konnte er sich beim besten Willen nicht. Und eine Frau mit rosa Leggings und einem braunen Pudel war da, die dauernd irgendwas von Zehhaar-Therapie redete, mit der sie ihm helfen könnte. Sie sagte, Serge hätte ihr von seinem Zustand erzählt. Frechheit. Au!
    Zu schade, dass Clara nicht kommen konnte, aber sie hat liebe Grüße aus Copacabana geschickt, wo sie mit Oolies Sozialarbeiter eine Schule für Slumkinder gründen will. Wie Doro sich aufgeregt hat, als die beiden sich zusammentaten. Offenbar kann sie den armen Kerl nicht ausstehen, Gott weiß warum. Dabei scheint er ein höchst anständiger junger Mann zu sein mit einem soliden Arbeiterklassenhintergrund, und Oolie mag ihn sehr.
    Apropos Oolie, diese ganze Aufregung wegen ihrer Scheinschwangerschaft – er hätte ihnen gleich sagen können, dass nichts daraus werden würde, wenn ihn jemand gefragt hätte,denn es ist doch bekannt, dass Männer mit Down-Syndrom meistens unfruchtbar sind. Clara hat ihr stattdessen einen jungen Hamster geschenkt, bevor sie abgereist ist, und mit dem scheint sie auch zufrieden. Und Doro hilft ihr, hinter dem Haus, in dem sie jetzt wohnt, einen Garten anzupflanzen, mit Blumen, Gemüse und einem Pflaumenbaum. Die beiden sind immer noch zusammen, Oolie und der junge Mann – sie überlegen sogar, ob er zu ihr zieht. Er kam mit seiner grauenhaften Mutter zur Hochzeit angereist. Ihr Einzugsgeschenk für Oolie war eine kleine beleuchtete Eieruhr aus Glas. Nur 280 Pfund, hat sie gesagt. Hat das Ding bei How to Spend it entdeckt. Die arme Doro ist fast in Ohnmacht gefallen. Dabei haben sie und Doro sich offenbar angefreundet, weiß Gott warum. Megan war auch da. Die drei waren ziemlich beschwipst, und irgendwann haben alle zu heulen angefangen. Es war ziemlich peinlich.
    Autsch! Genug der müßigen Gedanken. Die Zeit ist kurz, und er hat noch ein paar wichtige Aufgaben zu erledigen. Wie vorhergesehen zerbricht der Kapitalismus unter dem Gewicht seiner eigenen Gegensätze. Und es ist erfreulich, zu wissen, dass sie alle ihr Scherflein zu seinem Niedergang beigetragen haben: Clara, indem sie sich für die Kinder der Unterdrückten einsetzt, Doro mit ihrem Engagement für die Umwelt, Oolie, indem sie die staatlichen Ressourcen herausfordert, und vor allem Serge mit der tapferen Invasion in das Herz der satanischen Mühle, die er kurzfristig aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Entrismus in seiner mutigsten Form.
    Was ihn angeht, so hat er immer noch sein großes theoretisches Werk fertigzustellen, die Geschichte der autonomistischen Bewegung in den siebziger Jahren, die in der Analyse gipfeln wird, wie der Autonomismus einer Neuverhandlung des Gesellschaftsvertrags nach der Finanzkrise den Weg bereiten kann. Auch wenn er schon seit sieben Jahren daran sitzt, ist vieles noch nicht ganz klar. Tatsächlich scheint es immer unklarerzu werden, je mehr

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