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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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Stoff, aber mit etwas Glück hielt sich die Luft darin. Wenn sie es schaffte, eine Luftblase darin einzufangen, würde sie der Sack zum einen langsam an die Oberfläche ziehen, ohne dass sie wertvolle Muskelkraft und damit Sauerstoff aufbrauchen musste, und zum andren war es eine Reserve. Der Sauerstoff der Blase würde nicht ewig reichen, aber es war ihre einzige Chance. Ihre einzige Hoffnung lag darin, dass der Gehalt im Gasgemisch ausreichend sein würde, sie am Leben zu halten, bis sie, nach einigen Dekompressionsstopps, wieder an der Luft war.
    Sie hielt den Beutel über die Blasen, die aus ihrem Mundstück kamen. Der Beutel hielt dicht. Es fühlte sich wie ein Sieg an, der ihr neuen Mut gab. Wenn der Plan weiter so gut aufging, konnte sie es vielleicht schaffen.
    Sie ließ die ganze restliche Luft aus der Flasche ab und füllte so den Beutel. Vorsichtig hielt sie ihn mit einer Hand unten geschlossen. Sie spürte, wie er sie hinaufzog, und sie ließ die schwere Pressluftflasche in die Tiefe sinken.
    Sie musste es einfach schaffen, während sie aufstieg zu dekomprimieren. Das würde schwierig werden, da sie sich einige Minuten auf derselben Höhe halten musste. Sie sah auf den Tiefenmesser. Dann spürte sie, dass sie unbedingt Luft brauchte. Sie kämpfte gegen den Reflex an, das Wasser tief in ihre Lungen zu saugen, wie es Ertrinkende machen, und zog den Beutel an ihren Mund.
    Eine große Luftblase löste sich durch ihre ungeschickte Bewegung und trudelte nach oben. Ein lebenswichtiger Teil war ihr verloren gegangen. Sie versuchte, nicht zu tief die kostbare Luft einzuatmen, um die verbliebenen Reserven zu schonen. Aber es war wie frisches Wasser, wenn man durstig war. Noch besser! Es war Luft.
    Zwei flache Züge gönnte sie sich. Sie atmete zurück in den Beutel. Sie sah auf den Tiefenmesser. Quälend langsam zog sie die Luftblase nach oben. Ihr wurde schwindelig. Sie hätte bereits eine erste Pause einlegen müssen. Aber was blieb ihr übrig? Sie konnte nicht anhalten und sie konnte auch nicht schneller. Wenn sie starb, starb sie.
    Sie beschloss einen weiteren Zug zu nehmen, in der Hoffnung, er würde ihren trüben Verstand aufhellen. Sie musste mehrere Züge nehmen. Sie merkte deutlich, wie schnell der Sauerstoffgehalt nachließ. Waren dies die letzten Atemzüge ihres Lebens? Reichte der Rest, dass sie es bis an die Oberfläche schaffte? Ihre Muskel fingen an zu brennen. Das war kein gutes Zeichen. Ihr Kopf fühlte sich an, als schrumpfe er.
    Sie erschrak, als ein Gesicht vor ihr auftauchte. Es sah sonderbar leblos aus und glitt an ihr vorüber in die Tiefe. Es war Thian.
    Der Schrecken wuchs in ihr. Was ging hier vor sich? Halluzinierte sie? Oder war er es wirklich?
    Sie drehte den Kopf nach oben. Zumindest hielt sie es für oben. Auch wenn sie wusste, dass der Luftsack ihr den Weg wies, fühlte es sich an, als habe sich jede räumliche Dimension aufgelöst. Sie sah Helligkeit. Es war eine glitzernde, schöne Helligkeit.
    Sie musste atmen. Atmen! Sie sog alles gierig ein, was im Beutel verblieben war. Damit hatte sie keinen Auftrieb mehr. Sie tat ein paar Schläge mit den Flossen. Sie wurde fast bewusstlos, als sie dem Glitzern entgegenstrebte. Sie schlug erneut mit den Beinen. Sie hatte kaum noch Kraft. Jetzt sah sie, dass es die Oberfläche des Wassers war. Die rettende Luft war nur noch wenige Meter von ihr entfernt. Sie versuchte, die Hand auszustrecken, in der Hoffnung, jemand würde sie emporziehen. Empor, ins Reich des Lebens. Hinaus aus diesem See. Aber die Oberfläche war weit weg. Unerreichbar!
     
     
     

22
     
    „Wachen sie auf!“, hörte sie Gerold von Steins Stimme. „Kommen sie zu sich!“
    Laima spürte, wie sie einen Schwall Wasser ausstieß und hustete.
    „Sie hat es geschafft. Gott sei Dank!“
    „Sie können jetzt aufhören, meine Brust zu drücken“, sagte sie.
    „Wir dachten schon, wir hätten sie verloren!“, sagte Sam.
    „Was ist passiert?“
    „Thian wollte uns alle umbringen“, sagte Schüssli. „Er hat die Tauchgeräte manipuliert.“
    „Er hat sogar Sam verletzt!“, sagte Professor Carlsen und zeigte auf einen Verband an Sams Arm.
    „Er hat mich mit dem Messer angegriffen“, sagte er. „Da habe ich zugeschlagen und er ist ins Wasser gefallen. Also war er wohl doch nicht so harmlos, wie er behauptet hatte.“
    „Das habe ich doch schon gestern Abend gesagt“, regte sich der Professor auf. „Aber auf mich will ja niemand hören!“
    „Haben sie auch das Ding

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