Die Wesen (German Edition)
er.
Alle waren sprachlos.
„Du redest ja nicht nur Russisch und Chinesisch!“
„Scheiße, nein. Verbinde mir doch einer die Hand!“
Alle waren so verblüfft, dass sich niemand bewegte.
Dann holte von Stein einen Verband.
„Ich sollte nicht so viel saufen!“, sagte Thian. „Das bekommt mir nicht. Das war schon immer mein Problem. Schon in Cambridge.“
„Du hast in Cambridge studiert?“
„In Cambridge und Moskau!“
„Und was sollte das ganze Theater? Ich dachte, es wäre ein Fehler von Professor Bersinsch gewesen, dass wir einen russischen Führer gekriegt haben“, sagte von Stein, als er ihm seine Hand verband.
„Nein. Ich sollte euch so besser ausspionieren. Gib mir einen Schluck Schnaps. Jetzt ist sowieso alles egal. Immer wenn ich besoffen bin, fange ich an zu reden.“
„Und was solltest du rauskriegen?“
„Es war nur eine Tarnung. Damit ihr denkt, ich verstehe nichts. Damit ihr euch frei unterhaltet!“
„Ich dachte mir schon, dass da was nicht stimmt“, sagte Laima.
„Und was hätten wir sagen können?“
„Können! Alles könntet ihr sagen. Aber wir wollen vor allem, dass ihr in diese Höhlen kommt, oben auf dem Kailash. Niemand hat es bisher geschafft. Nicht nur weil der Berg heilig ist, steigt niemand rauf. Die Tibeter glauben, es sei der Sitz der Götter, Shiva und all der Kram. Aber der Berg lässt niemanden an sich ran. Die Höhlen sind durch Assuri geschützt. Energien oder Geister oder so was, die alles blockieren.“
„Und wozu dann ausspionieren?“
„Das machen wir immer so. Ich sollte sicherstellen, dass ihr es auch bis hierher schafft!“
„Na, das ist dir auch gelungen“, sagte von Stein. „Obwohl ich schon dachte, du seist schuld an dem Flugzeugzwischenfall mit Kapitän Ranjid. Schließlich bis du damals gerade vorher zu uns gestoßen!“
„Nein, damit habe ich nichts zu tun!“
„Dann haben wir von dir ja auch nichts zu befürchten“, sagte Sam.
„Wenn du auch die Wahrheit sagst“, wandte Professor Carlsen ein. „Vielleicht tischst du uns auch jetzt ein paar Lügen auf, um dich gut Freund zu machen.“
„Ich schwöre. Gib mir einfach Schnaps statt Wahrheitsserum.“
„Na gut“, sagte von Stein. „Belassen wir es dabei. Gehen wir schlafen.“
„He! Seht die Lichter dort!“, rief Schüssli.
Alle drehten sich um.
„Die Sterne da haben sich gerade bewegt.“
„Ich glaube, du bist sternhagelvoll, mein Lieber“, sagte der Professor.
„Scheiße, jetzt sehe ich es auch“, sagte Figaro Slinkssons. „Sie bewegen sich!“
Selbst Laima sah in der Nähe des im Mondlicht leuchtenden Kailash einige helle Punkte. Sie waren deutlich heller, als die umgebenden Sterne und bewegten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit.
„Die bewegen sich in Formation“, sagte Slinkssons. „Schnell mein Fernglas. Eine Kamera. Das müssen wir aufnehmen.“
„Wenn die zu uns runterkommen?“, sagte Schüssli.
„Wenn die deine volle Hose riechen, hast du gute Chancen, dass sie schnell wieder abhauen“, sagte Sam.
„Sie bewegen sich langsamer! Jetzt beschleunigen sie wieder!“
„Von null auf hundert in einer Sekunde.“
„Wow, die müssen rasen. Jetzt wechseln sie die Richtung im rechten Winkel.“
„Wie geht denn so was?“
„Ohh ... Jetzt sind sie weg!“
„Waren das gerade Ufos?“, fragte Laima.
„Ich weiß nicht, was es war“, sagte Professor Carlsen. „Aber es waren definitiv keine Flugzeuge!“
„Hatte es Ähnlichkeit mit dem, was sie schon mal in England gesehen haben?“, fragte sie von Stein.
„Schwer zu sagen auf diese Entfernung. Wir haben damals ein diamantförmiges großes Licht gesehen.“
„Vielleicht ihre Geister!“
„Sam, bitte. Als Koch haben sie keine wissenschaftliche Kompetenz und können sagen, was sie wollen. Aber alles lächerlich zu machen, ist einfach eine zu billige Methode. Auch wenn sie immer wieder aus der Mottenkiste geholt wird.“
Als Laima am folgenden Morgen aufwachte, hörte sie Ziegen. Als sie den Kopf aus dem Zelt steckte, sah sie, dass sie sich mitten in einer riesigen Herde befand. Einige der Ziegen leckten gerade die Reste aus den Töpfen des gestrigen Abends. Ein Hirte kam angelaufen, um die Tiere wegzuscheuchen.
Von Stein kam, mit Resten von Rasierschaum im Gesicht, vom Manasarovar zurück. Thian stieg aus seinem Zelt. Von Stein bat ihn, einige Worte an den Hirten zu richten. Offensichtlich erinnerte sich Thian nicht mehr an den Verlauf des gestrigen Abends, da er immer wieder
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