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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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sicher. Außerdem brauchen wir eine gute Tarnung, wenn ich dich zum Flughafen bringen soll. Und einen neuen Pass. Wie heißt der Kollege von deinem Professor? Dr. Wie?“
    „Dr. Wu. Von der chinesischen Botschaft.“
    „Wu?“
    „Leise, Papa, wirklich.“
    „Darum kümmere ich mich. Die Bretter ...“
    Mit einem Krachen flog die Tür auf und zwei Männer mit gezückten Waffen stürmten herein.
    Laima stürzte sich aus dem halb geöffneten Fenster auf das Vordach. Sie befand sich im ersten Stock.
    Mit einem lauten Klirren sprangen die Männer einfach durch die Scheibe hindurch.
    Laima ließ sich vom Dach fallen und rannte Richtung Wald. Beide Männer landeten fast gleichzeitig auf den Füßen, die Pistolen im Anschlag. Mit großen Sätzen wurde der Abstand zwischen Laima und ihren Verfolgern immer kleiner. Sie erreichte den Fichtenwald. Sie stolperte über den unebenen Sandboden. Sollte das Rennen kein Ende mehr nehmen? Wie wäre es, wenn sie sich einfach fallen ließe?
    Schüsse. Kugeln schlugen neben ihr in die Bäume. Nein. Sie würde nicht aufgeben. Außerdem hatte sie einen Vorteil. Sie kannte sich hier aus. Nicht weit von hier hatten sie früher Erdhöhlen gegraben. Mit etwas Glück schaffte sie es bis dahin. Sie wagte nicht, sich umzudrehen. Diese Männer waren keine Polizisten, die man so leicht abschütteln konnte. Sie wollten sie auch nicht festnehmen. Sie wollten sie töten.
    Laima lief so schnell sie konnte. Sie versuchte, Haken zu schlagen. Das Gelände war uneben und hügelig. Hinter der nächsten Kuppe sollte es sein. Lange war es her, dass sie das letzte Mal hier war. Wenn sie das Loch nicht fand? Oder es das Loch gar nicht mehr gab? Wenn es eingestürzt war? Oder die Männer sie trotzdem fanden? Sie lief mit letzter Kraft den Hügel hoch. Dann kam die Senke.
    Ja, hier war es. Dort zwischen den Bäumen. Büsche. Büsche standen jetzt dort. Unter einem Busch war immer noch das Loch. Sie rutschte so schnell es ging hinein und bewegte sich nicht mehr. Jetzt war ihr Schicksal besiegelt. Es lag nicht mehr in ihrer Hand. Sie lauschte. Ein Knacken. Sie duckte sich tiefer in das, was von der Höhle übrig war. Sie lauschte immer wieder. Vielleicht durchkämmten sie systematisch den Wald? Vielleicht kamen sie mit Baggern und Dynamit? Es war ihr egal. Sollten sie mit ihr machen, was sie wollten.
     
    Als sie aufwachte, fühlte sie sich wenig ausgeruht. Alle Knochen taten ihr weh. Ihre Kleidung war feucht vom Sand und klebte ihr am Körper. Laima war hungrig und durstig. Sollte sie aus ihrem Versteck kommen, oder warteten die Jäger nur darauf? Sie beschloss, dass es ihr egal war. Vor Angst in diesem Loch an Rheuma zu verrecken, war nicht das Ende, das sie sich vorgestellt hatte.
    Der Abendhimmel tauchte alles in ein Orangerosa, das nicht zu ihrer Stimmung passen wollte.
    Wohin? Hierbleiben war eine schlechte Alternative. Zu ihrem Vater? Auch dort warteten sie vielleicht schon. Was hatte er noch gesagt? Die Bretter? Ja, das war eine seiner fantastischen Ideen. Sie tastete nach ihrem Handy. Weg. Sie hatte es verloren. Vielleicht auch besser so. Wenn diese Männer tatsächlich so gefährlich waren, würden sie das Handy überall orten können.
     
    Die Bretter konnten beim handwerklichen Geschick ihres Vaters nur die Bretter sein, die die Welt bedeuten. Sie musste die Oper erreichen. Wenn sie es schaffte, sollte sie eine einigermaßen sichere Nacht haben. Im Zentrum war die Dichte an Polizisten allerdings am höchsten. Es bestand die Gefahr, ihnen direkt in die Arme zu laufen. Ihre schmutzige Kleidung ließ Laima verwahrlost aussehen. Nur bis in die Stadt, dachte sie. Sie setzte sich ganz hinten in den Bus und versteckte die dreckigen Knie ihrer Hose hinter der Sitzbank. Die sommerliche Abendluft blies durch die offenen Fenster und für einen Augenblick war es, als wehte der Fahrtwind alles mit sich fort.
    Als Laima ausstieg, versuchte sie, unauffällig in einer der Seitenstraßen unterzutauchen. Sie musste das Freiheitsdenkmal umgehen, an dem immer Soldaten Wache standen, die wiederum von Polizisten bewacht wurden. Laima nahm den Weg durch den Park, am kleinen Kanal entlang, der das Freiheitsdenkmal mit der Oper verband.
    Durch den Künstlereingang zu kommen, wäre kein Problem für sie gewesen. Wie sie im Krankenhaus fast jeden vom Personal kannte, so kannte sie in der Oper vom Pförtner bis zum Solisten ebenfalls alle. Und alle kannten sie. Aber Laima hatte kein gutes Gefühl, wenn jemand wusste, dass sie

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