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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Blut in den Adern gefrieren
ließ. Er mußte schon die ganze Zeit über da gewesen
sein, reglos und mich von der anderen Seite der ebenen Fläche
des Kaninchenhains aus beobachtend, aber zunächst hatte ich es
nicht bemerkt. Ohne mich wirklich körperlich zu bewegen,
schüttelte ich innerlich den Kopf und beschloß, daß
dieses männliche Tier den idealen Kopf für einen Pfahl
liefern würde. Das Kaninchen hätte ebensogut ausgestopft
sein können, so wenig rührte es sich, und ich erkannte,
daß es mich tatsächlich anstarrte, ohne mit den kleinen
Augen zu blinzeln, ohne mit der Nase zu schnuppern, ohne mit den
Ohren zu zucken. Ich starrte gleichermaßen zurück, und
sehr langsam brachte ich das Gewehr in Anschlag, indem ich es erst
zur einen Seite bewegte, dann ein klein wenig zur anderen, wie etwas,
das im Wind schwankte, der durch das Gras strich. Es dauerte fast
eine Minute, bis ich die Flinte und meinen Kopf in der richtigen
Stellung hatte, die Wange am Schaft, und noch immer hatte sich das
Tier keinen Millimeter bewegt.
    Ums Vierfache vergrößert, sein schnurrhaariger Kopf
säuberlich durch das Zielkreuz in vier Segmente unterteilt,
wirkte es noch eindrucksvoller und ebenso unbeweglich. Ich runzelte
die Stirn und hob den Kopf, da mich plötzlich der Gedanke
durchfuhr, daß es womöglich wirklich ausgestopft war;
vielleicht wollte mir jemand einen Streich spielen. Die Jungen aus
der Stadt? Mein Vater? Bestimmt doch noch nicht Eric? Damit hatte ich
eine große Dummheit begangen; ich hatte den Kopf viel zu
schnell bewegt, als daß es natürlich ausgesehen
hätte, und der Rammler flitzte über den Erdwall davon. Ich
senkte den Kopf und hob gleichzeitig das Gewehr, ohne nachzudenken.
Die Zeit reichte nicht, um die richtige Stellung einzunehmen,
durchzuatmen und sanft den Abzug zu bedienen; es war eine Sache des
Hochreißens und Abknallens, und da mein ganzer Körper kein
bißchen ausbalanciert war und ich beide Hände am Gewehr
hatte, fiel ich nach vorn und rollte mich im Fallen ab, um die Waffe
aus dem Sand herauszuhalten.
    Als ich aufblickte, das Gewehr in den Armen wiegend und nach Luft
schnappend, mit dem Hintern im Sand eingesunken, sah ich das
Kaninchen nicht mehr. Ich zwang mich, das Gewehr sinken zu lassen,
und schlug mir auf die Knie. »Scheiße!« sagte ich zu
mir selbst.
    Der Rammler war jedoch nicht in einem Loch verschwunden. Er war
nicht einmal in der Nähe des Erdwalls, in dem die Löcher
waren. Er setzte in großen Sprüngen über die ebene
Fläche, direkt auf mich zu, und bei jedem Satz schien er in der
Luft zu zittern und zu beben. Er schoß auf mich zu wie eine
Gewehrkugel, mit schwankendem Kopf, gefletschten gelben Zähnen,
den längsten, die ich je bei einem Kaninchen, lebend oder tot,
gesehen hatte. Seine Augen sahen wie aufgerollte Schnecken aus. Bei
jedem federnden Sprung sprudelte ein roter Schwall aus seinem linken
Hinterlauf; er war fast bei mir, und ich saß da und starrte ihn
an.
    Ich hatte keine Zeit zum Nachladen. Als ich endlich reagierte, war
es zu spät für alles andere als instinktives Handeln. Meine
Hände ließen das Gewehr über meinen Knien in der
Schwebe los und griffen nach der Schleuder, die immer an meinem
Gürtel hing, wobei die Armstütze zwischen ihm und meiner
Cordsamthose steckte. Doch selbst meine Schnellschußstahlkugeln
waren in der Kürze der Zeit unerreichbar; eine halbe Sekunde
später war das Kaninchen auf mir und hatte es direkt auf meine
Kehle abgesehen.
    Ich erwischte es mit der Schleuder; der dicke schwarze Schlauch
der Gummisehne verzwirbelte sich einmal in der Luft, während ich
die Hände scherenartig überkreuzte und nach hinten fiel, so
daß der Rammler über meinen Kopf gerissen wurde, und dann
trat ich mit den Beinen aus und drehte mich so, daß ich mit ihm
auf einer Höhe war, so wie er da lag, strampelnd und zappelnd
mit der Kraft einer Wölfin, flach ausgestreckt auf dem sandigen
Hang, den Hals in dem schwarzen Gummi gefangen. Sein Kopf zuckte hin
und her, während er versuchte, mit seinen Nagezähnen meine
Finger zu erreichen. Ich zischte ihn meinerseits durch die Zähne
an und zog die Gummischlinge enger, und noch enger. Der Rammler warf
sich hin und her und spuckte und gab einen durchdringenden Ton von
sich, den ich einem Kaninchen niemals zugetraut hätte, und
schlug mit den Beinen auf den Boden. Ich war so durcheinander,
daß ich mich umsah, um mich zu vergewissern, daß das
nicht etwa ein Zeichen für eine Armee von Karnickeln war,

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