Die Wespenfabrik
können. Ich schnitt den Weg geschickt ab, indem
ich eine Düne hinauf und auf der anderen Seite wieder
hinunterjagte und an einer Stelle herauskam, wo die
Versorgungsleitungen, durch die das Haus mit Wasser und
Elektrizität beliefert wurde, aus dem Sand ragten und den
Meeresarm überquerten. Ich sprang über die Eisendorne und
landete mit beiden Beinen auf dem Beton, dann rannte ich über
den schmalen Grat des Leitungsrohres und sprang auf der Inselseite
hinunter.
Als ich zu Hause angekommen war, ging ich geradewegs in meinen
Schuppen. Dort verstaute ich das Gewehr, überprüfte den
Kriegsutensilienbeutel, zog mir den Riemen über den Kopf und
befestigte schnell den Taillengurt. Ich schloß den Schuppen
wieder ab und trabte im gemäßigten Laufschritt bis zur
Brücke, während ich versuchte, wieder ausreichend Luft zu
bekommen. Nachdem ich durch die schmale Pforte in der Mitte der
Brücke geschlüpft war, verfiel ich in ein Renntempo.
Im Kaninchenhain war noch alles so, wie ich es verlassen hatte
– der Rammler lag eingeklemmt in der zerbrochenen Schleuder, der
Sand war aufgeworfen und zerwühlt, wo ich am Boden gekämpft
hatte. Der Wind wiegte noch immer die Gräser und Blumen, und es
waren keine Tiere zu sehen; selbst die Möwen hatten das Aas noch
nicht entdeckt. Ich machte mich unverzüglich an die Arbeit.
Als erstes nahm ich eine zwanzig Zentimeter lange
Elektrorohrleitungsbombe aus dem Kriegsutensilienbeutel. Ich
schlitzte den Anus des Rammlers auf. Nachdem ich den einwandfreien
Zustand der Bombe, besonders die Trockenheit der weißen
Kristalle der explosiven Mischung überprüft hatte,
fügte ich ein Plastikröhrchen als Ventil zu, streute eine
Ladung der Explosivmischung in das Loch, das in das schwarze Rohr
gebohrt worden war, und umwickelte das Ganze mit Klebeband. Ich schob
das Gebilde in den noch warmen Kaninchenkörper und brachte ihn
in eine Art kauernde Stellung, mit Blickrichtung zu den Löchern
im Erdwall. Dann nahm ich einige kleinere Bomben und legte sie in
mehrere der Kaninchenlöcher, trampelte die Dächer der
Tunneleingänge nieder, so daß es geschlossene Höhlen
wurden und nur noch die Zünder herausschauten. Ich füllte
die Spülmittelflasche aus Plastik mit Benzin und bereitete den
Flammenwerfer vor, ließ ihn oben auf dem Erdwall zurück,
in dem es die meisten Kaninchenlöcher gab, und ging dann wieder
zu dem ersten der zugeschütteten Löcher und steckte den
Zünder mit meinem Wegwerffeuerzeug in Brand. Der Gestank von
brennendem Plastik stieg mir beißend in die Nase, und der helle
Schein der brennenden Mischung tanzte in meinen Augen, während
ich zum nächsten Loch eilte und dabei auf die Uhr sah. Ich hatte
sechs der kleineren Bomben verteilt, und sie alle waren innerhalb von
vierzig Sekunden angesteckt.
Ich saß auf dem Erdwall, über den Löchern,
während der Docht des Flammenwerfers schwach im Sonnenlicht
brannte, als nach etwa einer Minute der erste Tunnel in die Luft
flog. Ich spürte die Explosion durch den Hosenboden und
mußte grinsen. Die anderen gingen schnell nacheinander los, die
Rauchschwade von der Ladung an der Mündung jeder Bombe brach aus
der qualmenden Erde heraus, kurz bevor die Hauptladung losging.
Aufgewirbelte Erde wurde über den Kaninchenhain verstreut, und
das Knallen der Explosionen dröhnte durch die Luft. Auch
darüber mußte ich lächeln. In Wirklichkeit lief alles
ziemlich geräuschlos ab. Bei uns zu Hause würde man
bestimmt nichts davon hören.
Fast die gesamte Energie der Bomben war dafür draufgegangen,
die Erde herauszuwirbeln und die Luft in die Erdhöhlen
zurückzutreiben.
Die ersten benebelten Kaninchen kamen heraus; zwei von ihnen
bluteten aus der Nase, sahen ansonsten jedoch unversehrt aus,
außer daß sie taumelten und beinah umfielen. Ich
drückte auf die Plastikflasche und spritzte einen Strahl Benzin
heraus, über den Docht des Flammenwerfers, der durch einen
Zelthering aus Aluminium ein paar Zentimeter über der Düse
gehalten wurde. Das Benzin loderte hoch auf, als es über den
Docht in der kleinen Stahlschale spritzte, zischte durch die Luft und
fiel hell auf die Kaninchen herab und um sie herum. Sie fingen Feuer
und gingen in Flammen auf, rannten taumelnd und stürzend
durcheinander. Ich sah mich nach weiteren um, als die ersten beiden,
die fast in der Mitte des Kaninchenhains in Flammen aufgegangen
waren, schließlich im Gras zusammenbrachen, mit steifen
Gliedern, aber noch zuckend, in der leichten Brise knisternd. Eine
kleine
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