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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Flammenzunge leckte um den Mund des Flammenwerfers; ich blies
sie aus. Ein weiteres, kleineres Kaninchen erschien. Ich traf es mit
dem Flammenstrahl, und es flitzte außer Reichweite zum Wasser
neben dem Hügel, auf dem der tollwütige Rammler mich
angegriffen hatte. Ich griff in den Kriegsutensilienbeutel, holte das
Luftgewehr heraus, entsicherte es und feuerte in einer einzigen
Bewegung. Der Schuß verfehlte sein Ziel, und das Kaninchen zog
eine Rauchschwade um den Hügel herum.
    Ich erwischte noch drei weitere Kaninchen mit dem Flammenwerfer,
bevor ich ihn wegpackte. Meine letzte Handlung war, den brennenden
Benzinstrahl auf den Rammler zu richten, der immer noch ausgestopft
und tot und bluttriefend im vorderen Teil des Kaninchenhains
saß. Das Feuer ging rings um ihn herum nieder, so daß er
in dem tosenden Orange und wirbelnden Schwarz verschwand. Nach
wenigen Sekunden ging der Zünder los, und nach etwa zehn
Sekunden zuckte die Stichflamme auf und erlosch, nachdem sie etwas
Schwarzes und Qualmendes zwanzig Meter oder mehr in die Luft
geschleudert und Fetzen davon überall in der Gegend verstreut
hatte. Die Explosion, die viel stärker war als die in den
Löchern und durch keinen Dämpfer abgemildert, knallte durch
die Dünen wie ein Peitschenhieb, was ein Klingeln in meinen
Ohren auslöste und mich einen kleinen Satz machen
ließ.
    Der kümmerliche Überrest des Rammlers landete weit
hinter mir. Ich folgte dem Gestank nach Verbranntem und gelangte zu
ihm. Es waren hauptsächlich der Kopf sowie ein verkohlter
Stumpen, der Rückgrat und Rippen gewesen war, und etwa die
Hälfte der Haut. Ich fletschte die Zähne, hob den warmen
Kadaver auf, trug ihn zurück in den Kaninchenhain und warf ihn
von dem Erdwall hinunter.
    Ich stand da im Licht der flachen Sonnenstrahlen, das mich warm
und gelb einhüllte; der Wind brachte den Gestank von verbranntem
Fleisch und Gras mit; der Qualm stieg aus den Erdlöchern und von
den Kadavern in die Luft auf, grau und schwarz; der
süßliche Geruch nach unverbranntem Benzin ging von der
Stelle aus, wo ich den Flammenwerfer zurückgelassen hatte, und
ich atmete tief ein.
    Mit dem letzten Benzin übergoß ich den Leichnam meiner
Schleuder, legte die ausgediente Spülmittelflasche daneben in
den Sand und steckte beides in Brand. Ich saß mit
überkreuzten Beinen direkt neben den Flammen und starrte aus der
windabgewandten Seite hinein, bis sie erloschen und nur noch die
Metallteile des Schwarzen Zerstörers übrig waren. Dann nahm
ich das rußgeschwärzte Skelett und begrub es dort, wo es
sein Ende gefunden hatte, am Fuß des Hügels. Von nun an
würde er einen Namen haben: Hügel des Schwarzen
Zerstörers.
    Überall war das Feuer erloschen, da das Gras zu frisch und zu
feucht war, um zu brennen. Nicht, daß es mir etwas ausgemacht
hätte, wenn es verbrannt wäre. Ich zog in Betracht, die
Ginsterbüsche anzuzünden, doch sie sahen immer wieder
erfreulich aus, wenn sie anfingen zu blühen, und die Büsche
rochen frisch besser als verbrannt, deshalb sah ich davon ab. Ich kam
zu dem Schluß, daß ich für den heutigen Tag
genügend Schäden angerichtet hatte. Die Schleuder war
gerächt, der Rammler – oder was immer dahinterstecken
mochte, vielleicht sein Geist – besudelt und erniedrigt; ich
hatte es ihm gezeigt, und ich fühlte mich gut. Wenn das
Gewehr in Ordnung war und nicht Sand ins Visier oder sonst ein
wichtiges Teil, das schwer zu reinigen war, geraten war, dann war das
Ganze ausgesprochen positiv verlaufen. Der Verteidigungshaushalt
erlaubte, daß ich morgen eine neue Schleuder kaufen konnte; mit
meiner Armbrust müßte ich eben noch eine Woche oder zwei
warten.
    Durchdrungen von diesem schönen Gefühl der
Zufriedenheit, packte ich meinen Kriegsutensilienbeutel und
schlenderte ermattet nach Hause, während ich noch einmal
über die Ereignisse nachdachte und versuchte, mir über die
Warums und Weshalbs Klarheit zu verschaffen, zu erkennen, welche
Lehren daraus zu ziehen waren, welche Zeichen damit gesetzt werden
sollten.
    Unterwegs kam ich an dem Kaninchen vorbei, von dem ich angenommen
hatte, daß ihm die Flucht gelungen sei; es lag direkt vor dem
glitzernd sauberen Wasser des Meerarms, verkohlt und
verstümmelt, in einer sonderbar gekrümmten Kauerstellung
erstarrt. Seine toten Augen starrten mich im Vorbeigehen anklagend
an.
    Ich kickte es mit dem Fuß ins Wasser.
     
    Mein anderer Onkel hieß Harmsworth Stove, ein Halbonkel aus
dem Familienzweig von Erics Mutter. Er war

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