Die Wette
schaffen. Sie würde ihre Bestellung aufgeben und dann wieder verschwinden. “Um neun bin ich frei”, sagte sie.
“Bei dir oder bei mir?”
“Bei mir. Ein Apartmentgebäude ist anonymer. Ich fürchte, deine Nachbarn erkennen mich irgendwann. Meine Nachbarn achten nicht darauf, wer kommt und geht.”
“Wir könnten meine Nachbarn umgehen, aber ich komme gern zu dir. Ich würde dich in einem Zelt mitten in der Wüste treffen, wenn du mir erlaubst, mit meiner Zunge …”
“Wie soll ich arbeiten, wenn ich an so etwas denke?”
Er lachte. “Du wirst es schon schaffen. Hauptsache, du vergisst mich nicht.”
Die Gefahr bestand nicht. Er hatte keine Ahnung, wie sehr sie ihn begehrte. Glücklicherweise hatte er ihren Protest ernst genommen und eine Situation geschaffen, in der sie sich relativ sicher fühlte.
Selbst wenn er wirklich Kontakt zu ihrem Bruder aufnahm, würde er nicht die Frau erwähnen, mit der er heißen Sex hatte. Er würde nicht einmal mit seinem eigenen Bruder darüber sprechen. Und sie würde auch niemanden einweihen. Ihre Kolleginnen errieten es vielleicht, aber sie wüssten es nicht sicher.
Zumindest würde sie herausfinden, ob die letzte Nacht mit Nick etwas Einmaliges gewesen war, oder ob sie tatsächlich mehrere Höhepunkte erleben konnte. Sie würde herausfinden, ob sie in ihrem Apartment auch so kreativ in Sachen Sex sein konnten. Ja, die Affäre mit Nick fortzusetzen war gefährlich, aber der mögliche Gewinn war so aufregend, dass sie einfach nicht widerstehen konnte.
Kasey konnte der Party nur mit Mühe entrinnen. Die meisten Freundinnen ihrer Mutter hatten sie noch nicht gesehen, seit sie ihr Äußeres so drastisch verändert hatte, und sie ließen sich immer wieder darüber aus, wie toll sie aussah. Die Zeit der kleinen schüchternen Kasey Braddock war vorüber.
Jetzt wollten die Frauen alles über ihr gesellschaftliches Leben wissen. Es war merkwürdig, dass die Freundinnen ihrer Mutter plötzlich nach ihren Dates fragten, besonders wenn sie an die vergangene Nacht dachte und an die vor ihr liegende. Auf dem Weg nach Hause würde sie noch einige Kondome kaufen.
Natürlich konnte sie nicht die Geschichte mit dem längsten Strohhalm erzählen. Ihre Mutter würde in Ohnmacht fallen bei dem Gedanken, und außerdem war Nick ihr Geheimnis. Und sie seins – zumindest hoffte sie, er würde ihre Affäre wirklich geheim halten. So lächelte sie die Ladies nur an und wich den Fragen nach Freunden aus. Schließlich bestellte sie das Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter, umarmte jede der anwesenden Damen und verschwand.
Den Weg nach Hause legte sie in Rekordzeit zurück. Obwohl sie unterwegs Kondome kaufte, blieben ihr noch zwanzig Minuten, bis Nick kommen würde. Schnell zog sie sich um, räumte ihr Schlafzimmer auf und entfernte die Familienfotos von ihrer Kommode. Dann ging sie ins Wohnzimmer und bekam fast einen Nervenzusammenbruch.
Verglichen mit Nicks Haus gab ihre Wohnung nicht viel her. Ihr Geld hatte sie in Dinge investiert, die ihr wichtiger waren – in Friseurbesuche alle zwei Wochen, neue Garderobe und einen kleinen Sportwagen. Ihr Apartment war ihr nicht wichtig gewesen, denn sie lud keine Männer ein.
Bis jetzt. Verzweifelt sah sie sich um und seufzte. Schäbige Möbel, halb vertrocknete Pflanzen, null Atmosphäre, abgesehen von der Vase mit den Rosen, die sie von Nick bekommen hatte. Sie hätte wenigstens etwas Wein kalt stellen und ein paar Kerzen anzünden sollen. Moment – sie hatte Kerzen! Sie musste sie nur finden.
Fünf Minuten später hatte sie sämtliche Küchenschubladen durchwühlt und zwei Schachteln mit Kerzen gefunden. Eine mit roten und eine mit grünen. Sie hatte sie vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt bekommen und nie gebraucht. Nach einem heißen Sommer waren sie nicht mehr ganz gerade, aber andere besaß sie nicht.
Dann erinnerte sie sich, warum sie die Kerzen nie aufgestellt hatte – keine Kerzenhalter. Wer auch immer sie ihr geschenkt hatte, musste angenommen haben, dass es in jedem Haushalt Kerzenhalter gab. In Kaseys gab es jedoch keine. Sie musste sich etwas einfallen lassen.
Als Nick schließlich klingelte, brannten acht Kerzen in ihrem Apartment – zwei in der Küche, zwei im Wohnzimmer, drei im Schlafzimmer und eine im Badezimmer. Sie hatte sämtliche Lichter ausgeschaltet, und das Apartment erstrahlte im Kerzenlicht – und sah gleich viel schöner aus. Selbst die alten Möbel reflektierten das romantische Licht. Tief Luft holend
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