Die Wette
Frau, die er seit Langem gesehen hatte.
“Ich dachte, Sie könnten vielleicht einen Schluck Wasser gebrauchen.” Sie hielt eine Plastikflasche hoch.
Er könnte viel mehr als nur Wasser gebrauchen. Eine kalte Dusche wäre gut, und das nicht nur, weil er schwitzte. Dass er sich so stark zu ihr hingezogen fühlte, war ihm ehrlich gesagt ein wenig peinlich. In seinem Alter sollte man darüber hinweg sein, so heftig auf ein hübsches Mädchen zu reagieren. Er hatte viele schöne Frauen gesehen, auch viele nackte schöne Frauen. Doch diese besondere Frau faszinierte ihn.
“Etwas Wasser wäre nicht schlecht.” Jetzt war nicht der Zeitpunkt, ihr zu sagen, dass er mehrere Flaschen in der Kühlbox in seinem Laster hatte.
“Ich werfe sie hoch.”
“Nein, ich komme runter.” So wie sie ihn durcheinander brachte, vertraute er seinen Fangkünsten nicht. Und nichts wäre peinlicher, als die Flasche zu verfehlen.
Falsch. Noch schlimmer wäre es, die Flasche nicht aufzufangen und auch noch vom Baum zu fallen. Außer dass er sich ernsthafte Verletzungen zuziehen könnte, wäre auch sein Stolz für immer verletzt, ganz zu schweigen von der Chance, mit dieser Frau auszugehen.
Er ließ die Säge auf dem Baum zurück. Dann nahm er die Brille vom Hals und hängte sie über einen Zweig. Schließlich zog er sich sein Hemd über.
Er war noch nie vor einer Zuschauerin einen Baum hinabgeklettert, und die Befangenheit machte ihn unbeholfen. Er rutschte ab und wäre fast gefallen. Mit beiden Händen hielt er sich an einem starken Ast fest und baumelte ein, zwei peinliche Sekunden lang mit den Beinen in der Luft, bevor er wieder Halt fand.
Er stellte sich vor, wie Carlos und Murphy über diese Vorstellung hinter vorgehaltener Hand lachten. Beide wussten, dass er genug Wasser im Laster hatte. Er brachte immer genug für alle mit. Dehydrierung war eine echte Gefahr, wenn man in Arizona im Freien arbeitete.
Aber er war gewillt, sich vor seinen Kollegen lächerlich zu machen, wenn er dafür eine Flasche Wasser von einer wunderschönen Frau bekam, die er unbedingt kennenlernen wollte. Er hätte sie natürlich lieber unter anderen Umständen getroffen, weniger verschwitzt, aber er hoffte das Beste.
Warum sollte er diese tolle Gelegenheit verpassen, nur weil er verschwitzt war? Wenn mit dieser Frau alles so lief, wie er sich erhoffte, würden sie irgendwann sowieso beide verschwitzt sein.
Er sprang auf den Boden und ging zu ihr, ohne auf seine beiden Angestellten zu achten. Wenn einer von ihnen sich in diesem Moment eine gekühlte Flasche Wasser aus dem Laster holt, wird er den Rest des Sommers damit verbringen, Unkraut zu jäten, schwor er sich.
“Ich wollte Ihre Arbeit nicht unterbrechen.” Ihre Stimme klang weich wie Seide.
Er mochte Seide. Bei einer Frau bedeutete sie Sinnlichkeit. “Ist schon okay. Ich wollte sowieso eine Pause machen.”
“Ihnen muss ganz schön heiß sein.”
Und du siehst heiß aus, Süße.
Ihre Augen waren von einem unglaublichen Blau, wahrscheinlich trug sie gefärbte Kontaktlinsen. Ihm gefiel die Farbe, auch wenn er sich fragte, welche Farbe ihre Augen wirklich hatten. “Aber es ist eine trockene Hitze.”
“Ja, stimmt.” Sie lachte und hielt ihm die Flasche hin. “Hier. Das wird Ihnen helfen.”
“Sie sind meine Lebensretterin.” Er nahm die Flasche, wobei sich ihre Finger berührten. Er vermutete, dass es mit Absicht geschah. Sie hatte ihm offensichtlich die Flasche gebracht, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Kein schlechter Beginn, einen Mann kennenzulernen.
“Kasey, die Lebensretterin.”
“Kasey?” Er öffnete die Flasche. “Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Kasey, die Lebensretterin. Ich bin Nick, der Dankbare.” Er setzte die Flasche an den Hals und leerte sie fast zur Hälfte in einem Schluck. Er war durstig, aber das Trinken gab ihm auch einen Moment Zeit, nachzudenken. Er würde sie zum Essen einladen. Ja, das war eine gute Idee. Wie wär’s mit heute Abend. Hatte er schon irgendwas vor?
Verdammt, ja. Die
Tin Tarantulas
hatten einen Auftritt in einem kleinen Club in der Stadt, und er hatte versprochen zu kommen. Er glaubte nicht, dass eine Frau darauf erpicht war, beim ersten Date die laute Rockmusik seines Bruders zu hören. Also morgen Abend, auch wenn es ihm gar nicht gefiel, so lange warten zu müssen.
Er trank noch einen Schluck, setzte die Flasche ab und lächelte Kasey an. “Danke. Das tat gut.”
“Gern geschehen.”
“Hören Sie, als Dank für das Wasser
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