Die Wette
feste Bindung zu denken?”
Alicia betrachtete sie einen Moment lang. “Hast du dir ein Leben ohne ihn vorgestellt?”
“Ja.”
“Und wie sieht das aus?”
“Schrecklich. Traurig. Eine Verschwendung.”
“Da hast du deine Antwort, Kasey. Die Dinge entwickeln sich nicht immer so wie von uns geplant.”
Kasey musterte die Frau, die sie gern als Schwägerin bekommen hätte. “Ich weiß. Es lag hauptsächlich an mir, dass du dich von Jim getrennt hast, stimmt’s?”
“Nein, nein, nein.” Alicia griff über den Tisch nach Kaseys Hand und drückte sie. “Mach dir keine Vorwürfe, Kasey. Wenn es nicht diese Auseinandersetzung gewesen wäre, hätte es eine andere Situation gegeben, in der ich nicht seiner Meinung gewesen wäre. Aber jetzt kommt’s – ich glaube, er hat seine Ansichten geändert.”
“Jim?” Kasey setzte sich auf. “Was ist passiert?”
“Heute Morgen hat er angerufen. Kurz nachdem wir beide telefoniert hatten. Komischer Zufall.”
Kasey schluckte. “Du hast ihm aber nicht gesagt, dass du dich mit mir triffst, oder? Ich will nicht, dass er irgendwelche Fragen stellt, bis ich …”
“Natürlich nicht. Das geht nur uns beide etwas an. Aber Jim hat gefragt, ob ich Samstagabend mit ihm ausgehe. Offensichtlich hat ein alter Freund von ihm angerufen, dessen kleiner Bruder in einer Band spielt … Kasey, was ist los? Du bist ja ganz blass geworden.”
Kasey biss sich auf die Lippen. Das durfte nicht wahr sein. “Nick ist der Freund, der ihn angerufen hat. Nicks kleiner Bruder hat eine Band.”
“Das ist ja ein Zufall. Aber es muss gar nichts bedeuten. Ich meine, nur weil Nick Jim angerufen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass sie über dich gesprochen haben.”
“Vielleicht nicht.” Kasey versuchte, sich zu beruhigen, doch sie hatte ein schlechtes Gefühl. “Nur hat Nick bisher noch keinen Kontakt zu Jim aufgenommen. Wenn sie heute Morgen telefoniert haben, dann hat Jim ihm vielleicht von der Familie erzählt.”
“Oder auch nicht.”
“Oder auch nicht. Ich möchte aber nicht, dass Nick zufällig von einem anderen erfährt, wer ich bin. Ich habe ihn getäuscht, und ich möchte auch diejenige sein, die die Sache wieder richtigstellt.” Sie hatten sich erst ein paarmal getroffen, und sie hatte sich eingeredet, dass ihr noch genug Zeit blieb. Jetzt könnte es bereits zu spät sein.
“Natürlich willst du es ihm selbst sagen, und ich wette, du bekommst heute Abend die Gelegenheit dazu.”
“Ich muss heute Abend mit ihm sprechen, denn morgen wird er Jim sehen.”
“Gehst du morgen auch zu der Veranstaltung?”
“Ich weiß es noch nicht. Entschuldige mich bitte einen Moment, ich muss schnell telefonieren.”
“Kein Problem. Ich höre in der Zeit meine Mailbox ab”, sagte Alicia und kramte ihr Handy aus der Tasche.
Kasey nahm ihres und drückte Nicks Handynummer. Als er sich nicht meldete, hinterließ sie eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf. Sie musste seine Stimme hören, bevor sie sich heute Abend trafen. Wenn sie völlig normal klang, dann hatte er mit Jim nicht über sie gesprochen.
Während sie aßen, erwiderte Nick den Anruf nicht. Kasey versuchte, sich auf Alicia zu konzentrieren, die ganz aufgeregt war, weil Jim sich gemeldet hatte.
“Er hat gesagt, dass er viel nachgedacht hat, und dass es ein Fehler gewesen war, mich so kontrollieren zu wollen”, erzählte Alicia fröhlich. “Er ist ein guter Mann. Er musste nur noch erwachsen werden. Jetzt ist er vielleicht reif genug für mich.”
Kasey lächelte. Sie freute sich für Alicia, auch wenn die Sorge wegen Nick an ihr nagte. Vielleicht war das Alter gar nicht so wichtig, wie sie gedacht hatte. Alicia und Jim waren gleich alt, Alicia war jedoch irgendwie reifer als Jim. Kasey war für ihr Alter immer reif gewesen. Deshalb passte sie vielleicht genau zu Nick.
Wenn er doch nur anrufen würde.
Aber Nick rief nicht an. Kasey versuchte jede Nummer, die sie von ihm besaß, doch er war nicht zu erreichen. Ihr war ganz übel vor Angst. Sie redete sich ein, dass das nichts zu bedeuten hatte, doch als sie nach Hause fuhr, um sich für das Date umzuziehen, war sie überzeugt, dass Nick die Wahrheit kannte und ihr deshalb aus dem Weg ging. Niemand fand gerne heraus, dass der Mensch, dem man vertraute, absichtlich wichtige Informationen über sich selbst zurückgehalten hatte. Und diese Informationen von einem Dritten zu hören, war das Schlimmste, was passieren konnte.
Sie packte einen kleinen Rucksack mit
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