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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Gelbschärpen aus den Augen zu lassen, doch glaubte er aus den Augenwinkeln zu sehen, wie Barouks zur Seite geschoben wurden, Hände sich um Messergriffe schlossen oder nach Steinen auf dem Boden griffen.
    Verdammt.
    Er musste schnell handeln. Als die Stadtbewohner näher rückten, schnitten sie ihn von der anderen Ecke des Platzes und dem Laden des Ölhändlers ab. Die vier verbliebenen Krieger des Schnauzbärtigen näherten sich mit glitzernden Klingen, doch die beiden Vordersten stellten für ihn zunächst die größte Bedrohung dar. Er konnte es sich nicht leisten, sich von dem ablenken zu lassen, was als Übernächstes geschehen mochte.
    Mit einer raschen Drehung des Handgelenks schüttelte er das Blut von seiner Klinge, bevor es ihm in die Hand fließen und seinen Griff unsicher machen konnte. Scharlachrote Tropfen sprenkelten den Boden wie Farbe, und hinter ihm jammerte eine der Nonnen mit einer Stimme, die so klang, als müsse sich die Frau gleich übergeben.
    »Macht euch bereit zu laufen, Schwestern!«, sagte Gair, ohne den Blick von den beiden vorderen Männern abzuwenden.
    Er spannte die Finger um den langen Griff des Qatan und versuchte sich an das zu erinnern, was N’ril ihm beigebracht hatte. Zwar hatte er das letzte Jahrzehnt fast andauernd mit einem Schwert in der Hand verbracht, aber er war an schwerere Waffen und eine Kampfart gewöhnt, die eher an Holzhacken als an den geschmeidigen, blitzschnell zustoßenden Stil der Wüste erinnerte. Mehr als nur ein paar Stunden in N’rils Dachgarten wären nötig gewesen, um ihn so geschickt wie die Männer vor ihm zu machen.
    Etwas stieß hart gegen seine linke Schulter. Er zuckte zurück, bevor er erkannte, dass es sich um einen Stein gehandelt hatte. In diesem Augenblick der Ablenkung schossen die beiden Krieger mit den gelben Schärpen auf ihn zu.
    Gair gab Shahe die Sporen. Sie sprang vor, und er hob den linken Arm mit einer fließenden Bewegung und legte einen Schild aus Sang um sich, als würde er sich in einen Umhang hüllen, dann weitete er den Schild vor sich aus. Einer der Gimraeli rannte gegen eine Wand aus Luft, fiel auf den Rücken und geriet unter die Hufe der vorpreschenden Stute. Der andere torkelte seitwärts, erholte sich aber rasch von dem Aufprall und hieb mit seiner Klinge gegen Gairs Waffe. Stahl fuhr kreischend über Stahl, dann hatte Shahe ihn hinter sich gelassen.
    Ein Zerren an den Zügeln wendete sie wieder, und ihre Hufe schlitterten über die staubigen Pflastersteine. Der Mann am Boden stellte keine Bedrohung mehr dar; er hatte sich zusammengerollt und hielt sich den Bauch, doch der andere folgte Shahe und streckte dabei sein Schwert abwehrend vor sich aus. Gair lockerte den Griff seiner prickelnden Finger und hielt die Stute in Bewegung. Wenn er innehielt, würden die Nonnen sterben.
    Weitere Steine flogen auf ihn zu und prallten von seinem Schild ab. Shahe wieherte und schoss zur Seite, als einer der Steine durchkam und sie an der ungeschützten Flanke erwischte; ein weiterer traf Gair in den Rücken, und er fluchte vor Schmerzen. Die Menge kam auf ihn zu wie eine Flutwelle.
    Schlag um Schlag erschütterte seinen Schild. Es schienen Steine und Keulen zu sein; er hatte nicht die Zeit, genau hinzusehen. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf den Schwertkämpfer gerichtet, der mit aller Kraft versuchte, Gair aufzuspießen. Brennende Schmerzen und eine verräterische Feuchtigkeit an seiner Seite machten Gair klar, dass seine Wunde zumindest teilweise wieder aufgegangen war, doch er hieb weiterhin auf jeden ein, der ihm nahe genug kam.
    Shahe trat aus und wieherte, als sie weitere Treffer abbekam. Ihre beschlagenen Hufe forderten weitere Opfer, doch ihre unvorhersehbaren Bewegungen waren für Gair im Kampf genauso hinderlich wie hilfreich. Sein Gegner grinste und machte einen Ausfall nach dem anderen. Er wusste, wo in diesem Kampf der Vorteil für ihn lag.
    Verzweiflung nagte an Gairs Konzentration. In der wogenden Menge hatte er den Blickkontakt zu den Nonnen verloren, und wie schnell er auch zustach und wie leichtfüßig Shahe sich auch bewegte, konnte er doch nicht alle Bedrohungen gleichzeitig im Auge behalten. Schon schmerzte sein Körper unter dem andauernden Aufprall von Steinen und Stöcken, und Schnitte brannten überall dort, wo seine Verteidigung etwas zu unbeholfen oder langsam gewesen war.
    Neben ihm erschien ein langes Messer in einer erhobenen Hand. Er hackte sie ab. Der Mann sackte zur Seite und hielt sich den Armstumpf.

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