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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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auf und Melanie und Trude durften sonntags sowieso nicht weg. 
    Also fuhr Sprotte zum Haus ihrer Oma, um die Hühner zu füttern und auch die letzten Spuren der Wilden Hühner und Pygmäen zu beseitigen.
    Das Versöhnungsfest mit den Jungs war sehr nett gewesen. Doch, wirklich nett. Die Erinnerung machte diesen einsamen Sonntag nur noch scheußlicher. Sogar über Freds Gesellschaft würde ich mich jetzt freuen, dachte Sprotte, als sie ihr Fahrrad durch Omas Gartentor schob.
    Sie fütterte die Hühner, steckte ihre Nase in Isoldes weiche Federn und beschloss, ihrer Oma zum Willkommen ein paar Blumen auf den Küchentisch zu stellen. Als sie sie abschnitt, bemerkte sie Herrn Feistkorns Kopf über der Hecke, aber sie beachtete ihn einfach nicht. Mit dem hatte sie nun wirklich keine Lust zu reden. So einsam konnte man sich gar nicht fühlen. Sprotte schloss Omas drei Sicherheitsschlösser auf und ging ins Haus. Aus dem Küchenschrank holte sie eine frische Tischdecke und eine passende Blumenvase. Oma Slättberg würde bestimmt wieder nur die Stirn runzeln, wenn sie den Strauß sah, aber freuen würde sie sich trotzdem. 
    Was noch? Sprotte sah sich um. Die Kekse. Natürlich. Sie konnte wenigstens versuchen, die Dosen wieder aufzufüllen. Schließlich hatte sie beim Backen oft genug geholfen.

    Zwei Stunden später waren sie und der Fußboden mit Mehl bestäubt, ihr rechter Daumen angesengt und ein Blech Kekse fertig. Enttäuscht betrachtete Sprotte ihr Werk. Nein, die sahen Omas Keksen nicht besonders ähnlich. Na, egal.
    Seufzend füllte sie die verunglückten Dinger in die leer gegessenen Dosen. 
    »Sprotte?«
    Sie zuckte zusammen und fuhr herum.
    In der Küchentür stand Frieda mit Luki auf dem Arm.
    »Na?«, sagte sie grinsend. »Hast du Kekse gebacken? Zeig doch mal her.«
    »Was machst du denn hier?«, fragte Sprotte. »Ich hab mich vielleicht erschrocken. Ich dachte schon, meine Oma ist früher zurückgekommen.«
    Frieda kicherte. »Bei uns zu Hause ist Mittagsschlaf angesagt. Da hab ich mir Luki geschnappt und bin spazieren gegangen. Dachte mir, dass du hier bist.« Sie gab Luki einen warmen Keks in die Hand. »Die sehen aber nicht so aus wie die von deiner Oma.«
    »Weiß ich«, sagte Sprotte, zuckte die Achseln und warf den Rest in die Dosen. »Mir ist ganz schlecht, wenn ich dran denke, dass Oma morgen schon zurückkommt.« 
    »He, guck mal«, sagte Frieda und sah aus dem Küchenfenster. »Da kommt Melanie. Wie hat die es denn geschafft, am Sonntag von zu Hause wegzukommen?« 
    Sprotte grinste. »Na, das ist ja 'n Ding«, murmelte sie. Plötzlich fühlte sie sich wie Weihnachten.
    »Puh, ein Glück!«, sagte Melanie, als sie in die Küche kam. »Ich hab schon befürchtet, hier ist niemand. Aber die Wilden Hühner sind ja beinahe komplett, was?« 
    »Stimmt«, sagte Sprotte und grinste von einem Ohr zum andern. »Fehlt nur noch Trude.«
    Melanie schüttelte den Kopf und ließ sich aufs Küchensofa plumpsen. »Ich hab versucht sie loszueisen, aber sie war gar nicht zu Hause.«
    »Und wie bist du weggekommen?«, fragte Frieda neugierig und setzte sich mit Luki neben sie. Sprotte wischte rasch das Mehl vom Fußboden und vom Schrank, stellte die Backsachen weg und setzte sich auch an den Tisch. 
    »O Gott!« Melanie stöhnte und verdrehte die Augen. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was bei uns heute los ist. Die halbe Verwandtschaft hockt bei uns auf dem Sofa. Zwei Tanten, drei Onkel und jede Menge eklige Cousins. Zum Glück sind die Jungs irgendwann zum Fußballspielen nach draußen und da bin ich einfach mit raus und hab mich abgesetzt. Ich kann nicht allzu lange bleiben, aber immerhin, oder?«
    »Immerhin!«, sagte Frieda und lachte. Luki quietschte entzückt und griff nach Melanies Hühnerfeder. 
    »Na, die gefällt dir, was?«, sagte Melanie und kitzelte die dicke, kleine Hand.
    »Wie wär's«, sagte Sprotte aufgeregt, »wie wär's, wenn ich euch die Stelle zeige, wo wir unser Hauptquartier hinbauen könnten?«
    »Na, toll!«, sagte Melanie begeistert. »Ist es weit von hier?« Sprotte schüttelte den Kopf. »Nee, nur 'n paar Minuten.«
    »Na, dann los«, sagte Frieda - und erstarrte. 
    »Was ist?«, fragte Sprotte beunruhigt. 
    »Ich hab das Gartentor gehört«, sagte Frieda. 
    »Also, Trude kann's nicht sein«, flüsterte Melanie. 
    Sprotte wurde so weiß wie das Mehl, das immer noch an ihrem T-Shirt klebte.
    »Oma!«, flüsterte sie.
    Und da stand sie auch schon in der Küchentür. Oma

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