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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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gib mal die Tüte mit den Krokodilen rüber. Oder hast du die schon alle aufgefressen?«
    »Blödsinn!«, sagte Steve und reichte eine große Papiertüte voller glibbriger Weingummikrokodile herüber. 
    »He, Fred, vielleicht hätten wir besser 'n paar Tüten Hühnerfutter besorgt«, sagte Torte und schüttelte sich vor Lachen.
    »Ja, und wir haben leider die Erdnüsse und Bananen vergessen, du Affe«, sagte Sprotte. Sie vermied krampfhaft, über den Rand der Plattform zu gucken, und sah sich stattdessen im Innern des Baumhauses um.
    »Na, wie gefällt dir unser Hauptquartier?«, fragte Fred. »Ist doch toll, was?«
    »Hm.« Sprotte nickte. »Nicht schlecht. Wo habt ihr denn die ganzen Sachen her?«
    »Na, vom Schrottplatz natürlich«, sagte Fred und goss ihr und Frieda zwei Pappbecher voll Cola. »Da liegt echt alles rum. Teppiche, Bretter, sogar das Radio haben wir da gefunden. Mussten nur neue Batterien rein.« 
    »Musst du denen das unbedingt auf die Nase binden?«, knurrte Willi, ohne Fred anzusehen. »Der Schrottplatz ist unser Gebiet.«
    »Keine Sorge, wir haben unsere eigenen Quellen«, sagte Sprotte schnippisch. Die Cola tat ihrem Magen gut. Und solange man nicht runtersah, konnte man es hier oben wirklich aushalten.
    »So ein Hauptquartier sollten wir uns auch bauen«, sagte Melanie und stand auf.
    »O ja«, sagte Trude. »Das machen wir. Aber wo?« 
    »Das sollten wir wohl nicht gerade hier besprechen«, sagte Sprotte. »Ich glaub, jetzt will ich doch so ein Krokodil.« 
    Fred warf ihr eins von den klebrigen Dingern in den Schoß. »Wieso, ich denk, wir haben Frieden geschlossen?«, sagte Steve.
    »Lass sie doch«, brummte Willi, ging ans Radio und kurbelte daran herum. »Das kriegen wir sowieso bald raus.«
    Torte kicherte. »Stimmt.«
    »Na, das werden wir ja sehen«, sagte Sprotte.
    Melanie stellte sich vor Fred und hielt ihm ihren Pappbecher hin. »Kann ich noch 'ne Cola haben?«
    »Äh, was?Ja, sicher.« Fred bekam rote Ohren und schenkte ihr ein. Dann drehte er sich um und brüllte: »Hey, Willi, dreh das Radio wieder leiser, klar? Sonst brauchen wir bald alle 'n Hörgerät.«
    Willi warf ihm einen finsteren Frankenstein-Blick zu, aber er drehte die Musik leiser. Torte kippte in eine geblümte Plastikschüssel Popcorn und stellte sie den Mädchen hin. Dann setzte er sich neben Frieda und schlürfte seine Cola. 
    »Was ist denn mit Willi los?«, flüsterte Frieda ihm ins Ohr. »Ist es wegen seinem ...?« Sie zeigte unauffällig auf ihr Auge.
    Torte schüttelte den Kopf. »Nee, ihm stinkt's, dass hier oben Mädchen sind«, flüsterte er zurück. »Stimmt doch, Willi«, sagte er laut. »Oder? Eigentlich haben wir Mädchenverbot hier oben.«
    »Stimmt«, sagte Willi, runzelte die Stirn und starrte auf den Tümpel runter.
    Steve kicherte und holte seine Karten aus der Hosentasche. »Können wir nicht ne andere Musik machen?«, fragte Melanie. »Die hämmert einem ja das Gehirn zu Brei.« 
    »Au ja, Mädchenschnulzmusik«, knurrte Willi. »Ich glaub, ich geh wohl besser.«
    »Nee, wir gehen«, sagte Torte und drehte am Radio rum. »Und zwar tanzen.«
    »Tanzen? Hier oben?« Melanie kicherte - und fing sich von Sprotte einen entnervten Blick ein.
    »Quatsch, unten natürlich«, sagte Torte. »Wie ist es? Wer kommt mit?«
    Ein paar Minuten später hopsten sich Torte, Melanie, Steve und Frieda am schlammigen Tümpelufer die Seele aus dem Leib. Trude saß oben neben dem grimmig vor sich hin schweigenden Willi und sah ihnen sehnsüchtig zu und Sprotte - Sprotte ließ sich von Fred genau erklären, wie die Pygmäen das Baumhaus gebaut hatten. 
    Es wurde noch eine sehr lange Feier. Irgendwann fasste Trude sich ein Herz und hüpfte mit den anderen herum, Sprotte aß mit Fred zwei Tüten Chips leer - und Willi blieb, bis alle andern nach Hause mussten. 

21. Kapitel

    Sprotte hasste Sonntage. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was andere daran so toll fanden. 
    Vielleicht lag es daran, dass ihre Mutter sonntags fast nie frei hatte und Oma Slättberg an diesem Tag immer besonders schlechte Laune hatte. Mit Frieda konnte Sprotte sich auch nicht treffen, weil die sonntags immer Verwandtenbesuch bekam. Nein. Sonntage waren einfach nicht zum Aushalten. An dem Sonntag vor Oma Slättbergs Rückkehr ging es Sprotte besonders schlecht.
    Ihre Mutter war schon sehr früh zur Arbeit gefahren. Sie hatten es nicht mal geschafft, zusammen zu frühstücken. Frieda passte zum ersten Mal wieder auf Luki

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