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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Slättberg. Klein und hager, mit schmalen Lippen und einem merkwürdigen kleinen Hut auf dem Kopf. Einen Augenblick lang verschlug der Anblick der drei Mädchen ihr die Sprache. Aber der Augenblick dauerte nicht lange. Mit einem Rums stellte sie ihre schwere Reisetasche ab. 
    »Was hat das zu bedeuten, Charlotte?« Sie war etwas außer Atem.
    Wie ein hypnotisiertes Kaninchen starrte Sprotte ihre Oma an. Sie machte den Mund auf, aber es kam kein Ton heraus. »Guten Tag, Frau Slättberg!«, sagte Melanie. »Wir - äh - wir sind Freundinnen von Sprotte.«
    »Das dachte ich mir!«, sagte Oma Slättberg barsch. »Was hast du denn da um den Hals baumeln? Eine Hühnerfeder? Ist das jetzt die neueste Mode?«
    Das verschlug auch Melanie die Sprache. Sie bekam rote Flecken im Gesicht und verstummte. 
    »Oma, wir ...«, begann Sprotte.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, ich will keine Fremden in meinem Haus?«, herrschte ihre Oma sie an. 
    Sprotte wurde erst rot und dann weiß und starrte sprachlos auf den Fußboden.
    Da stand Frieda auf. Sie drückte Luki an sich, um sich etwas Mut zu machen, und ging auf Oma Slättberg zu.
    »Aber wir sind doch keine Fremden«, sagte sie. »Wir sind Sprottes beste Freundinnen und wir«, sie hielt Luki so, dass er Oma Slättberg anlachte, »wir sind vorbeigekommen, weil Sprotte ganz alleine war.«
    Sprottes Oma starrte das Baby an. Die Lippen hatte sie im mer noch ganz fest aufeinander gepreßt, aber ihre rechte Hand hob sich wie von selbst und streichelte Lukis weichen Babyarm.
    »Ist das dein Bruder?«, fragte sie. 
    Frieda nickte.
    »Charlotte hat mir erzählt, dass du oft auf ihn aufpassen musst.«
    »Ach, nicht so oft«, sagte Frieda.
    Luki brabbelte los und griff nach Oma Slättbergs Brille. Ein winziges Lächeln erschien auf den schmalen Lippen. 
    »Frau Slättberg«, sagte Melanie und stand auf. »Wir wollten sowieso gerade gehen.« Fragend sah sie Sprotte an. »Kommst du mit?«
    Sprotte zuckte die Schultern und sah ihre Oma an. 
    »Was guckst du mich so an?«, fragte sie und das kleine Lächeln war spurlos verschwunden. »Das musst du schließlich selber wissen.«
    Sprotte biss sich auf die Lippen. Sie sah Frieda an und Melanie - und stand auf. »Ich komm mit«, sagte sie. 
    »Toll!«, sagte Melanie. »Auf Wiedersehen, Frau Slättberg«, und dann drängte sie sich hastig an Sprottes Oma vorbei und lief nach draußen.
    »Ja, auf Wiedersehen«, sagte Frieda und hielt Oma Slättberg die Hand hin.
    »Ja, ja, auf Wiedersehen«, sagte die, übersah Friedas Hand und guckte Sprotte an.
    »Ich bin bald zurück«, sagte Sprotte, ging an ihrer Oma vorbei - und drehte sich noch mal um. »Wolltest du nicht erst morgen zurückkommen?«, fragte sie.
    »Es hat Streit gegeben«, sagte Oma Slättberg und runzelte die Stirn. »Aber das geht dich nichts an. Um sechs essen wir zu Abend.«
    »Ist gut«, sagte Sprotte. Und dann lief sie mit Frieda durch den dunklen Flur nach draußen. Melanie stand schon auf der Straße.
    »Weißt du was«, flüsterte Frieda, legte Luki in seinen Wagen und hakte sich bei Sprotte ein. »Wir werden uns jetzt öfter treffen - und wenn deine Oma sich auf den Kopf stellt. Schließlich sind wir jetzt eine richtige Bande.« 
    Sprotte nickte und sah über die Schulter. Ihre Oma stand hinter der Gardine und sah ihnen nach. 
    »Kommt ihr?«, rief Melanie über die Hecke. »Ich hab nicht mehr viel Zeit!«
    Sprotte lief aufs Gartentor zu. Eine Träne rollte ihr die Nase herunter. Wütend wischte sie sie weg. Frieda kam mit dem Kinderwagen hinter ihr her.
    »Auf die Wilden Hühner!«, murmelte Sprotte.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Frieda.
    »Auf die Wilden Hühner«, sagte Sprotte laut. »Ja, auf die Wilden Hühner!«, rief Melanie und legte den beiden andern die Arme um die Schultern. »Dass sie sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen.« »Ja, von nichts und niemandem«, sagte Sprotte und sah noch mal zum Haus zurück. Aber Oma Slättberg war verschwunden. 

Von Cornelia Funke sind im Dressler Verlag erschienen:
    Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
    Drachenreiter
    Emma und der Blaue Dschinn
    Greta und Eule, Hundesitter
    Hände weg von Mississippi
    Herr der Diebe
    Igraine Ohnefurcht
    Kleiner Werwolf
    Das Piratenschwein
    Potilla und der Mützendieb
    Tintenherz
    Die Wilden Hühner
    Die Wilden Hühner auf Klassenfahrt
    Die Wilden Hühner - Fuchsalarm
    Die Wilden Hühner und das Glück der Erde
    Die Wilden Hühner und die Liebe
    Die Wilden Hühner - Das Bandenbuch

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