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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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erklärte ich. »Ich heiße Al Wheeler.«
    »Ich bin Candy Logan«, sagte
sie.
    Ich blickte auf den schmalen
goldenen Ring am dritten Finger ihrer linken Hand. »Ist Ihr Mann auch da?«
fragte ich niedergeschlagen.
    »Vielleicht als Geist«, sagte
sie. »Ich weiß es nicht, ich spüre ihn jedenfalls nicht — Sie?«
    Meine Verblüffung mußte sich in
meinen Augen widergespiegelt haben.
    »Er ist vor sechs Monaten
gestorben«, sagte sie. »Ich bin Witwe.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich
geistreich. »Warten Sie mal. Logan? Der Grundstücksmakler Logan?«
    »Stimmt.« Sie nickte.
»Glücklicherweise hat er mir das ganze Vermögen hinterlassen — wirklich. Offen
gestanden kann ich nicht behaupten, daß er mir fehlt. Er war sechsundsiebzig,
als er starb.«
    »Oh!«
    »Er fiel am dritten Tag unserer
Flitterwochen tot um«, sagte sie. »Könnte ich bitte noch etwas zu trinken
haben?«
    »Sicher«, sagte ich und nahm
ihr das leere Glas ab. Jedoch konnte ich die Unterhaltung an diesem Punkt nicht
einfach abbrechen. »Woran starb er denn?«
    »An einem Herzanfall«, sagte
sie schlicht. »Sie vergessen doch bitte nicht die paar Tropfen Limone?«
    Candy Logan lächelte mir zu,
als ich ihr das Glas wieder reichte. »Sie sehen bekümmert aus, Lieutenant.
Macht Ihnen etwas Sorge?«
    »Ich habe nur eben darüber
nachgedacht«, sagte ich. »Das Immobiliengeschäft scheint einen Menschen demnach
ziemlich herzunehmen.«
    »Wir wollen von Ihnen
sprechen«, sagte sie. »Sind Sie ein Jünger des Propheten?«
    »Sehe ich wie ein...?« Ich
hielt rechtzeitig inne. »Nein, ich nicht.«
    »Ich eigentlich auch nicht«,
sagte sie. »Obwohl er ein schrecklich aufrichtiger Mensch ist. Aber mir macht
es Spaß, hier all die Leute kennenzulernen. Es macht auf eine fast makabre
Weise Spaß. Man trifft die widerwärtigsten Leute.«
    »Haben Sie was für widerwärtige
Leute übrig?«
    »Sie sind jedenfalls anders«,
sagte sie. »Die meisten Leute sind lediglich gemein. Ich hätte nie gedacht, daß
ich mich mit einer Million Dollar zwischen meinen habgierigen kleinen Fingern
langweilen könnte, aber es ist so.«
    »Haben Sie jemals daran
gedacht, es mit...?«
    »Sex zu versuchen?« Sie zog
einen Schmollmund. »Ich dachte, Sie würden mit etwas Originellerem
herausrücken, Lieutenant.«
    »Ich habe keinen besonderen Ehrgeiz
in dieser Richtung«, sagte ich. »Was für Adam gereicht hat, reicht auch für
mich. Obwohl ich natürlich ein weniger begrenztes Tätigkeitsfeld vorziehen
würde.«
    »Sie enttäuschen mich«, sagte
sie. »Ich habe auf eine hübsche makabre Begegnung gehofft. Ich dachte,
zumindest würden Sie vielleicht gern den Leuten mit Ihren Handschellen ins
Gesicht schlagen oder so was.«
    »Dazu habe ich nie die
geringste Lust«, sagte ich. »Das ist eben der Ärger mit mir. Ich bin abnorm
veranlagt.«
    »Sie sind nicht abnorm veranlagt,
Lieutenant«, sagte sie in bedauerndem Ton. »Sie sind lediglich eine
Enttäuschung. Guten Abend,«
    Sie entschwebte, das Glas in
der Hand. Ich sah ihr nach und hatte ein beengendes Gefühl in der Kehle. Ich
gebe nicht leicht auf, aber dieses »Guten Abend« hatte eine gewisse
Endgültigkeit gehabt. Ich dachte, zehn Minuten würde sie mindestens dauern.
    »Lieutenant Wheeler?« sagte
eine Stimme. »Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen.«
    Ich drehte mich um und sah
einen großen, leicht übergroßen Burschen mit kurzem grauem Haar und dem Profil
eines griechischen Gottes — jedenfalls hätte das in den Zeitschriften, die
meine Mutter zu lesen pflegte, gestanden. »Ich bin Edgar Romair«, sagte er und
blickte mich erwartungsvoll an.
    »Hallo!« sagte ich.
    Er blinzelte zweimal. Seine
Augenwimpern hätten die Fransen für einen persischen Teppich abgeben können.
»Sie haben natürlich schon von mir gehört?« sagte er. »Broadway.«
    »Oh, klar«, sagte ich.
»Broadway in Wisconsin, nicht wahr?«
    »Wirklich sehr komisch«, sagte
er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Tun Sie mir einen Gefallen,
Lieutenant — schneiden Sie sich den Hals ab.«
    Er drehte sich auf dem Absatz
um und wanderte im Rhythmus einer unhörbaren Ouvertüre davon. Ich überlegte, ob
ich mir einen neuen Whisky eingießen sollte, und stellte dann fest, daß ich
erst noch den alten trinken mußte.
    Ralph Bennett erschien erneut.
»Ich sehe, Sie haben soeben unseren berühmten Broadway-Star kennengelernt.«
    »Romair?«
    »Ja. Sie haben natürlich schon
von ihm gehört.«
    »Jetzt ja«, sagte ich. »Wobei
spielt er denn

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