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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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stak,
umgeben von häßlichen Flecken geronnenen Blutes, das Heft eines Messers.
    Während ich noch auf die Tote
hinabblickte, drangen die ersten Strahlen der Sonne über den Horizont herauf
und verwandelten das weiche blonde Haar in gesponnenes Gold.

DRITTES KAPITEL
     
    I ch habe Sie
dort hinaufgeschickt«, sagte Sheriff Lavers mit erstickter Stimme, »um
herauszufinden, was für düstere Tricks dieser verrückte Schwindelsektierer
anwendet. Und nun behaupten Sie, es sei ein Mord begangen worden.«
    »Ich habe ihn nicht begangen,
Sheriff«, sagte ich. »Ich schwöre es Ihnen.«
    »Immer, wenn Sie um den Weg
sind, passiert ein Mord. Was sind Sie eigentlich — ein Magnet?«
    »Dasselbe fragen mich die
Mädchen auch immer«, pflichtete ich bei. »Wer weiß, vielleicht stimmt es.«
    »Sehen Sie nur zu, daß sich
niemand die Leiche schnappt, bevor ich hinaufgekommen bin«, sagte Lavers
schwerfällig. »Haben Sie die Mordabteiluung schon
angerufen?«
    »Bald Mountain liegt außerhalb
der Stadtgrenze«, erinnerte ich ihn. »Oder glauben Sie nicht, daß Ihre
Abteilung mit der Sache fertig wird?«
    »Na gut«, knurrte er. »Bleiben
Sie bloß dort oben, bis ich da bin. Wo waren Sie überhaupt, als der Mord
begangen wurde?«
    »Im Bett«, sagte ich
wahrheitsgemäß.
    »Damit fallen vermutlich zwei
Verdächtige weg«, sagte er. Ein krachender Laut drang in mein Ohr, als er
einhängte.
    Ich legte den Hörer auf,
zündete mir eine frische Zigarette an und blickte erwartungsvoll auf Bennett.
»Kaffee?«
    »Klar«, sagte er. »Ich habe ihn
schon bestellt. Er muß jeden Augenblick kommen. Lieutenant, warum um alles auf
der Welt kann jemand Julia Grant ermordet haben?«
    »Ich habe gehofft, Sie könnten
mir das sagen.«
    Ein triefäugiges Mädchen traf
mit dem Kaffee ein, stellte das Tablett auf den Schreibtisch und verschwand
wieder, ich goß mir eine Tasse ein, nachdem Bennett auf meinen Vorschlag hin
eine Flasche irischen Whiskys auf das Tablett gestellt hatte.
    »Ich kann mir niemanden
vorstellen, der den Wunsch gehabt haben könnte, Julia Grant umzubringen«, sagte
er schließlich. »Es sei denn, hier wandert ein Irrer umher.«
    »Nach dem zu urteilen, was ich gestern abend gesehen habe, mindestens sechs«, sagte ich.
»Was ist mit dem Streit, den sie mit Stella Gibb gehabt hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das
geht schon die ganze Zeit über so. Es hat nichts weiter zu bedeuten. Stella
Gibb ist nun mal so. Sie neigt zu derartigen Dingen.«
    Ich trank einen Schluck Kaffee;
der Whisky war gut.
    »Ich dachte an die Publicity«,
sagte Bennett mit gepreßter Stimme. »Das wird uns nicht guttun.«
    »Ist das Ihr Ernst?« sagte ich.
»Es wird wundervoll für Sie sein. Ich gehe jede Wette ein, daß Sie von heute an
in zwei Tagen den Altar ziegelrot gestrichen haben und Andenkenpostkarten
verkaufen werden, das Stück zu einem Vierteldollar.«
    »Sie haben eine widerwärtige
Phantasie, Lieutenant.«
    »Sie auch«, sagte ich. »Und ich
möchte eine Tantieme auf diese Postkarten.«
    Er grinste bedächtig.
»Vielleicht können wir uns darüber einigen.«
    »Vergessen Sie auch nicht die
Prophezeiung des Propheten«, sagte ich. »Ich möchte mit ihm darüber reden, und zwar
sofort.«
    Bennett blickte besorgt drein.
»Er schläft wahrscheinlich noch. Ich weiß nicht, ob ich ihn stören kann.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Ich
kann ihn ohne Schwierigkeit stören.«
    »Ich wecke ihn schon«, sagte
Bennett hastig und verließ in schnellem Trott das Büro.
    Ich goß mir noch etwas irischen
Whisky ein, während ich wartete, und verdünnte ihn mit einem winzigen Schuß
Kaffee. Es dauerte etwa fünf Minuten, bevor Bennett mit dem Propheten im
Schlepptau zurückkehrte.
    Der Prophet trug seine übliche
Uniform — das Lendentuch und die Sandalen. Er blieb vor mir stehen, die Arme
übereinandergeschlagen, das Gesicht teilnahmslos. »Sie wollten mit mir
sprechen?« fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Setzen Sie
sich und trinken Sie ein bißchen Kaffee.«
    »Ich ziehe vor zu stehen«,
sagte er kurz. »Ich trinke keinen Kaffee, es ist ein Stimulans.«
    »Die Iren sind nicht dieser
Ansicht«, sagte ich. »Hat Bennett Ihnen von dem Mord erzählt?«
    »Von dem Opfer«, korrigierte er
mich. »Es stand geschrieben.«
    »Sie meinen, Sie kennen auch den
Urheber?«
    »Der Sonnengott hat ein großes
Opfer verlangt«, sagte er. »Es ist gebracht worden.«
    »Wollen Sie behaupten, daß der
Sonnengott den Arm heruntergestreckt und dieses Messer in ihre Brust

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