Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
Vom Netzwerk:
dahinten im Wald an. Von denen fällt jeder ‘ne Eiche in ‘ner halben Stunde.«
    »Das schaff ich schneller« , sagt der kleine Mann.
    Der Vorarbeiter zieht die Stirn kraus, holt eine Axt, drückt sie dem Fremden in die Hand und sagt: »Na , dann zeigen Sie mal, was Sie können.«
    Die beiden gehen in den Wald, und der Vorarbeiter deutet auf eine umfangreiche Eiche. Das Männlein nickt, zieht eine Feile aus der Tasche, feilt damit die Schneide der Axt messerscharf und schlägt zu. Nach genau einer Viertelstunde fällt die Eiche um.
    Die Holzfäller, Männer wie Bäume, stehen da mit offenen Mündern. Auch ihr Chef ist fassungslos. Er schlägt dem Kleinen begeistert auf die Schulter und ruft: »Toll , so was habe ich ja noch nie gesehen. Selbstverständlich können Sie sofort bei uns anfangen. Aber sagen Sie mir doch bitte mal eins: Wo haben Sie bis jetzt gearbeitet?«
    »In der Sahara« , sagt der schmächtige Mann.
    »Was ? In der Wüste? Da gibt es doch gar keine Bäume.«
    »Jetzt nicht mehr« , sagt der Kleine.

    Der beträchtliche Aberwitz solcher Späße gibt auch einem verwandten Genre die Würze: dem Irrenwitz. Die entsprechenden absurden Fundsachen wurden wiederum aus den angloamerikanischen Ländern nach Deutschland eingeschleust, wo die »geistig Behinderten«, wie sie heute genannt werden, keinen Zutritt zur Gesellschaft hatten. Sie wohnten in abgelegenen Irrenanstalten, den »Klapsmühlen«, und der Volksmund bezeichnete ihre Insassen als plemplem, ballaballa, bekloppt oder verrückt. Der Irrenwitz bescheinigte ihnen Hintersinn und Schlagfertigkeit.

    Ein Mann wird in ein Irrenhaus eingeliefert. Er sieht eine Uhr über dem Eingang und fragt den Wärter: »Sagen Sie, tickt die Uhr richtig?«
    »Natürlich« , antwortet der Wärter.
    »Und warum ist sie dann hier?«

    Eine Gruppe von Irren steht im Anstaltshof und beobachtet, wie einer von ihnen die Fahnenstange hochklettert, oben einen Zettel anbringt und wieder herunterkommt. Voller Neugier fragt sich die Gruppe, was wohl auf dem Zettel stehen könnte. Einer nach dem anderen klettert auch hoch, nickt ernst mit dem Kopf und rutscht wieder herunter. »Jetzt schauen Sie mal nach, was auf dem Zettel steht« , befiehlt der Anstaltsleiter einem Wärter.
    Der holt eine Leiter, steigt hoch, nickt auch und kommt wieder zurück.
    Der Anstaltsleiter ist ungeduldig. »Was zum Teufel steht denn da?«
    »Ende der Fahnenstange« , antwortet der Wärter.

    Die meisten Witze aus der Zeit nach 1945 wurden aus der untersten Schublade der Vergangenheit geholt, und ihre konstanten Hauptfiguren, die Inhalt und Pointe oft in Reimen weitergaben, bildeten eine große Familie. Was ihre Mitglieder sich einfallen ließen, hatte nur selten mit höherem Blödsinn zu tun. Sie verband eine Vorliebe für die Fäkalsprache und rücksichtslose Zoten. Oberst von Zitzewitz, Bonifazius Kiesewetter, Graf Bobby, Marjellchen oder auch die namenlose Frau Wirtin »sauigelten« gern, wie man damals sagte.
    Der unsterbliche Oberst von Zitzewitz könnte eine Erfindung jener Soldaten gewesen sein, die in den Regimentern Kaiser Wilhelms II. dienten. Sicher wollten sie sich am Typ des adeligen preußischen Offiziers rächen, der sie mit schnarrender Stimme über die Truppenübungsplätze gescheucht hatte. Also statteten sie ihre Witzfigur von Zitzewitz mit Eigenschaften aus, die sie karikierend überzeichneten: Hochnäsigkeit, Standesdünkel und einer gehörigen Portion Begriffsstutzigkeit. Das Spielfeld, auf dem sich der Oberst lächerlich machte, lag zwischen Manöverball und Offizierskasino.

    Oberst von Zitzewitz wird im Offizierskasino gefragt: »Gestatten Herr Oberst eine Scherzfrage?«
    Er antwortet etwas mürrisch: »Von mir aus, aber nichts Unanständiges, wenn ich bitten darf!«
    »Selbstverständlich nicht, Herr Oberst. Die Frage lautet: Wo sind die Eier am wärmsten?«
    »Und wo?«
    »Die Antwort ist: in der Bratpfanne.«
    Da lacht der Oberst kurz auf und fragt: »Sagen Sie, welcher Idiot setzt sich denn mit dem Arsch in die Pfanne?«

    Vor dem Auszug ins Manöver erklärt von Zitzewitz seinen Rekruten die Bedeutung des Kommandos »Helm ab zum Gebet« .
    »Also , wenn der Befehl kommt« , sagt der Oberst, »nehmen alle Haltung an, setzen den Helm ab und zählen langsam bis fuffzehn. Es gibt Kompanien, die zählen bis fünfundzwanzig.
    Halt ich aber für Frömmelei …«

    Von Zitzewitz fragt seinen Friseur: »Sagen Sie mal, haben Sie nich’ was Witziges auf Lager, das ich heute meinen

Weitere Kostenlose Bücher