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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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verschollen. Und als der Astronaut Neil Armstrong mit den Worten: »Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein großer für die Menschheit« als Erster den Mond betrat, fiel nur einem westdeutschen Schlagertexter etwas Komisches ein.

    Die Fahrt zum Mond
    hat sich gelohnt
    drum weiß die Wissenschaft
    im Grunde ganz gewissenhaft
    dass sich die Fahrt
    zum Mond nicht lohnt
    drum hat die Fahrt zum Mond
    sich schließlich doch gelohnt.

    In Bonn kam die große Koalition mit Kiesinger als Bundeskanzler zustande – Beate Klarsfeld verpasste ihm eine Ohrfeige, weil sie ihn für einen »alten Nazi« hielt. Kein Witz! Aber als in der Bundesrepublik eine unerwartete wirtschaftliche Rezession mit Arbeitslosigkeit und Haushaltskrise einsetzte, durfte aus gegebenem Anlass noch einmal »Frau Wirtin« ihre Meinung sagen:

    Frau Wirtin war auch mal in Bonn
    doch hatte sie nicht viel davon
    denn in dem ganzen Bundestage
    stand niemandem der Sinn nach ihr
    so ernst war dort die Lage.

    Den Ernst der innenpolitischen Lage wusste auch ein Stahlarbeiter des »Hoesch«-Konzerns richtig einzuschätzen, als er sich mit einem Franzosen und einem Amerikaner über gewisse Qualitäten ihrer Ehefrauen unterhielt:

    Der Franzose gibt an: »Wenn ich meine Hände um die Taille meiner kleinen Yvonne lege, dann berühren sich die Fingerspitzen meiner rechten und linken Hand. Und das liegt nicht etwa daran, dass ich zu große Hände habe, sondern daran, dass meine Yvonne eine so entzückend schmale Taille hat.«
    Der Amerikaner erzählt: »Wenn meine Joan morgens auf dem Pony durch unsere Wiesen reitet, dann berühren ihre Fußspitzen das taufeuchte Büffelgras. Und das liegt nicht etwa daran, dass wir so kleine Ponys haben, sondern weil meine Joan so wunderbare lange Beine hat.«
    Der Stahlarbeiter überlegt und sagt dann: »Wenn ich morgens zur Arbeit gehe und meiner Gertrud zum Abschied feste auf den Hintern schlage, dann wackelt der so lange, bis ich von der Arbeit zurück bin. Und das liegt nicht etwa daran, dass meine Frau einen besonders strammen Hintern hat, sondern weil wir bei ›Hoesch‹ eine so kurze Arbeitszeit haben …«

    Es war die Zeit, da sich an den westdeutschen Universitäten die Außerparlamentarische Opposition (APO) formierte. Die dort versammelten Studenten stellten die Errungenschaften des Wirtschaftswunders in Frage und forderten radikal politische Reformen. Die von Rudi Dutschke angeführten AP O-Genossen machten sich auf die von ihnen nicht mehr anerkannten Führungskräfte und Autoritäten ihre eigenen witzigen Reime:

    »Unter den Talaren
    der Muff von 1 000 Jahren.«

    Der Titel des erfolgreichen Films ›Zur Sache, Schätzchen‹ wurde zu einem gegen Klaus Schütz, den Regierenden Bürgermeister von Berlin, gerichteten Slogan umgedichtet:

    »Zur Sache, Schützchen ,
    nimm Dein Mützchen.«

    Und die in Wohngemeinschaften wie der Kommune 1 zusammengerückten Kommunarden gaben die Parole aus:

    »Wer zweimal mit derselben pennt
    gehört schon zum Establishment.«

    Vielleicht war dieser spöttische Zweizeiler aber auch eine Erfindung der Gegner.
    Als sich die APO zurückzog und ihre Anhänger zu jenem »langen Marsch durch die Institutionen« aufforderte, mit dem sie die Bastionen der Mächtigen unterminieren wollten, wurden ihnen Witze nachgereicht. Sie machten sich vor allem über den schwer verständlichen Soziologenjargon der Revolutionäre lustig. Der Jargon hörte sich so an:

    Ein Soziologenteam befragte 600 Arbeiter eines Hüttenwerks und kam zu folgendem Ergebnis: »Alle Arbeiter, mit denen wir gesprochen haben und die überhaupt ein Gesellschaftsbild entwickeln, sehen die Gesellschaft als unabwendbare oder abwendbare, unüberbrückbare oder ›partnerschaftlich‹ zu vermittelnde Dichotomie … Arbeiterbewusstsein und Dichotomie-Vorstellung sind aneinander gebunden.«
    (Dichotomie = Verzweigung , Zweiteilung. )

    Andere Angriffsziele waren die antiautoritäre Kindererziehung und die Diskussionssucht der Alternativen.

    Die Kindergärtnerin macht eine Eignungsprüfung mit der vier Jahre alten Tochter eines Politologen und sagt: »Nenn mir doch bitte einige Wörter, die dir gerade einfallen.«
    Da wendet sich das Kind an seine Mutter: »Was meinst du, Mama, möchte die Tante einige konsequent logisch konstruierte Sätze hören oder nur ein paar ganz schlichte, irrelevante Bemerkungen?«

    Ein antiautoritäres Ehepaar will beim Standesamt das neugeborene Kind anmelden.
    »Junge oder Mädchen?«,

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