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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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Friedensbewegung anschlossen, um gegen das dramatische Wettrüsten der Weltmächte zu protestieren, sang ein zartes blondes Mädchen aus der Bundesrepublik Deutschland zur Gitarre ihr Lied:

    Ein bisschen Frieden,
    ein bisschen träumen,
    damit die Menschen
    nicht so oft weinen …

    Nicole gewann mit ihrem schlichten Wunschkonzert beim »Grand Prix d’Eurovision de la Chanson« den 1. Preis. Offenbar waren sich die zuständigen Jurys und Millionen Fernsehzuschauer darin einig, dass die Flucht in den Traum keine schlechte Medizin gegen zunehmende Ängste sei. Auch die Bettelei um Nächstenliebe oder die raunende Prophezeiung wurden vom Schlager angesprochen:

    Hier ist ein Mensch,
    der will zu dir,
    du hast ein Haus,
    öffne die Tür.

    Eine von Peter Maffay gesungene Voraussage nannte der Volksmund respektlos ›Das Zahnarztlied‹:

    Über sieben Brücken musst du gehn
    sieben dunkle Jahre überstehn.

    Sobald Kriege ihre Erholungspausen beenden, schlüpfen die Akteure der Traumfabrik in Frauenkleider oder bewerfen sich mit Sahnetorten. Die Blödelei der Filmkomödie lenkt von der Notlage ab, von der bedrohlichen Lage in Afghanistan, Polen, Israel, Iran/Irak und von der Tatsache, dass die USA etwa 9 500 nukleare Sprengköpfe, die UdSSR etwa 6 500 bereithielten. Auch im eigenen Land wuchsen die Gefährdungen: 1981, als 250 000 Menschen in Bonn für Frieden und Abrüstung demonstrierten, verübten Terroristen in der Bundesrepublik mehr als 400 Brand- und Sprengstoffanschläge.
    Wenn Gefahr droht, kneift der Witzbold. Die Beruhigung, die Beschwichtigung durch erbauliche Glückwünsche überließ er den Schlager- und Filmemachern. Oder dem Bundespräsidenten Karl Carstens, der – gleichfalls 1981 – mit seiner Frau in Etappen 1 129 km durch westdeutsche Lande wanderte. Vielleicht seine bedeutendste Leistung.
    1982, als die Arbeitslosenzahl in der Bundesrepublik auf zwei Millionen angewachsen war, löste Helmut Kohl den tüchtigen Helmut Schmidt als Bundeskanzler ab. Schmidt hielt künftig weltweit Vorträge und verdiente damit mehr Geld als vorher. Erst jetzt holte ihn ein Witz ein, der seine Eitelkeit veralberte.

    Helmut Schmidt muss als Zeuge vor Gericht erscheinen.
    Er wird zur Person befragt.
    »Name?«
    »Schmidt.«
    »Vorname?«
    »Helmut.«
    »Geboren in?«
    »Hamburg.«
    »Geburtsdatum?«
    »23 . Dezember 1918.«
    »Beruf?«
    »Größter Staatsmann des Jahrhunderts.«
    Der Gerichtsschreiber zögert und blickt den Vorsitzenden fragend an. Der sieht seine Beisitzer an, überlegt eine Weile, nickt schließlich gönnerhaft und setzt die Zeugenbefragung fort.
    Zum Schluss der Verhandlung geht Helmut Schmidt mit Egon Bahr aus dem Saal und fragt: »Na , Egon , wie war ich?«
    »Hervorragend , Helmut« , sagt Bahr, »klare Worte, präzise Aussagen, ein blendendes Auftreten, nur …«
    »Was?«
    »Das mit dem größten Staatsmann des Jahrhunderts, dass du es von dir selber sagst, das könnten einige falsch verstehen.«
    Da schüttelt Helmut Schmidt energisch den Kopf und antwortet: »Was sollte ich denn machen, Egon ? Ich stand doch unter Eid …«

    Mit Helmut Kohl fanden die Witzemacher so etwas wie eine weitere Zielscheibe für ihre Dummenwitze. Aber obwohl in der Bonner Szene ständig neue erzählt wurden, waren ihre Pointen ärmlich oder bereits bekannt, weil viele Heinrich-Lübke-Witze nun einfach Helmut Kohl zugeschrieben wurden. Es zeigte sich bald, dass der neue Kanzler nicht aus dem Holz geschnitzt war, aus dem man die Deppen der Nation macht.

    Helmut Kohl fragt Heiner Geißler:
    »Hast du gerade mal dreißig Pfennig klein, ich muss einen Freund anrufen?«
    Sagt Geißler: »Hier hast du sechzig Pfennig, da kannst du alle deine Freunde anrufen!«

    Über den Versuch, seine Bildung anzuzweifeln, soll Kohl selber gelacht haben.

    Vor dem Start der Bayreuther Festspiele ruft der Kanzler das Büro für Vorbestellungen an und sagt: »Hier Helmut Kohl. Ich hätte gerne zwei Karten für morgen.«
    »Für ›Tristan und Isolde‹?«
    »Nein . Für Hannelore und mich.«

    Es kann durchaus sein, dass dieser Witz seinen Ursprung in der DDR hatte, wo man sich schon in den fünfziger Jahren über die First Lady des Staates, Lotte Ulbricht, lustig machte:

    Die Frau von Otto Grotewohl ruft bei Lotte an:
    »Du , Lotte , hast du nicht Lust mitzukommen, wir gehen heute Abend zu ›Figaros Hochzeit‹.«
    »Ach« , sagt Lotte, »ich weiß nicht. Ich kenne die Leute doch gar nicht.«

    Eine Zeitlang waren in der

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