Die Wohltäter: Roman (German Edition)
schwer zu beweisen.«
»Vermutlich ist HHH noch nicht einmal ein Unternehmen, sondern eine Stiftung«, sagte Emil, der zum ersten Mal das Wort ergriff. »Äußerst schwierig, da Einblicke zu erhalten – weil vieles nicht öffentlich zugänglich ist.«
»Aber wir haben doch all das hier«, rief Ninos und hob die Mappe hoch. Er hatte noch nicht einmal die Hälfte der verdächtigen Geldtransfers erläutert, die er mit Ingrid durchgegangen war.
»Man bräuchte einen größeren Zusammenhang«, sagte Strömmer, während er an seinem Bleistift kaute.
»Meine Informantin hat gehört, dass es auch einen Bericht von Sida gibt, in dem steht, dass nicht alle Gelder ihr Ziel erreichten.« Das war Ninos’ Trumpf.
»Dann erscheint es mir aber umso merkwürdiger, dass er nie veröffentlicht wurde«, warf Sigge ein und drehte sich um. »Oder hast du davon gehört, Emil?«
»Wir könnten ihn bei Sida anfordern«, schlug Emil vor. »Um zu erfahren, ob er tatsächlich existiert.«
Sigge Strömmer nickte und sah Ninos an. Er deutete auf die Unterlagen, die Ninos vorgelegt hatte. »Und wo stammt das alles her?« »Aus dem Büro von HHH.«
Sigge warf Marie-Louise einen kurzen Blick zu.
»Heißt das, Sie waren dort und haben sie gestohlen?«
»Nein, nein, nur kopiert. Ich sage doch, dies hier sind Kopien.«
Würde sich das Theater, das er schon mit Ingrid hinter sich gebracht hatte, nun etwa wiederholen?
»Und wie kommt es, dass man Ihnen das erlaubt hat?«
»Ich war als eine Art Wallraff unterwegs«, antwortete Ninos stolz. »Ich habe dort gearbeitet. Unter dem Decknamen Ömer Tunc. «
Sigge Strömmer lächelte ihn unsicher und leicht verwundert an.
»Aha. Sie verstehen, dass wir genau nachfragen müssen. Wir wollen sichergehen, dass die Dokumente echt sind. Wie wir damit umgehen sollen, dass Sie dort im Büro waren, weiß ich nicht. Aber vielleicht sollten wir einfach keine großen Worte mehr darüber verlieren.«
Das war Ninos mehr als recht.
»Sie sind also Journalist?«, fuhr Strömmer fort.
Ninos nickte. Ingrid hatte ihm erklärt, dass sich jedermann Journalist nennen konnte, egal, ob er jemals etwas geschrieben hatte oder nicht.
Strömmer sah unschlüssig aus. »Sie müssen verstehen, dies ist Schwedens größte Tageszeitung. Wir können uns keine Fehler erlauben. Es ist ja« – er stockte kurz – »wunderbar, dass Sie zu uns kommen. Ganz besonders, weil wir mehr Leute wie Sie hier in der Redaktion bräuchten. Aber ich kann Ihnen keine Stelle anbieten. Natürlich werden wir für Ihre Hinweise zahlen. Wir würden die Dokumente gern hier behalten und prüfen, ob wir etwas daraus machen können.«
Ninos schüttelte den Kopf. »Ich möchte den Artikel selbst schreiben. Die Unterlagen gibt es nur mit mir im Doppelpack, keins von beiden kann man einzeln kaufen«, entgegnete er ruhig.
»Aber Sie sind doch gar kein Journalist«, sagte Strömmer leicht resigniert. »Beziehungsweise haben noch nichts veröffentlicht, soweit ich sehen kann.«
»Dann müssen Sie mir eben dabei helfen.«
Strömmer schüttelte den Kopf. »Nein, das geht einfach nicht. Wir können niemanden einstellen, der einfach so von der Straße hereinspaziert, auch wenn Sie einen sehr patenten Eindruck machen, also ...« Er zögerte. »Aber wir kaufen Ihnen wie gesagt gern die Dokumente ab.«
»Ich komme nicht einfach so von der Straße.« Mittlerweile war Ninos etwas gereizt. »Ich habe Ihnen diese Beweise vorgelegt, aber wenn Sie nicht mit mir kooperieren wollen, gehe ich eben wieder. Es gibt bestimmt eine andere Zeitung, die gern einen Blick darauf werfen möchte.«
Nun ergriff Marie-Louise mit einem freundlichen Lächeln das Wort.
»Ich habe einen kleinen Vorschlag. Sie bekommen zwei Wochen Zeit, um mit Emil gemeinsam diese Story zu entwickeln. Er wird Ihr Partner. Wenn Sie beweisen können, dass HHH von den Ausbildern geleitet wird, haben wir eine Nachricht. Aber dafür brauchen wir Beweise, und zwar mehr als das, was Sie mitgebracht haben. Sie müssen Interviews und irgendeine Form von offiziellen Dokumenten vorlegen, die Ihre Behauptung stützen.«
Strömmer wirkte etwas angestrengt. »Aber wir haben mit Einsparungen zu kämpfen. Wir können auf keinen Fall ...« Er unterbrach sich und warf Marie-Louise einen verunsicherten Blick zu. Sie nickte ihm zu.
»Ich übernehme das. Selbstverständlich werden wir Sie bezahlen«, fuhr sie fort. »Sie werden mit Emil gemeinsam arbeiten, ganz einfach.«
Sie notierte etwas auf einen Block und klopfte
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