Die Wohltäter: Roman (German Edition)
zusätzliches Telefon, und einen zweiten Stuhl können wir auch organisieren.«
Ninos richtete sich an dem kleinen Seitentisch neben Emils Schreibtisch ein. Er fühlte sich wie an seinem ersten Schultag. Aus seiner Tasche kramte er einige Stifte hervor und reihte sie säuberlich vor sich auf die Platte. Dort stand auch ein kleines Telefon mit einer Menge kleiner roter Lämpchen, die neben den Tasten aufblinkten. Ninos betrachtete sie eine Weile und fühlte sich mehr oder weniger handlungsunfähig. Er hatte erreicht, was er wollte. Etwas unwohl war ihm dennoch.
Nachdem Emil eine Weile telefoniert hatte, richtete er sich mit bekümmerter Miene an Ninos. »Das Ganze ist etwas merkwürdig. Ich habe in der Presseabteilung und bei mehreren Abteilungsleitern von Sida angerufen, aber keiner hat von einem Bericht gehört, in dem es um HHH geht. Der Archivar wollte noch weitersuchen, aber er arbeitet schon seit fünfzehn Jahren da, und wenn er ihn nicht kennt, muss man sich schon fragen, ob der Bericht überhaupt existiert. Stattdessen liegen Anträge auf Geld für verschiedene Projekte vor, die sie in Afrika haben. Die wollten sie uns schicken. Ich überlege nur«, fuhr Emil fort, »bist du ganz sicher, dass der Bericht von Sida ist? Und nicht von einer anderen Behörde?«
»Welche sollte das denn sein?«
Emil knabberte an einem Fingernagel. Sida kontrolliert sich ja wohl kaum selbst. Aber sie unterstehen dem Außenministerium. Vielleicht haben die eine Prüfung angeordnet. Durch den Rechnungshof oder Ähnliches.«
»Dann rufen wir also dort an?«
Emil schüttelte den Kopf. »Wir machen es ganz ordnungsgemäß. Ich schicke eine Anfrage nach einer offiziellen Akte an das Außenministerium und den Rechnungshof. Wenn eine Behörde ein offizielles Dokument erhalten oder verschickt hat, bekommen wir Einsicht. Auf diese Weise decken wir am meisten ab.«
»Okay«, stimmte Ninos zu, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was Emil damit meinte.
»Per Gesetz sind die Behörden dazu verpflichtet, uns alles zur Einsicht zu überlassen, was existiert und als offizielle Akte eingestuft wird, es sei denn, sie fällt unter das Geheimhaltungsprinzip«, erklärte ihm Emil.
»Und wann erhalten wir sie dann?« Ninos zeigte sich Emils Methode gegenüber skeptisch.
»Das kann eine Weile dauern. Aber wir schicken die Anfrage heute los und sehen dann weiter«, sagte Emil, der ganz begeistert von seiner Idee war. »So etwas gehört zu meinen Spezialitäten, weißt du.«
Emil suchte in seinem Computer ein Textmuster auf dem Briefpapier der Zeitung. Er veränderte es leicht und zeigte Ninos dann, was er geschaffen hatte. »Mit diesen Worten kann man alle möglichen Dokumente des öffentlichen Schwedens zur Einsicht beantragen. Man trägt einfach ein, woran man interessiert ist. Dann müssen sie das heraussuchen. Laut Grundgesetz, verstehst du.«
Ninos beugte sich über Emils Schulter und las. Er verstand, dass der Kollege ihm gerade eine Lektion in Journalismus erteilte.
Im Auftrag der Morgenzeitung aus Stockholm beantrage ich Einsicht in alle Dokumente, die in der Regierungskanzlei eingegangen sind, von ihr verschickt oder anderweitig bearbeitet wurden und die »HHH« oder »Hilfe von Hand zu Hand« erwähnen oder auf andere Weise behandeln, inklusive Berichten, Auszahlungsbescheiden und Regierungsbeschlüssen.
Falls ein Teil des Materials unter den Geheimhaltungsbeschluss fällt, möchte ich bereits an dieser Stelle um eine partielle Einsicht gemäß Gesetz über die Pressefreiheit Paragraph 2, Absatz 12 bitten sowie um eine Begründung für den Geheimhaltungserlass zu den Abschnitten, die nicht zur Einsicht freigegeben wurden.
Ich möchte weiterhin darum bitten, mir das Material sowohl in elektronischer als auch in gedruckter Form per Post zu schicken. Sollten die Kopierkosten einen Betrag von fünfhundert Kronen übersteigen, bitte ich um vorherige Benachrichtigung.
Zu guter Letzt bitte ich um eine zügige Bearbeitung meiner Anfrage gemäß Kapitel 2, Gesetz über die Pressefreiheit, und um eine schnelle Bereitstellung des Materials, das per Definition zu den offiziellen Dokumenten gehört – was bedeutet, dass ich eine vollständige Prüfung des Materials in keinem Fall abwarten möchte, falls Teile davon auch schneller freigegeben werden könnten. Bei eventuellen Nachfragen können Sie mich unter der angegebenen E-Mail-Adresse erreichen.
Mit freundlichen Grüßen
Emil Halvarsson
Emil lehnte sich sichtbar zufrieden
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