Die Wohltaeter
eine Augenbraue in Ninos’ Richtung. »Ich verspreche, dass ich dich umbringen werde, wenn das hier schiefgeht.«
»Auf keinen Fall«, sagte Ninos und warf Matay einen Blick zu, der besagte, dass er sich zurückhalten sollte. »Du weißt doch, wie er ist.« Er versuchte, bedauernd dreinzuschauen.
Isabel schien zu zweifeln. »Du wirst mich nicht in eine MengeDummheiten mit hineinziehen«, erwiderte sie unruhig. »Ich habe für diesen Job gekämpft. Fünfzehn Jahre in der Jugendorganisation der Partei. Du weißt ja, welch geringe Chance Aspiranten ohne Adelstitel haben, und für unsereins ist sie noch geringer. Das darfst du mir nicht zerstören.«
Ninos versicherte ihr, dass es keinen Grund zur Nervosität gebe. »Aber jetzt erzähl schon«, sagte er ungeduldig.
Sie lächelte ein wenig über seinen Eifer und schien sich etwas zu entspannen. »Hast du Papier und Stift bereit? Dann fass ich die interessanten Dinge für dich zusammen.«
Ninos hielt den Stift bereits in der Hand. »Leg los.«
»Nein«, antwortete Isabel weich. »Zuerst will ich den Namen meiner Verabredung hören.«
Ninos stöhnte. »Okay. Er ist Arzt. Sechsunddreißig. Heißt Shabo. Sehr behaart. Möchte viele Kinder. Ich habe ihm deine Nummer gegeben, und er wird sich melden, das schwöre ich. Sieh es ganz entspannt. Er ist kein Parteimitglied.«
»Wenn du jetzt bluffst, werde ich dir nie wieder helfen«, sagte Isabel. »Aber gut.« Sie war ziemlich zufrieden mit dem Profil, das sie gerade gehört hatte.
»Dieser Bericht ist in der Tat ziemlich spannend«, begann sie. »Die Chefin des Rechnungshofes, Gunnel Bexelius, hat ihn vor zwei Jahren in Auftrag gegeben, und er ist sehr detailliert. Aber es war kein Verteiler darauf abgedruckt, sodass ich davon ausgehe, dass ihn noch nicht viele Menschen gelesen haben. Vielleicht sogar niemand. Normalerweise werden die Berichte an alle Betroffenen verteilt, aber dieser hier ist anscheinend noch nicht einmal an Sida gegangen.«
Sie warf einen kurzen Blick in ihre Unterlagen, bevor sie fortfuhr. Ninos den Bericht auch nur kurz zu zeigen, konnte bereits einen Gesetzesverstoß bedeuten, erklärte sie ihm, und aus diesem Grund hatte sie ihn gründlich studiert und das Wichtigste herausgeschrieben, damit sie es ihm referieren konnte.
Der Ermittler der Untersuchungskommission hatte HHHs Wohltätigkeitsaktivitäten in fünf verschiedenen Ländern untersucht: Botswana, Südafrika, Angola, Kongo und Zimbabwe. DieProjekte waren drei Jahre lang mit insgesamt fast zwanzig Millionen gefördert worden. Der größte Beitrag war in die Arbeit in Zimbabwe geflossen.
Von den acht HHH-Projekten, welche Sida gefördert hatte, hatte der Ermittler auf seiner Reise durch sämtliche Länder nicht einmal drei ausfindig machen können. Der Ermittler ließ offen, inwieweit die Projekte überhaupt existierten. Er schrieb, es sei schlicht unmöglich gewesen, Geschäftsräume, Personal oder andere Anzeichen dafür zu finden, dass die im ursprünglichen Antrag beschriebenen Hilfsaktivitäten tatsächlich stattfanden. Die zwei Projekte in Harare konnten zwar aufgespürt werden, aber es fand keine Form der Wohltätigkeitsarbeit statt, die Gelder waren stattdessen zu einer in Harare registrierten Holdinggesellschaft weitergeschleust worden, deren Geschäftstätigkeit unklar war. Diese Gesellschaft hatte auch eine Adresse in Florida, die sich Ninos notierte.
Die übrigen Projekte wurden, soweit der Ermittler das beurteilen konnte, allein auf freiwilliger Basis betrieben, mithilfe von Ehrenamtlichen, sodass keine Kosten entstanden. Daher stellte sich die Frage, wie die Fördergelder von Sida verwendet worden waren. Darauf hatte niemand eine Antwort geben können. Der Bericht endete mit einer Berechnung, laut derer nur rund zwei Prozent der ausgezahlten Entwicklungshilfe bei den besagten Empfängern angekommen waren.
Isabel verstummte und schaute erwartungsvoll zu Ninos, der sie ungläubig anstarrte.
»Zwei Prozent«, sagten sie dann beide gleichzeitig.
»Also, Ninos«, begann Isabel dann. »Du verstehst wohl, was das bedeutet?«
Ninos nickte. Er verstand. Seine schlimmsten Befürchtungen waren noch übertroffen worden. Seine Gedanken waren bei der Holdinggesellschaft hängengeblieben.
»Harare? Das ist in Zimbabwe«, sagte er dann. »Dort regiert dieser Irre, Mugabe, oder?«
»Mach mal halblang«, unterbrach Matay ihn auf Assyrisch und wollte sich ins Gespräch einmischen. »Er ist ein gefeierter Freiheitskämpfer.Jetzt nennt man
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