Die Wohltaeter
Schweden es verheimlichen. «
»In ein neues Flugzeug für Møller?«, fragte Ninos sarkastisch.
»Es geht nicht nur an Møller«, entgegnete Matay nachdenklich. »In den siebziger Jahren wurde die Entwicklungshilfe für die PLO aus Schweden direkt in den Waffenkauf investiert. Das glaubten damals zumindest alle. Und die schwedische Regierung wusste die ganze Zeit über, dass es sich dabei um keine gewöhnliche Entwicklungshilfe handelte.
»Meinst du das jetzt ernst?« Ninos schoss einige Zentimeter aus dem Sofa hoch und ließ sich dann wieder zurücksinken. »Dass das Geld in Waffen für Mugabe investiert wird?«
Matay schüttelte den Kopf. »Das wirst du nie erfahren. Ich sage nur, dass mit Entwicklungshilfe an Regierungen, die ihre eigene Befreiungsbewegung haben, viele interessante Dinge passieren können.«
»Er hat recht«, sagte Isabel. »Schweden gehört zu den Ländern, die Mugabe von Anfang an unterstützt haben. Er war Teil der internationalen Solidaritätsbewegung. Auch wenn es inzwischen etwas schwerfällt, Hilfe für Mugabes Regime zu rechtfertigen, hat man ihm bereits das Versprechen für weitere zweihundert Millionen in den nächsten Jahren gegeben. Das meiste davon geht über die HHH.«
Ninos nickte vorsichtig vor sich hin. Als er jünger war, hatte er Anstecker mit Fidel Castro, Che Guevara und Mugabe getragen. Sie hatten cool ausgesehen, und außerdem waren die drei Männer Freiheitskämpfer gewesen. Das wussten alle Migrantenkinder in Södertälje.
»Du musst bedenken, dass die Regierung heute aus den gleichen Parteien bestand wie damals«, fügte Isabel hinzu. Es wäre ja unglaublich peinlich für Schweden, wenn herauskäme, dass wirMugabe bei der Unterdrückung seines Volks finanziell unterstützt haben, jetzt, wo er zu den schlimmsten Verbrechern Afrikas zählt. Er selbst bezeichnet sich allerdings noch immer als Freiheitskämpfer. Und wir nennen die Gelder Entwicklungshilfe.«
Plötzlich erklang Flemming Kragerups Stimme in Ninos’ Kopf. »Lesen Sie ein bisschen was über Zimbabwe und Schweden.« Das hatte er also damit gemeint. Die solidarische Begeisterung der schwedischen Politiker für Mugabe.
Ninos wäre am liebsten sofort zurück in die Redaktion gestürmt, um die Akte hervorzuholen, die er irgendwo in Emils Büro liegengelassen hatte.
»Jetzt wird mir auch klar, wo das Kopfgeld herkommt«, sagte Matay plötzlich. »Es gibt in Schweden noch viel Geld zu holen, aber nicht, wenn du all das in der Zeitung veröffentlichst.«
»Was sagst du da? Was für ein Kopfgeld?«, fragte Isabel unruhig. Sie sah Ninos vorwurfsvoll an. »Ich wusste, dass du mich in irgendwelche dreckigen Geschichten hineinziehen würdest. Ich gehe jetzt.« Sie stand schnell auf, aber Matay hielt sie zurück.
»Es ist unwürdig, nur von seiner eigenen Karriere zu sprechen, wenn es um das Leben eines Kameraden geht. Setz dich«, rief er.
»Wessen Leben?« Isabel sah erschrocken aus.
Ninos trat unter dem Tisch kräftig auf Matays Fuß und lächelte gleichzeitig Isabel an.
»Matay vergleicht die Situation mit der im Mittleren Osten. Er meint es sozusagen philosophisch.«
Ursprünglich hatte Ninos geplant, das Gespräch auch auf den Engländer zu lenken, entschied dann aber, dass sie genug von Isabel erfahren hatten – er hatte erst einmal ausreichend Material, über das er sich Gedanken machen konnte.
Karin las noch einmal die erste Seite des Berichts, um sicherzugehen, dass sie nichts übersehen hatte. Häufig fand man ausgerechnet in den uninteressantesten Abschnitten wichtige Anhaltspunkte, in einer Überschrift oder in einem Datum beispielsweise. Der Name der Auftraggeberin war selbstverständlich pikant. Die Tatsache, dass Bexelius Fragen über Sidas HHH-Projekt gestellthatte, verwunderte niemanden. Sobald eine Behörde auch nur eine einzige Krone ausgab, war Bexelius da und stellte das Vorhaben in Frage wie ein typischer, alter Wirtschaftsprüferfuchs.
Karins langjährige Nachbarin aus der Fredrikshovgata hatte sich damit einverstanden erklärt, ihr das Vorsatzblatt auszuhändigen, das in der Datenbank der Regierungskanzlei über ältere Angelegenheiten leicht zugänglich war. Den gesamten Ausdruck des Berichts wollte sie ihr allerdings nicht heraussuchen. Das erschien ihr zu risikoreich. Also war Karin gezwungen, zu warten, bis der Archivar sein Urteil gesprochen hatte. Jetzt lag es also an ihr, herauszufinden, ob es ein Puzzle gab, das sie, ausgehend von ihren wenigen Informationen,
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